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"Waldschulheim" Franzensberg

Vorschaubild "Waldschulheim" Franzensberg

Das "Waldschulheim" Franzensberg

 

Wolfgang Schimmel


   In beschaulicher Ruhe am Waldesrand und etwas versteckt zwischen den Hügeln der Mecklenburgischen Schweiz findet man das "Waldschulheim" Franzensberg. Ein kleines Schild an der Straße im Wald zwischen Gülitz und Neukalen weist den Weg.
   Wie ist das Gebäude entstanden?
   Ursprünglich wohnte der Amtsförster für die umliegenden herzoglichen Waldungen in Neukalen in der Gegend des Forsthofes. Am Anfang des 19. Jahrhunderts war das Forsthaus schon sehr baufällig und sollte neu errichtet werden. Um jeglichen Streit zwischen der Stadt und dem herzoglichen Amt für die Zukunft zu vermeiden, entschloß man sich, ein neues Forstgehöft außerhalb des Stadtgebietes auf der Schlakendorfer Feldmark nahe an der herzoglichen Waldung anzulegen. So geschah es auch.
   Johannis 1821 zog der Förster Georg Friedrich Pflugradt in das frisch erbaute Forstgehöft. Es erhielt zu Ehren des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg (1785 - 1837) den Namen "Franzensberg". Die landesherrliche Verleihung dieser Benennung erfolgte unter dem 29.9.1821.
   Zum Forstgehöft gehörten eine Scheune, ein Stallgebäude und ein großer Garten. Es entwickelte sich ein reger Wirtschaftsbetrieb. Der größte Teil der Lebensmittel wurde selbst hergestellt. Im Winter war man oft von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten. Um 1850 lebten hier neun Personen: die Familie des Försters Pflugradt, der Jäger Schulz, die Wirtschafterin Wiebcke, ein Knecht, ein Junge und zwei Dienstmädchen.
   Nach Förster Pflugradt, der 1861 verstarb, waren bis 1912 noch folgende Förster für die herzoglichen Waldungen zuständig und wohnten in Franzensberg: Drechsler (ab 1862), Schickendantz (ab etwa 1884) und Kühm.

 

Annonce Franzensberg 1897   Annonce Franzensberg 1905

 

 

 

   Im Jahre 1913 zog der Förster nach Gülitz in den dortigen Pachthof. Das bisherige Forstgehöft Franzensberg wurde als Bauernstelle verpachtet. Nach dem ersten Weltkrieg pachteten zwei abgedankte kaiserliche Offiziere den früheren Forsthof zur landwirtschaftlichen Nutzung. Auf Grund der schwierigen und ungünstigen Bodenverhältnisse gaben sie ihr Vorhaben bald auf, und der Bauer Voß übernahm die Pacht und Bewirtschaftung.

 

Folgender Beitrag kann aufgerufen werden:

 

Der Maler Gustav Pflugradt

 

 

 

Reinhold Dettmann

 

Nach dem Krieg


   Die Bauernstelle Voß in Franzensberg wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch die Bodenreform vom 5. September 1945 in zwei Flurstücke geteilt. Die Flurstücksgrenze teilte von nun an das Wohnhaus in zwei Hälften. Die nordwestliche Seite wurde der Familie Olschewski und die südwestliche der Familie Kracht übereignet. Schon im April 1949 zog die Familie Kracht zunächst nach Schlakendorf in die ehemalige Schnitterkaserne und verließ 1952 die DDR, um in die Bundesrepublik zu ziehen. Auch Olschewskis gingen 1952 in den Westen. Der Wohnraum in Franzensberg und auch der landwirtschaftliche Betrieb wurde von Familie Kunst übernommen und von ihr bis 1957 genutzt und bewirtschaftet. Danach war das Gehöft unbewohnt, stand leer und war dem Verfall preisgegeben.

 

Franzensberg um 1958

 

Franzensberg, um 1958

 

Scheune in Franzensberg, um 1958

 

Scheune in Franzensberg, um 1958

 

Stallgebäude in Franzensberg um 1958

 

Stallgebäude in Franzensberg, um 1958
 
 
 
Der Um- und Ausbau des alten Forsthofes zur außerschulischen Einrichtung


   Zu Beginn des Jahres 1958 wurde unter Verantwortlichkeit des Stellvertreters des Vorsitzenden des Rates des Kreises Malchin, Herrn Schumacher, und dem Vorsitzenden der kreislichen Pionierorganisation, Herrn Marx, ein Arbeitsprogramm zur Errichtung einer polytechnischen Pionierstation in Franzensberg erstellt. Bis zum 20.12.1958 war ein breit gefächertes Komitee zum Aufbau der Station zu bilden, dem unter vielen anderen auch ein Lehrer aus der Mittelschule Neukalen, Arbeiter des RAW Malchin und einer Spezialwerkstatt, Vertreter des VEB Kraftverkehrs Malchin, des Kreisausschusses der Nationalen Front, des FDGB, der Plankommission, der Kreisleitungen der SED und der FDJ, der Pionierorganisation, der Abteilung Finanzen und der Abteilung Volksbildung sowie der zuständige Bauleiter und der Kreisbaudirektor Herr Sparmann angehörten.
   Zu jenem Zeitpunkt war das Vorhaben der Errichtung einer Pionierstation unter den mehr als komplizierten finanziellen und materiellen Bedingungen wohl als eine Pionierleistung im wahrsten Sinne des Wortes zu betrachten. Obwohl die Öffentlichkeit zur Unterstützung des Projekts stark miteinbezogen wurde, konnten nicht alle Vorhaben bis ins Letzte verwirklicht werden.
   Die noch vorhandenen Stallungen sollten für die Unterbringung von Kleinvieh, als Werkraum und Garage ausgebaut und hergerichtet werden, denn im Rahmen der Polytechnik dachte man an die Haltung von Schafen, Ziegen, Kaninchen, Geflügel und auch an eine Imkerei.
   Heute wissen wir, daß es nicht gelang, Stall und Scheune zu erhalten. Sie wurden abgerissen und teilweise als Baumaterial wiederverwendet. Alle Anstrengungen konzentrierten sich auf den Umbau des Wohnhauses und die Versorgung mit Licht und Wasser, was bis zum 1.6.1960 abgeschlossen werden sollte.
   Auch wenn ein bildungs- und erziehungspolitischer Hintergrund z. B. anhand von Jahresarbeitsplänen besonders Ende der 60er und in den 70ger Jahren ganz offentsichtlich wird, macht sich ein Pioniergeist besonders in der Urheber- und Aufbauphase der Station Franzensberg bemerkbar. Die Folgen wirtschaftlich schlechter Zeiten konnten nur durch gemeinsame Anstrengungen und die Einbeziehung einer Vielzahl von gesellschaftlichen Kräften und Interessenten überwunden werden. So wurde z. B. bei der Deutschen Notenbank in Malchin das Spendenkonto 8024 eingerichtet.
   Über die VdgB wurden Genossenschafts- und Einzelbauern aufgerufen, den Bau durch Material- und Geldspenden zu unterstützen. In gleicher Weise appellierte der FDGB - Kreisvorstand an seineGewerkschafter. Die Abteilung Kultur verpflichtete sich, mit den Kulturgruppen und Musikkapellen des Kreises, den Erlös einer Veranstaltung auf das Spendenkonto zu überweisen. Der Kreislichtspielbetrieb und die Presse (Freie Erde und Dorfzeitungen) übernahmen zusammen mit verschiedenen Massenorganisationen, Lehrern und Erziehern einen Hauptteil der Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Information über das Projekt. Bauunterlagen und der Stand der Arbeiten sollten nach dem 13.12.1958 laufend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
   Das Kreisbauamt und ein Patenregiment der Streitkräfte sollten ab 1.1.1959 Baufachkräfte zur Verfügung stellen. Vordringlich war die Frage der Energieversorgung in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb bis zum 31.5.1960 in die Wege zu leiten. Bisher gab es in Franzensberg nur Kerzenschein und Petroleumleuchten. Weitere Betriebe und PGH des Kreises waren aufgerufen, Brigaden und Einzelhelfer zu stellen.
   Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) wurden von Bürgern des Kreises Malchin viele freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche waren an der Gemeinschaftsaktion beteiligt.
   Im Jahre 1959 sollten je Pionier 3,00 DM aus Schrott-, Altstoff- und anderen Sammlungen aufgebracht werden. DTSB und GST waren für körperliche Arbeitseinsätze an Wochenenden zu gewinnen. An die Bezirksleitung der Pionierorganisation in Neubrandenburg und auch an die Zentralleitung in Berlin wurden Anträge zur finanziellen Unterstützung gestellt.
   Für die Ausführlichkeit und den Umfang der Darstellung dieses Zeitabschnittes bitte ich den Leser um Verständnis, obwohl es sich nur um einige Auszüge von erhaltenen Dokumenten handelt. Weitere Details liegen vor.
   Aus den aufgeführten Bemühungen vergangener Jahre und mittlerweile ja schon der Großeltern der heutigen Belegungskinder von Franzensberg erwächst auch eine Verpflichtung, die gerade in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft von besonderer Bedeutung ist.

 

 

Franzensberg um 1960

 

Franzensberg um 1960

 

Ausbau des früheren Forstgehöftes zur Pionierstation 1959/1960 (1)

 

Ausbau des früheren Forstgehöftes zur Pionierstation 1959/1960 (2)

 

Ausbau des früheren Forstgehöftes zur Pionierstation 1959/1960 (3)

 

Ausbau des früheren Forstgehöftes zur Pionierstation 1959 / 1960

 

 

Pionierstation Franzensberg                       35 Jahre außerschulische Einrichtung

   Zu Beginn des Jahres 1961 stand an der Einfahrt nach Franzensberg dann ein markantes Hinweisschild, auf dem zwei Jungpioniere mit ihrem Symbol und der Bezeichnung "Pionierstation Franzensberg" dargestellt waren.

   Am 11. Februar 1961 reisten Schüler der Teiloberschule Faulenrost mit dem späteren langjährigen Leiter der Einrichtung Wolfgang Ludwig als Betreuer zur ersten Belegung in Franzensberg an. "Der Himmel war grau und die Schuhe voller Schlamm ... Als wir dann aber mit unserem Gepäck und der Verpflegung für fünf Tage vor der Station standen, waren alle Strapazen vergessen. Bald begann überall ein emsiges Treiben in den Schlafräumen und in der Küche, und alle fühlten sich schnell wie zu Hause ..." - so steht es in einem Zeitungsartikel damaliger Zeit zu lesen. Leider läßt sich die Anzahl der Kinder, die seitdem in Franzensberg waren, nicht mehr genau ermitteln, da die Belegungsbücher nicht vollständig vorhanden sind. Nach vorliegenden Unterlagen kommt man auf eine Zahl von ca. 30 000 Schülern, zuzüglich 3000 - 4000 Lehrern und Betreuern als Übernachtungsgäste. Eine Vielzahl von Tagesgästen zu Anlässen unterschiedlichster Art, wie z. B. zu Wandertagen, Elternabenden, Fachtagungen, Sportveranstaltungen und Umwelt- und Naturschutzveranstaltungen kommen noch hinzu.
   Nicht nur "die Schuhe voller Schlamm", wie vor 35 Jahren zu lesen stand, sondern da kommen auch schon mal die Hosen dazu oder ab und zu ein Dreiangel in der Jacke. All das ist schnell zu reparieren. Nur die kindlichen Wesen und Gemüter, denen solche kleinen Pannen mit der sich dahinter versteckenden Spiel- und Bewegungsfreiheit immer öfter vorenthalten werden, sind manchmal nicht mehr so einfach zu reparieren. Viele Eintragungen in den Gäste- und Belegungsbüchern berichten von unvergeßlichen Erlebnissen bei Tages- und Nachtwanderungen, Radtouren, touristischen Wettkämpfen und Geländespielen. Dabei kam es zum Beispiel vor, daß sich am sagenumwobenen Hertha - See der Boden unter den Füßen eines Stavenhägener Jungen plötzlich bewegte. Ein Wildschwein hatte sich in seinem Kessel unter trockenem Gras so gut eingeschoben, daß es nicht zu sehen war und nun in panischer Angst davonstob. Der betroffene Junge wählte natürlich die entgegengesetzte Richtung für seine Flucht.

   Auch wenn es nicht jeden Tag zu solchen dramatischen Erlebnissen kommt, wird uns der Erlebnisreichtum der Klassenfahrten nach Franzensberg immer wieder bestätigt.

 

Klasse 7b 1962

 

Vom 10.2. bis zum 12.2.1962 weilte die Klasse 7b aus Neukalen in Franzensberg

 

 

 

   Der Vorteil und das Wesen dieser außerschulischen Einrichtung besteht gerade in der Kombination von emotionalen Erlebnissen in der Gemeinschaft mit einer ungezwungenen nachhaltigen Aneignung von Grundlagenwissen. Bestimmte Erkenntnisse und viele Eindrücke können in der Ruhe und Besinnlichkeit der Schullandheimatmosphäre am gründlichsten und tiefsten verankert werden. Den besten Beweis dafür liefern die 9 - 11jährigen, die heute ins Schullandheim nach Franzensberg fahren, selbst, indem sie uns von Erlebnissen berichten, die schon ihre Eltern als Schüler hier hatten.
   Somit hat sich die Einrichtung in 35 Jahren einen festen Stand bei den Schülern, ihren Schulen bis in die Familien des heimatlichen Einzugsgebietes erworben. Auch wenn Erlebnisse und verschmutzte Hosen sich in den drei Jahrzehnten ähneln, ist ein Unterschied in den Bildungs- und Erziehungszielen während dieser Zeit nicht zu übersehen. Die Schullandheimarbeit wurde in Deutschland nicht nur während des Dritten Reiches politisiert und für den nationalsozialistischen Geist mißbraucht. Auch die sozialistische Bildungspolitik drückte den Tagesabläufen und -inhalten ihren Stempel auf. Regelmäßige Fahnenappelle, politische Diskussionen und die Traditionen der Arbeiterbewegung gehörten zum Programm der Pionierstation. So gibt es im ersten Belegungstagebuch am 18.5.1961 zum Beispiel die Eintragung, daß dem Pionier Harry Krautwurst von der Oberschule Jürgenstorf vom Stationsleiter ein Tadel ausgesprochen wurde, weil er innerhalb eines Tages mehrere Male gegen die Heimordnung verstieß. "Er hörte nicht auf die Anordnung der Erzieher. Am schlimmsten war, daß Harry während der Nachtruhe gelesen hat, dabei einschlief und somit über Nacht das geborgte Buch beschmutzte. Die Pioniergruppe hat beschlossen, daß Harry das Buch ersetzen muß, denn dieses Buch kann keinem anderen Pionier mehr geliehen werden." Zitat aus einem Bericht von den Schülerinnen Edith Zawadski und Iris Wienhöft. Strenge Sitten, aber mit Abstand betrachtet ganz amüsant. Ein Vergleich mit heutigen Verhaltensweisen und Erziehungsmethoden wird interessant und aufschlußreich.
   Obwohl sich die Bezeichnung "Pionierstation" noch lange in den Köpfen hielt, gab es um 1970 die Umbenennung zur "Station Junger Touristen". Es war die in der DDR landesweit übliche Bezeichnung dieser außerschulischen Einrichtungen neben Pionierhäusern und Technikerstationen. Der Bereich der Touristik gewann in den 70ger und 80ger Jahren an Bedeutung. Touristikkommissionen wurden an allen Schulen ins Leben gerufen. Für die Schüler galt es, die Bedingungen für das Touristenabzeichen zu erfüllen. Während der Sommerferien wurden jährlich 2 Wanderrouten um den Kummerower und Malchiner See organisiert, wobei an bestimmten Schulen Wanderstützpunkte eingerichtet waren. Dies erforderte neben der laufenden Belegung einen recht großen organisatorischen Aufwand. Aber neben den Leitern der Einrichtung Herrn Marx (1961 - 1965), Herrn Stoeck (1965), Herrn Puttich (1965 - 1968), Herrn Ludwig ((1969 - 1982), Herrn Dobber (1983 - 1990) und Herrn Dettmann (ab 1991) gab es immer pädagogische und technische Mitarbeiter wie Frau Gall, Herr Masan, Frau Marx, Frau Stoeck, Frau Ludwig, Herr Fiek, Frau Wendeborn, Frau Möbius, Frau Flöring, Herr Burgholte, Frau und Herr Slobodinuk, Frau Vandrey und Frau Ulbricht, die zur Bewältigung der Aufgaben beitrugen.
   Aus Erfahrung kann ich sagen, daß sich unsere Einrichtung in dieser exponierten Lage nur mit entsprechenden persönlichen Einsatz und einer guten Portion Idealismus erfolgreich betreiben läßt. Besonders die Kinder, die ja den größten Anteil an den Belegungszahlen haben, verfügen über ein natürliches Gespür, ob jemand nur eine Pflichtkür absolviert oder ob er sich voll hinter eine Sache stellt und dafür brennt. Dann kann Begeisterung ansteckend sein.
   Bei allem Elan der Mitarbeiter ist jede Kindereinrichtung jedoch immer abhängig vom jeweiligen Träger und in diesem Zusammenhang auch vom Anerkennungsgrad in der Gesellschaft.
   Nicht immer gab es da rosige Zeiten für Franzensberg. Der anfängliche Schwung und Enthusiasmus, mit dem die Station errichtet und betrieben wurde, flaute zu Beginn der siebziger Jahre ab. "Sind im Kreis Malchin Pioniere Stiefkinder?" heißt es in einem "Freie Erde" - Artikel von 1975. Plötzlich schienen sich Fuchs und Hase in Franzensberg wieder "Gute Nacht" zu sagen. Die Station lag "verwaist, gesperrt von der Hygienekommission des Kreises. Der Grund: Schlechter Zustand der sanitären Anlagen ...
   Wie konnte es überhaupt zu diesem "Notstand" kommen? Die "Station Junger Touristen" war alljährlich im Volkswirtschaftsplan des Kreises mit ausreichenden Mitteln für die Werterhaltung vermerkt, 1974 z. B. mit 10600 Mark. Doch in keinem der letzten vier Jahre wurde die Geldsumme vollständig verbraucht und nur selten für die geplanten Reparaturen angelegt. Statt des Daches wurde der Zaun instand gesetzt, an Stelle der Heizung die Kellertreppe. Der Grund: fehlende Baukapazität. So verfiel die Pioniereinrichtung Franzensberg von Jahr zu Jahr mehr".
   Besagter Notstand konnte dann endlich 1983 durch eine beherzte Anbaumaßnahme beseitigt werden. Es entstanden zwei Waschräume mit Dusche. Spültoiletten ersetzten fortan die bisherigen Freiluftplumpsklos. Einigen ganz fanatischen Romantikern standen diese allerdings noch einige Jahre zur Verfügung.
   Die Wasserversorgung war in Franzensberg ein ständiges Problem. Da es keinen Anschluß an eine zentrale Versorgung gibt, mußte man ständig in die eigene Hauswasserversorgung investieren. Dies erfolgte in beträchtlichem finanziellen Umfang. 1982 und 1987 ließ der damalige Rat des Kreises Brunnenbohrungen vornehmen. Mit diesen Investitionen hatte man sich von Seiten des Kreises endgültig für Franzensberg als außerschulische Einrichtung entschieden. Erfreulicherweise änderte sich nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands nichts an dieser wohlwollenden Einstellung der nachfolgenden Kreisverwaltung als neuen Träger und auch des Kreistages der Malchiner. Obwohl sich eine Reduzierung der Personalstellen von sechs auf drei nicht vermeiden ließ, konnte die Attraktivität der nun als "Waldschulheim" bezeichneten Einrichtung u. a. durch weitere Investitionen ständig verbessert werden.
   Bedeutende Maßnahmen waren dabei die 1991 erfolgte Umstellung auf Gasheizung, der Bau einer vollbiologischen Kläranlage 1992, die Entlastung unseres Energiebedarfs durch eine Solar- anlage 1993 und der Einbau neuer Fenster 1994. Nach der Kreisgebietsreform im Sommer 1995 erfolgte die Umbenennung des Waldschulheimes in "Schullandheim Franzensberg". Der Landkreis Demmin trat die Rechtsnachfolge an und übernahm mit der Trägerschaft auch die schwierige Aufgabe, die durch versäumte Grundbucheintragungen nach der Bodenreform vom 5. September 1945 entstandenen Eigentumsprobleme im Sinne des Schullandheimes zu klären. Zum Ende des Jahres 1995 gab es endlich ein Aufatmen in dieser existenziellen Alles - oder - Nichtsfrage dank der Bemühungen der Mitarbeiter der Kreisverwaltungen Malchin und Demmin mit Unterstützung der Schullandheimleitung. Damit könnte das Signal für die Zukunft des Schullandheimes auf Grün stehen. Nicht nur die hohen Belegungszahlen und langfristige Vorbuchungen sprechen für den Bedarf unserer Kinder und Jugendlichen nach Freiräumen, schulalternativer Bildung, kreativer Freizeitgestaltung sowie sozialer und ökologischer Nischen in der Gesellschaft. Das bedrohliche Ansteigen der Jugendkriminalität und der zusehendliche Verlust an Mitmenschlichkeit und Wertachtung sind akute Zeichen, gegen die nicht als Feuerwehrmaßnahme mit mehr Justiz und Polizei gehandelt werden muß, sondern prophylaktisch besonders auch im Grundschulalter unserer Kinder. In diesem Sinne haben wir seit der Wiedervereinigung die Möglichkeit an alte wahre Schullandheimtraditionen anzuknüpfen. Unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen sollten Kinder in Franzensberg immer die Möglichkeit haben zum Singen, Spielen, Tanzen, Backen, Basteln, Wild zu beobachten, Frösche und Kröten zu schützen, Nistkästen anzubringen und auch zur Besinnung und Erholung.

 

Kuchen und Brötchen - selbst gebacken

 

Kuchen und Brötchen - selbst gebacken

 

Kontrolle der Nistkästen

 

Kontrolle der Nistkästen

 

Viel Spaß auf der Balkenschaukel

 

Viel Spaß auf der Balkenschaukel

 

Die Seilbahn fetzt am meisten

 

Die Seilbahn fetzt am meisten

 

Auf Schusters Rappen durch den Wald

 

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10. Franzensberger Frühjahrslauf am 13. Mai 1995

 

10. Franzensberger Frühjahrslauf am 13. Mai 1995