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Der Burgwall am Schwarzen See

 


   Mitten im Wald, etwa 800 m nördlich von Gülitz und etwa 300 m westlich der Straße Neukalen - Pisede befindet sich eine gut erhaltene Wallanlage. Sie ist nicht ganz leicht zu finden. Wenn man von dem kleinen Parkplatz an der L 20  dem Weg in die westliche Richtung folgt, muß man nach etwa 200 m rechts in einen unscheinbaren früheren Weg abbiegen und kommt so zum Schwarzen See. Südlich des Sees findet man ein größeres natürliches Plateau, welches von einem Graben und einem Wall umschlossen ist. "Schloß - Stätte" oder "Schloßberg" heißt dieser Burgwall auf alten Landkarten. Es wird vermutet, daß sich hier im Mittelalter eine befestigte Siedlung befunden hat, als Verwaltungssitz für das Land Hart.

 

   Friedrich Lisch, Archivar in Schwerin, beschrieb als erster diese Burganlage im "Jahrbuch des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde" Nr. 22, 1857, Seite 305:

 

"Der Burgwall bei Franzensberg

bei Neu-Kalen.

 

   Auf der Hälfte des Weges zwischen Neu-Kalen und Pisede, in der franzensberger Forst, nahe an der Feldmark Gülitz, ungefähr 100 Ruthen rechts von der Chaussee von Neu-Kalen nach Pisede, liegt ein Burgwall, "Schloßberg" genannt, von bedeutendem Umfange, 420 []Ruthen groß. Obgleich die ganze Gegend sehr hoch gelegen ist und der Burgwall auf der Höhe steht, so liegt er doch mitten in einem Sumpfe. An der Nordseite liegt ein See, der "Schwarze See" genannt, welcher früher wohl den Burgwall unmittelbar bespült hat, jetzt aber von diesem durch einen Moorrand getrennt ist. Das Plateau bildet ungefähr ein längliches Viereck und ist am Rande von einem Erdwall umgeben. Um den Burgwall ist ein Wallgraben, 24 Fuß breit und 4-6 Fuß tief. Außerhalb läuft am Wallgraben ein äußerer Wall von 3-4 Fuß Höhe umher. Gegen Osten ist die einzige Auffahrt, vor welcher ein Raum festen Bodens, die Vorburg, im Moore liegt. Zu beiden Seiten dieser Auffahrt stehen Erhöhungen aus Lehmerde, welche offenbar dorthin geschafft sind. In diesen Erhöhungen befanden sich mehrere große Steine, welche zum Chausseebau ausgegraben sind. Außerdem wurden nur noch ziemlich große Holzkohlen gefunden. An der nordwestlichen Ecke, gegen den Schwarzen See hin, ist eine zweite Erhöhung (Thurmfundament?) von 6-8 Fuß hoch, durch welche der Burgwall hier eine Ausbiegung von der graden Linie erhalten hat. Im Burghofe, namentlich auf dem innern Walle und am Burggraben liegen große Steine umher, von denen mehrere zum Chausseebau genommen sind. Die ganze Fläche ist mit schönen, hundertjährigen Eichen besetzt.Wir verdanken die Entdeckung und die Beschreibung dieses Burgwalles dem Herrn Burgemeister Mau zu Neu-Kalen, welcher während des Chausseebaues zu wiederholten Malen bei dem Steinbrechen gegenwärtig gewesen ist, aber bis jetzt noch nichts weiter hat entdecken können.Aus welcher Zeit dieser Burgwall stammt, ob aus der Wendenzeit, ob aus der deutschen Ritterzeit, läßt sich bis jetzt nicht bestimmt ermitteln. Ich möchte aber glauben, daß er aus dem deutschen Mittelalter stammt, da er mit Wällen und Graben umgeben ist und sich viele große Granitblöcke (von den Fundamenten) auf demselben finden, was sich alles bei wendischen Burgwällen nicht zu finden pflegt. Es ist möglich, daß dieser Burgwall die Burgstätte der Linie von Moltke ist, welche im Anfange des 14. Jahrhunderts auf dem ganz nahen Gute Schlakendorf saß, zu welchem die jetzige franzensberger Forst damals ohne Zweifel gehörte, wenn auch zu bedenken ist, daß Gülitz näher liegt.Der Herr Burgemeister Mau wird darnach trachten, durch Nachgrabungen über das Alter des Burgwalles Sicherheit zu gewinnen.G. C. F. Lisch."


   Fünf Jahre später schrieb Friedrich Lisch im "Jahrbuch des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde" Nr. 27, 1862, Seite 195 - 196:

"Der Burgwall von Franzensberg 

bei Neu-Kalen,

 

   welcher in Jahrb. XXII, 1857, S. 305, durch den Herrn Burgemeister Mau zu Neu-Kalen zur Sprache gebracht ist, ist im Jahre 1860 von dem Herrn Landschaftsmaler Pflugradt aus Franzensberg, zunächst durch die großen landschaftlichen Reize der Gegend geleitet, wiederholt genauer untersucht worden. Die Beschreibung stimmt mit der in den Jahrb. a.a.O. gegebenen überein; jedoch ist es dem Herrn Pflugradt gelungen, mehrere alterthümliche Entdeckungen zu machen, welche die in den Jahrbüchern aufgestellte Vermuthung, daß dieser bedeutende und schöne Burgwall eine Schöpfung des christlichen Mittelalters sei, vollkommen bestätigt. Viele große Granitblöcke, welche anscheinend zu Fundamenten gedient haben und theilweise in einer gewissen Symmetrie den Boden bedecken, liegen, theils aus der Oberfläche des Bodens hervorragend, theils versunken, überall umher; Trümmer von gebrannten Ziegeln, vorherrschend gelblicher Art, sind häufig, und an manchen Stellen ist die Erde ganz mit feinem Ziegelschutt vermischt, wie oft auf wüsten Burgplätzen des Mittelalters. Wallartige Erhebungen ziehen sich hin und wieder an dem Rande des Grabens hin und stellenweise zeigen sich Bruchstücke von alten zugespitzten Pfählen oder Pallisaden. Bei genauerer Untersuchung fand Herr Pflugradt auf dem festen Lehmgrunde des Wallgrabens unter einer 2 bis 3 Fuß dicken Schicht von vermoderten Blättern und Baumstämmen zwei große Bruchstücke eines gehenkelten, dreibeinigen, also grapenförmigen Topfes aus festem, blaugrauen Thon, ohne eingesprengten Granitgrus, und Bruchstücke von ledernen Schuhsohlen, und auf dem Burgplatze eine Granitplatte von einer kreisrunden Handmühle, von etwa 1 1/2 Fuß im Durchmesser und 2 bis 3 Zoll Dicke, mit einem ungefähr 2 Zoll weiten Loch in der Mitte. Alle diese Entdeckungen sprechen mit Bestimmtheit dafür, daß der Burgplatz aus dem christlichen Mittelalter stammt und vielleicht im 14. Jahrhundert zerstört sein mag. Von heidnischer Cultur ist keine Spur gefunden.

   G. C. F. Lisch."


   Heute sind die Wälle und der wassergefüllte Graben auf drei Seiten der Burganlage noch ausgezeichnet erhalten. Nur die nördliche Seite ist im Laufe der Zeit zu einem unregelmäßigen Abhang geworden und geht in das angrenzende Sumpfgebiet über. Der Verlauf des Grabens ist zwar noch schwach sichtbar, aber der Wall ist hier vollkommen abgeflacht und im Moor versunken. Hochwasser und mooriger Untergrund bewirkten den Zerfall dieser Seite. Außerdem führt hier ein für den Holzeinschlag später angelegter Weg entlang, dessen Benutzung ebenfalls die Seite zum "Schwarzen See" hin in Mitleidenschaft zog. Der Zugang zur Burg ist noch deutlich zu erkennen. Unmittelbar nördlich dahiner erhebt sich ein runder Hügel, auf welchem man mit etwas Fantasie den früheren Standort eines Turms vermuten kann. Das gesamte Plateau ist mit schönen Buchen bestanden. Einige mittelgroße Steine liegen verstreut umher. Von Ziegelschutt oder sogar ganzen Ziegelsteinen und größeren Felsen ist heute nichts mehr zu erkennen. Eine dicke Humus- und Laubschicht bedeckt den Boden. An einer Stelle - mitten auf dem Plateau - glaubt man ein kleines Stück eines Steinpflasters wahrnehmen zu können. Vor Jahren fanden Neukalener Schüler zahlreiche frühdeutsche Scherben an der Nordseite. Nur eine Grabung könnte weitere Aufschlüsse zur Bedeutung und Datierung der Burganlage bringen.

   Von bedeutenden historischen Stätten wurden oftmals Sagen überliefert, und so gibt es auch für den Schwarzen See eine, die Ende des 19. Jahrhunderts von Franz Gesellius so aufgeschrieben wurde:

   "Nicht weit von Franzensberg, eine Försterei bei Neu-Kalen, liegt im Holze an der Chaussee, welche nach genanntem Städtchen führt, ein kleiner, winziger See, der schwarze See genannt, von welchem folgende Sage erzählt wird:

   Vor Jahren, als es noch keine Chausseen gab, ist in diesem kleinen, unergründlich tiefen See eine Gräfin mit Pferd und Wagen ertrunken, und zwar durch die Nachlässigkeit des Kutschers. Dies Unglück ist gerade in der Neujahrsnacht geschehen; und soll man nun seit jener Zeit in jeder Neujahrsnacht ein um Hülfe rufendes, Einem durch Mark und Bein gehendes Geschrei hören können."

   Die Hilferufe der Gräfin vom Grunde des Sees in der Neujahrsnacht machen diese Stätte etwas unheimlich. Trotzdem ist ein Besuch der gut erhaltenen großen Wallanlage am Schwarzen See zwischen Gülitz und Franzensberg sicherlich lohnenswert.

 

Zeichnung zum

 

Die Burganlage am Schwarzen See (Zugang)

 

Die Burganlage am Schwarzen See (Zugang)

 

 

Die Burganlage am Schwarzen See (Wallgraben)

 

Die Burganlage am Schwarzen See bei Gülitz (Wallgraben)

 

Die Burganlage am Schwarzen See (Wallgraben)

 

 

Der Schwarze See

 

Der Schwarze See