Wetteraussichten:
 
 
 
 
Schriftgröße:
 
normale Schrift einschalten große Schrift einschalten sehr große Schrift einschalten
 
Peenestadt Neukalen Vernetzt
zurück   Teilen auf Facebook   Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden
 

Jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof

 

 

(Denkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes für Mecklenburg-Vorpommern)

 

 

   Als letzte Erinnerung an die frühere jüdische Gemeinde in Neukalen ist heute nur noch der Friedhof in den sogenannten "Judentannen" geblieben. Er ist im Grundbuch als Flurstück 4 in Flur 9 mit 440 m2 eingetragen und wird in den alten Akten mit 36 Quadratruten Größe angegeben.

   Wahrscheinlich wurde dieser Begräbnisplatz 1765 angelegt. 1829 mußte er wegen Platzmangel vergrößert werden. Da seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde sank, beschloß sie 1899, sich aufzulösen. In der "Ordnung der der Stadt Neukalen gelegentlich der Auflösung der jüdischen Gemeinde hies. erwachsenden Rechte und Pflichten" vom 16.3.1899 lautet Punkt 3: "Ferner erhält die Stadt Neukalen vom Augenblick der Auflösung der jüdischen Gemeinde an das Eigentum an dem in den sog. Judentannen belegenen jüdischen Friedhof, mit der Maßgabe, daß die Stadt den Friedhof als solchen nur mit Genehmigung des Großherz. Ministerii Abteilung für geistliche Angelegenheiten eingehen lassen kann."

   Solange Frau Löwi noch in Neukalen lebte, hatte sie sich um die Reinhaltung der Wege gekümmert. Nach ihrem Fortgang 1935 gab es keine Pflege mehr. Im März 1938 fand die letzte Beisetzung statt. Amalie Salender hatte sich erhängt, da sie die Einsamkeit und Schmähungen nicht länger ertrug.

   Carl Voß beschrieb 1948 sehr anschaulich und poetisch den Zustand des jüdischen Friedhofes so:"

   In den Tannen auf der sog. Schwarzen Erde liegt der Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Neukalen. Regellos stehen die, meist mit hebräischen Inschriften versehenen Grabsteine da. Viele sind mit besonderen Stammeszeichen versehen. Jeder, der hier seine letzte Ruhestätte fand, hat einen Stein. Auch der ärmste hat sein Mal.Im ältesten Teil des Friedhofes liegen verfallene hölzerne Gedenktafeln, teils schon vermorscht, unter wild wachsendem Hollundergesträuch, welche jedes Frühjahr ihre Wohlgerüche ausbreiten über diesen stillen Ort der Toten. Hundertjährige Eichen und Tannen wachsen wahllos in dem mit einem Gitter abgeschlossenen FriedhofsraumEin bemooster großer Felsblock, mit hebräischen Runenzeichen, kündet die letzte Ruhestätte eines besonders hochgeachteten Mannes. Zwei alte Grabsteine aus schwedischem Granit, teils mit hebräischen und deutschen Inschriften, zeigen die letzte Ruhestätte des Vaters der Erbauer der hiesigen Synagoge an. Hier ruhet J. S. Saalfeld.Eine andere Inschrift: Hier ruhet die Jungfrau Fanny Jacob. Sanft ruhe ihre Asche. Ward alt 26 Jahre.In Frieden haben die Gebeine der Juden hier geruht. Niemand dachte daran, die Ruhe der Toten zu stören. Bis 1939 eine verhetzte Jugend diesen geweihten Ort mutwillig zerstörte; die Inschriften unleserlich machten und die Steine umstürzten. Warum?"

   Der Friedhof ist in der Kriegs- und Nachkriegszeit weiter verfallen. Niemand pflegte die Grabstellen. Gesträuch und Unkraut überwucherte alles. Es sollen sogar Steine für den Gebrauch als Fundament entfernt worden sein. Auch Kinder haben hier gegraben und manches zerschmissen.

   Erstmals hatte 1988 eine Schulklasse den Platz von Unkraut befreit und die halb versunkenen Grabmale etwas freigelegt. 1991 übernahm die Jüdische Gemeinde in Rostock den Friedhof und richtete ihn wieder zu einer würdigen Gedenkstätte her

   Hinweise für Besucher:

   Der Friedhof ist von Montag bis Freitag geöffnet. Am Schabbat (Samstag) und an den jüdischen Feiertagen ist der Besuch nicht gestattet. Informationen sind bei der Jüdischen Gemeinde in Rostock zu erhalten. Beim Betreten des Friedhofes haben alle männlichen Personen eine Kopfbedeckung zu tragen. Das Ablegen von Blumen und Kränzen ist nicht erwünscht.

 

Grabstein Ende 18. Jahrh.   Grabstein Ende 18.  Jahrh. (2)

 

Grabstein aus dem Ende des 18. Jahrhundert

 

 

Grabstein Emil Löwi

 

Zum Gedächtnis
für meinen geliebten Mann,
unsern treusorgenden Vater,
teuren Sohn und Bruder
den Kaufmann
Emil Löwi
geb. zu Neukalen
d. 30. April 1876
gefallen bei
Templeux le Guerard
d. 22. März 1918
Er ruht in fremder Erde

 

 

Grabstein Blüma J. Salender

 

Hier ruht
die verehelichte
Blüma J. Salender
gest. d. 18. August
1848
Sanft ruhe ihre Asche

 

 

Grabstein Fanny Jacob

 

Hier ruhet
die Jungfrau
Fanny Jacob
geboren den 22. Januar 1814
gestorben den 23. März 1840
Ward alt 26 Jahre
Sanft ruhe ihre Asche

 

 

Grabstein Johanna Freudenthal

 

Johanna Freudenthal
gest. 13. Dezember 1859
Friede ihrer Asche

 

 

Grabstein Hermann Löwi

 

Hier ruht
mein guter Mann
unser teurer
Vater und Großvater
der Kaufmann
Hermann Löwi
geb. d. 9. Febr. 1848
gest. d. 23. März ...

 

 

Grabstein August Ascher

 

Hier ruhet
der Kaufmann
August Ascher
geb. 1. Octbr. 1807
gest. 13. Decbr. 1868

 

 

Grabstein Hirsch Freudenthal

 

Hirsch Freudenthal
gest. 10. Maerz 1865
Friede seiner Asche

 

 

Grabstein J. S. Saalfeld

 

J. S. Saalfeld
gestorben, den 1ten Sivan,
beerdigt den 4ten Sivan
5587
Sanft ruhe seine Asche