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Frauenpower Teil 1

Stadt Neukalen, den 20.07.2020

Neues von Presse Heinz:

Hallo Freunde!
Frauen an die Macht oder die Debatte um die Quotenreglung. Unsere Heimatstadt Neukalen braucht dies nicht. In ganz vielen Unternehmen unserer Kleinstadt hat das weibliche Geschlecht das Ruder fest in der Hand. Wir haben uns mit Dreien von Ihnen unterhalten. Es ging um dies und jenes. Zum Plauder-Trio gehörten Anita Glasow (Fleischerei Glasow), Daniela Beutz (Friseursalon Beutz) und Franziska Martens (Ratsapotheke). Für Euch jetzt heute der erste Teil unseres Gespräches. Ich kann nur schreiben, es hat mir echt Spaß gemacht!
Eine Neukalener Frauen(Power)runde
1. Hallo, meine Damen. Ihr steht seit 5 Jahren, Anita und Franziska, bzw. seit 10 Jahren, Daniela, an der Spitze Eures Geschäftes. Könnt Ihr kurz Euren Weg dorthin beschreiben und war es immer Euer Ziel selbständig zu sein?
Anita: Ja, na klar war es mein Ziel auf eigenen „Beinen“ zu stehen. Nach meinen Schulabschluß, welchen ich im Jahr 2000 abgeschlossen habe, begann ich eine Berufsausbildung zum Fleischergesellen. Meinen Meister habe ich im Herbst 2010 begonnen und mit Bravour 2012 in Berlin beendet. 2015 dann das Geschäft von meinen Eltern übernommen.
Daniela: Um ganz genau zu sein, waren es am 2.Mai schon 11 Jahre. Selbständig zu sein, war eigentlich nie mein Ziel, aber aufgrund der Unzufriedenheit bei meinen vorherigen Arbeitsstellen und der Aussicht auf einen eigenen Salon, habe ich mich nach Beratung mit der Familie zu einem Besuch der Meisterschule entschlossen.
Franziska: Nein, ich wollte eigentlich nie studieren und demzufolge selbständig sein. Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Pharmazeutisch technischen Assistentin gemacht. Nach 2 Jahren schulische Ausbildung muß man 6 Monate ein Praktikum in der Apotheke absolvieren und da hatte ich dann das Gefühl „Das reicht mir nicht. Ich möchte mehr Verantwortung haben“ Somit habe ich anschließend 3 Jahre an der Abendschule Rostock mein Abitur nachgeholt. Es folgten 4 Jahre Studium in Greifswald und 1 praktisches Jahr in der Apotheke. Geplant war es auch eigentlich die Stadt-Apotheke in Gnoien zu übernehmen. Aber wie man sieht kam es anders - und ich bereue es nicht.

2. Wir durchleben momentan alle eine Zeit, die wir bisher nicht kannten. Wir ist es Euch in dieser unverhofften, ungewohnten Zeit ergangen und welche Auswirkungen hatte dies auf Euer Geschäft, Eure Familie?
Anita: Wir hatten ja zum Glück die Möglichkeit unser Geschäft weiterhin geöffnet zu haben. Aber auch wir mußten mit der neuen Situation zu Recht kommen und gewohnte Arbeitsabläufe anpassen.
Daniela: Um ehrlich zu sein, war es die schwierigste Zeit seit dem Beginn meiner Selbständigkeit. Ich bin auch nicht scharf darauf, so etwas wieder erleben zu müssen. 6 Wochen Geschäftsschließung gehen schon mächtig ans Eingemachte und man hat da auch schon einige Schlafstörungen. Die Familie hat mich da schon sehr gestützt, es kam aber auch Sorge um unsere Eltern auf. Aber ich möchte auch Steffen Niehusen von der Agentur für Arbeit und dem Landtagsabgeordneten Marc Reinhardt für die kompetente Hilfe bei allen Fragen rund ums Kurzarbeitergeld und der Soforthilfe für Selbständige, danke sagen.
Franziska: Es war eine stressige Zeit - sowohl privat als auch beruflich. Ich habe ständig zwischen Familie und Apotheke gependelt und trotzdem das Gefühl gehabt, daß beides zu kurz kommt. Neben den normalen Apothekenalltag war man nun auch noch damit beschäftigt Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel zu organisieren. Zweimal waren wir in der Zuckerfabrik Anklam um Ethanol zu besorgen, um daraus mehr als 50l Desinfektionsmittel herzustellen. Hinzu kamen die Lieferengpässe - einfache Schmerz-, Zucker-, und Blutdrucktabletten waren nicht zu bekommen. Wir waren ständig dabei mit Großhändlern, Herstellern und den Ärzten zu telefonieren um die Patienten trotzdem vernünftig versorgen zu können. Das kostete alles Zeit- die aber fehlte. Der Tag hätte doppelt so lang sein können.
An dieser Stelle aber auch nochmal ein großes Dankeschön an meine Mitarbeiter und meine Familie, die mich wirklich sehr gut unterstützt haben.

3. Eure Geschäfte sind mit ganz viel Tradition verknüpft. Anita, Eure Fleischerei besteht seit 115 Jahren. Familiengeschichte pur. Wie willst Du diese Tradition fortsetzen? Ihr seid ja auch mehrfach preisgekrönt, oder?
Anita: Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ideen, wobei die alten Traditionen immer ein Teil des ganzen sind und auch bleiben. Wir nehmen regelmäßig an dem Wurstwettbewerb der Fleischerinnung MV in Rostock bei der Gastro teil, wo wir einige Preise gewonnen haben. Unter anderem mit unserem Kochschinken, Schinkenspeck aber auch unsere Schlackwurst. Welche wir aber nur in den Wintermonaten herstellen , da es ein sehr Traditionelles Familienrezept ist.

4: Daniela, Dein Friseurgeschäft am Markt öffnet nun bald wieder im neuen Glanz. Seit Generationen gibt es in diesem Haus (Markt 3) Geschäfte (Fisch, Elektrowaren, etc.). In den 1950-ziger Jahren gab es schon mal eine Friseurin dort, Frau Elli Burgwedel. Was erwartet uns demnächst und was wird aus dem Salon am Warsower Weg?
Daniela: Der Salon am Markt wird komplett neu gebaut. Es wurde alle alte Substanz entfernt und da sehr viel Eigenleistung dahinter steckt, dauert es natürlich etwas länger. Wie es danach ausschauen wird, dass wird eine Überraschung werden, es können alle gespannt sein. Tja und der alte Salon wird wieder zu dem werden was es einmal war, Wohnraum für uns.

5. Franziska, Du bist die 24. Apothekerin seit 1795, seit 1860 gibt es die Ratsapotheke an ihrem jetzigen Standort, verpflichtet diese 120-jährige Geschichte. Was Du Neues geschaffen, um den altehrwürdigen frischen Wind einzuhauchen.
Franziska: Solange es irgendwie geht, möchte ich natürlich diese Tradition gerne fortsetzen. Ich habe damals geguckt, was mein Vorgänger falsch gemacht hat und das war definitiv die Lagerhaltung. Wir haben sehr viele Arzneimittel und andere Produkte vorrätig und wenn nicht, kann es innerhalb kürzester Zeit besorgt werden - wir werden 6mal am Tag beliefert. Dann habe ich natürlich die Apotheke renoviert, vergrößert, modernisiert und vernünftige Arbeitsbedingungen geschaffen. Desweiteren versuchen wir durch Flyer und Aktionen auf uns aufmerksam zu machen. Als nächstes planen wir z.B. Ende August unsere Geburtstagswoche.

6. So jetzt wieder für alle Drei. Stichwort Kummerkasten und Wunschzettel. Was würdet Ihr drauf schreiben, adressiert wären diese an den Staat, die Stadt und an die Einwohner.
Anita: An dieser Stelle muss ich erst mal ein dickes DANKESCHÖN an unsere zahlreichen Kunden, Freunden und Bekannten aussprechen, denn ohne sie könnte unsere Familientradition nicht weiterleben. Und wir hätten so manche Baumaßnahme in unserer Stadt nicht „überlebt“. So wäre mein Traum bzw. Wunsch das Geschäft als 4. Generation weiterführen zu können geplatzt.
Nur einmal war ich etwas enttäuscht über die Zusammenarbeit mit den Baumaßnahmen in der Wilhelm-Pieck-Straße. Da ich Angst hatte, daß meine Kunden von vorbei rasenden Autos bzw. LKW´s erfaßt werden. Aber nach vielem hin & her wurde mir mit Hilfe der Stadt geholfen und somit auch eine Lösung gefunden.
Worüber ich bis heute noch Dankbar bin.
Daniela: An die Einwohner: bitte achtet auf Eure Hunde und ihre Hinterlassenschaften, ansonsten denke ich die Neukalener sind ein friedliches und nettes Völkchen.
An die Stadt: Wenn Neukalen wirklich Erholungsort werden möchte, muß noch in einigen Ecken an der Sauberkeit gearbeitet werden.
An den Staat: Hier gäbe es so viel zu schreiben, daß würde jetzt wirklich den Rahmen sprengen.
Franziska: An den Staat: Die Politik sollte sich mehr für die Apotheken vor Ort und für die Produktion im eigenen Land bzw. zumindest in Europa einsetzen. Die Corona-Krise hat gezeigt wie abhängig wir von China, Indien etc. sind. Sie hat aber auch gezeigt, was wir Apotheken vor Ort leisten und wie wichtig wir sind.
Die Stadt: Um Neukalen sowohl für junge als auch ältere Leute attraktiv zu machen MUSS die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Neben den Erhalt der Kindergärten, den wenigen verblieben Einkaufsmöglichkeiten, steht hier auch die medizinische Versorgung an oberster Stelle- denn hier sieht es leider im Moment nicht so gut aus. Zumindest waren wir vor 4 Jahren besser aufgestellt.
Die Einwohnen: Kauft LOKAL! Wir sind alle selbst dafür verantwortlich wie in Zukunft unsere Städte aussehen.

 

Bild zur Meldung: Frauenpower Teil 1

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Frauenpower Teil 1 (22.07.2020)