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Zur Geschichte des Ortes Schlakendorf (1)


Wolfgang Schimmel



Erste Nachrichten

 

   Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler in das von Slawen bewohnte Land östlich der Elbe und somit auch in unsere Gegend. Die Einwanderer wurden von Adligen in schwerer Rüstung mit Schild, Lanze und Schwert angeführt. Sie sollten für den notwendigen Schutz sorgen. War ein geeigneter Ort gefunden, so machte man sich an den Aufbau der Bauerngehöfte. Der adelige Ritter war für die Erschließung und Verwaltung der Ländereien zuständig. Für seine Dienste erhielt er vom Landesherrn den Boden als Lehn. Er war von Abgaben befreit, übte die niedere Gerichtsbarkeit aus und forderte die Steuern ein. So wird es auch in Schlakendorf gewesen sein.

   Aus der ältesten Urkunde, in der Schlakendorf erwähnt wird und die vom 30.3.1287 1) stammt, erfahren wir, daß der Ritter Nikolaus Hahn dem Kloster Doberan 6 Mark jährlicher Hebung (Einnahme) aus seinem Dorf Schlakendorf verkaufte, unter dem Versprechen, dem Kloster das Eigentum derselben zu erwirken. Die Ritter Mathias und Gerhard Ketelhot sowie Conrad Büno waren als Zeugen dabei. Es ist anzunehmen, daß Nikolaus Hahn I. das Dorf von der Ketelhotschen Familie erworben hatte.

 

   1) Das Dorf hat schon vorher bestanden; die urkundliche Ersterwähnung ist jedoch das erste festgeschriebene Datum und bildet daher die Grundlage für Ortsjubiläumsfeiern. Siehe: "Wann unsere Dörfer entstanden", Udo Funk, "Neubrandenburger Mosaik", 1986. "Mecklenburgisches Urkundenbuch" III, Urkunde Nr. 1896.

 

   Zu dieser Zeit gab es hier also bereits deutsche Bauern. Sie hatten sich wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im ehemaligen Slawendorf niedergelassen, ganz gewiß vor der 1281 erfolgten Gründung Neukalens, denn sonst hätten die Einwohner wohl dem Kirchspiel Neukalen und nicht dem weiter entfernten Schorrentin zugehört. Daß von den neuen Siedlern der Ortsname Schlakendorf gewählt und überliefert wurde, erinnert uns noch heute an eine vorhandene slawische Restbevölkerung 2).


   2) Der Ortsname ist in den ältesten Urkunden als „Slawekendorp“ (1287, 1314), „Zlawekendorp“ (1314), "sclauckendorpe" (1496, das u ist hier als v anzusehen), "Schlaweckendorppe" (1528), „Slackendorp“ (1534), „Schlackendorff“ (1612) aufgeführt und enthält den Personennamen „Slaveke“, bedeutet also: „Dorf des Slavik“ (Dorf des Slawen). Er weist somit auf frühere slawische Einwohner hin. Ob der hier von den deutschen Einwanderern angetroffene Besitzer tatsächlich "Slavik" hieß oder anfangs nur so genannt wurde, bleibt offen. Vor 1640 lebte aber noch ein Claus Schlake im Dorf, eventuell ein Nachkomme.

   Jeder Bauer erhielt eine Hufe Land, der zuständige Ritter als Lokator zwei Hufen. Vielleicht ist einer der Ritter Ketelhot sogar der erste in Schlakendorf ansässige Ritter gewesen. Jedenfalls mußten die Bauern für ihn oder seinen Vorgänger einen befestigten und gut gesicherten Wohnturm bauen. Dazu legte man etwas abseits vom eigentlichen Dorf in der Wiesenniederung Eichenbalken auf einen festen Platz und errichtete darüber ein Ständergerüst. Ein breiter Graben wurde kreisförmig ausgehoben und die Erde zu einem Hügel an die Ständer aufgeworfen. Auf diesem künstlichen Hügel und auf den stabilen Holzbalken erfolgte der Aufbau eines runden Turmes aus Backsteinen. Er war maximal zwei Etagen hoch und besaß ein spitzes Dach. Der Eingang zum Turm befand sich etwa 3 m über der Hügeloberfläche und war nur über eine Leiter ereichbar. Über den breiten - damals wohl recht tiefen Graben - führte eine Holzbrücke zum Turmhügel. Die Bohlen der Brücke ließen sich schnell entfernen. Bei drohender Gefahr war der Ritter mit seinen Leuten im Turm sicher und geschützt. In der näheren Umgebung - wahrscheinlich auf dem sogenannten "Borgfeld" befanden sich die ritterschaftlichen Wirtschaftsgebäude.Im 15. Jahrhundert wurden die Turmhügelburgen aufgegeben und verfielen. Die Reste des Schlakendorfer Turmhügels sind heute noch zu sehen. Es ist ein etwa 300 m nordwestlich in der Koppel gelegener auffälliger Hügel, im Volksmund „Backofen“ genannt.

 

So etwa könnte der Turmhügel bei Schlakendorf um 1300 ausgesehen haben

 

So etwa könnte der Turmhügel bei Schlakendorf um 1300 ausgesehen haben

 

Skizze des Turmhügels Schlakendorf

 

Skizze des Turmhügels
A   Standort des Turms
B   früherer Zugang über eine Brücke
C   Eiche
D   größere Feldsteine

 

   Der als „Backofen“ bezeichnete Turmhügel, etwa 300 m nordwestlich des Gutshofes in der flachen Wiesenniederung gelegen, ist als Bodendenkmal registriert (Meßtischblatt 2142; Fpl. 2; R 45 49 520 / H 59 64 740). Ein umlaufender Graben von ca. 5 m Breite, heute als leichte Vertiefung erkennbar, enthielt bis vor wenigen Jahren noch Wasser. Er sicherte die Anlage gegen Überfälle. Der künstlich aufgeworfene Hügel ist steil geböscht und hat zwei besondere Erhebungen, die eine Höhe von etwa 3 m (südöst-liche Ecke) und 2,5 m (westliche Seite) gegenüber der Wiesenfläche haben. Der Hügel ist am Fuß etwa 19 m lang und 16 m breit. An der Südostsecke finden sich am Hügelrand noch einige Backsteine, die eine Rundung andeuten. Man kann daraus auf den Standort des Turmes schließen, und daß er einen Durchmesser von etwa 5 m hatte. Die Steine haben Klosterformat (30 x 14,4 x 7,3 cm) und lassen den Alter der Anlage erkennen. Man findet auch etwas kleinere Backsteine (27,5 x 12,5 x 6,5 cm). Herr Päplow erinnert sich, daß in seiner Kindheit hier mehr Mauersteine zu sehen waren, ja sogar ein gewölbter Eingang. Nach 1945 sind leider viele Steine für Bauarbeiten entfernt worden. Der Hügel hat sich im Laufe der Zeit durch Witterung und Weidevieh verändert, besonders im südwestlichen Bereich ist er flacher geworden.

   Eine leichte Erhebung außerhalb des Grabens auf der Südseite deutet darauf hin, daß aus Richtung des Dorfes ein Weg mit einer Brücke über den Graben den Zugang zum Turmhügel ermöglichte.

 

 

Der Turmhühel in der Wiesenniederung bei Schlakendorf

 

Der Turmhügel in der Wiesenniederung bei Schlakendorf. Um 1960 war er noch mit Erlen, Weiden und Haselnußsträuchern bestanden.

 

Turmhügel Schlakendorf 2009

 

Turmhügel Schlakendorf

 

Turmhügel Schlakendorf 2009

 

 

Ziegelreste Turmhügel Schlakendorf

 

Ziegelreste Turmhügel Schlakendorf

 

 


Errichtung einer Kirche 1305

 

   Schlakendorf 3) gehörte anfangs zum Kirchspiel Schorrentin. Die Kirchen in Neukalen, Hohen - Mistorf oder Retzow existierten noch nicht. Mit steigender Einwohnerzahl und Bedeutung des Ortes kam der Wunsch nach einer eigenen Kirche auf. Der Weg nach Schorrentin war sehr weit. So ließ 1305 der Ritter Dietrich Moltke 4) für seine beiden Dörfer Schlakendorf und Karnitz eine Kirche und Pfarre in Schlakendorf einrichten und dotierte sie mit zwei Hufen und Kornhebungen.

 

   3) Wie aber wird der Name "Schlakendorf" richtig ausgesprochen? Mit einem langen a (wie in Haken) oder einem kurzen a (wie in Schlacke)? Richtig ist ein langes a und das erklärt sich so:"Der Ortsname kommt von Slawe (also langes a) und wurde ursprünglich "Slawekendorp" geschrieben. Ab dem 18. Jahrhundert schrieb man zwar oft "Schlackendorf", was aber den gleichen Grund hatte, wie bei dem Namen "Mecklenburg":"Mecklenburg wird mit einem langen e gesprochen. Jedenfalls wurde es früher so gesprochen, und wer sich auskennt, der spricht es auch heute noch so. Denn bei dem c handelt es sich nicht um ein zweites k (wie in Zucker, Bäcker und schlecken), sondern um ein sogenanntes norddeutsches Dehnungs-c. Der Norddeutsche an sich spricht bekanntermaßen etwas breiter. Um die Streckung der Vokale zu markieren, wurden in der norddeutschen Orthografie hier und da Dehnungsbuchstaben eingeführt. Ein besonders langes o wurde zum Beispiel durch ein e gestreckt. Ortsnamen wie Soest, Oldesloe, Coesfeld und Itzehoe zeugen noch heute davon. Kein Norddeutscher käme auf die Idee, dieses oe als o auszusprechen. Genauso verhält es sich mit dem c in Mecklenburg: es ist ein Dehnungszeichen. Unglücklicherweise fiel dieses norddeutsche Dehungs-c mit jenem Platzhalter zusammen, der im Hochdeutschen das Doppel-k ersetzt und phonetisch genau das Gegenteil bewirkt, nämlich den Vokal verkürzt.Das Dehnungs-c findet man noch in vielen anderen norddeutschen Namen, die traditionell mit langem Vokal gesprochen werden: Schönböcken (gesprochen: Schönbööken), Bleckede (Bleekede).So ist die heutige Schreibweise Schlakendorf und die Aussprache wie Schlaakendorf richtig!

 

   4) Ritter Dietrich Moltke war mit Nicolaus Hahn I. verwandt.


 

   Auch für den Küster ward gesorgt, er erhielt 1 Morgen Land, jährlich 8 Schilling und von jeder Hufe (Bauernstelle) einen Scheffel Getreide. In der betreffenden, lateinisch geschriebenen, Urkunde vom 16.6.1305 heißt es: Solange der gegenwärtige Pfarrer Bordekin der Mutterkirche lebt, soll er auch die Verwaltung der von Schlakendorf haben. Nach seinem Tode aber soll diese einen eigenen Pfarrer erhalten und der der Mutterkirche aber mit 3 M. jährlich aus Trebelin entschädigt werden.Bis vor 50 Jahren waren noch Reste des alten Friedhofes zu sehen und erinnerten an den Standort der vor über dreihundert Jahren verschwundenen Kirche. Jetzt stehen hier, zwischen den Häusern Nr. 20 und 21, noch ein alter stark beschnittener Lindenbaum, der wahrscheinlich in seinen jungen Jahren die Kirche noch "gesehen" hat und eine in den 30ger Jahren gepflanzte Eiche. Sie künden vom einstigen Kirchhof und Dorfmittelpunkt.



Schlakendorf lag im Lande Hart

 

   Während die nördlich des Dorfes bis zur Peene hin reichende sumpfige Niederung unter großem Aufwand als Viehweide eingerichtet wurde, waren die südlich gelegenen Höhen des Gebietes Schlakendorf damals noch vollkommen mit Wald bestanden, wie auch eine Urkunde von 1314 besonders betonte. Der Bedarf an Bauholz war groß; Waldflächen wurden gerodet, auch um Ackerflächen zu schaffen. Um 1314 besaß Schlakendorf bereits 25 Bauernstellen, hatte sich also zu einem recht stattlichen Dorf entwickelt. Die Bauern zahlten alle Abgaben.

   Leider ist uns aus alter Zeit nur wenig über Schlakendorf bekannt. Aus dem Jahre 1496 ist der Name „Achim Goldenbaghe tho sclauckendorpe“ überliefert. Dieser Ritter Achim Goldenbagen besaß Schlakendorf. Sein Besitz fiel aber aus unbekannten Gründen an die Landesfürsten, die dann Schlakendorf 1515 an Reimar von Passow als ein neues Gnaden-Lehn verliehen. Reimar von Passow hatte keine Söhne, sondern nur eine Tochter Anna, die Ehefrau von Peter Eixen zu Wismar. Da ein Lehn nur an einen männlichen Erbfolger weitergegeben werden durfte, verpfändete er Schlakendorf für 800 Gulden an Lüder von Blücher, um seiner Tochter wenigstens den Pfandschilling zu sichern. Es wird weiter berichtet, daß das Dorf zu dieser Zeit "nicht eben einträglich" war. Nach einer Beschreibung vom Jahre 1563 hatten die 7 Hüfner und 4 Kossaten nur 10 Hufen inne, für welche sie jährlich nur etwas über 24 Gulden bezahlten; aber es waren grosse Waldungen dabei. Der Pfandbesitz gab freilich zunächst noch keine Aussicht, dass er sich in einen erblichen Besitz verwandeln würde; doch war immerhin auf eine solche Umwandlung nach andern Beispielen wohl zu hoffen. Einstweilen gab Herzog Heinrich V. auf den Pfandbesitz seinen Willebrief.

   Schlakendorf gehörte bis zum Anfang des 16. Jahrunderts zum Lande "Hart" und hatte gegenüber der nahen Stadt Neukalen eine unabhängige Stellung. 1534 ist der "Hart" kein eigenes Land mehr, sondern bereits dem Land Kalen angegliedert. Ein Visitationsprotokoll aus diesem Jahr berichtet, daß die Schlakendorfer Bauern als Meßkorn an die Kirche in Neukalen 7 Mark in Geld und 5 Drömt Korn, eine Hälfte Roggen, eine Hälfte Hafer, geben mußten. Ein Bauernhof war zu dieser Zeit wüst. Spätestens um 1550, als unsere Gegend den lutherischen Glauben annahm, erfolgte die Verwaltung der Schlakendorfer Pfarre allein von Neukalen aus. Damit mag auch zusammenhängen, daß zu dieser Zeit Adam Rasche als Pastor in Schlakendorf und einige Jahre später in Neukalen als Pastor tätig war. Den Pfarrhof (Wedeme genannt) in Schlakendorf pachtete ein Bauer; um 1600 war es Heinrich Knochenhawer, um 1662 Peter Keller.

   Aus den 25 Bauernstellen von 1314 sind im Laufe der Zeit immer weniger geworden. 1612 gab es nur noch acht Bauern in Schlakendorf, die an das fürstliche Amt Neukalen ihre Pacht begleichen mußten. Zu einer zusätzlich angeordneten „Kreyßhülffe“ zahlten sie 1612:

   „Schlackendorff: Von achte Bawleuthen weill der Neunde hoff wueste ist, derer ein ieder Zwo Huefen bawett 2 R (Gulden), Von 8 Koßaten vnnd zween Einliggers 15 sch. (Schilling)Summa aus Schlakendorf 2 R (Gulden) 15 Schilling.“
   Die Kirche in Schlakendorf wurde nun vom jeweiligen Neukalener Pastor mit betreut. 1622 beschwerte sich Pastor Joachim Voigt, daß er im Sommer alle 14 Tage in der Frühe in Schlakendorf predigen muß und bei ihm dann wegen der Verrichtung von drei Predigten an einem Tag große Matt- und Kraftlosigkeit entsteht. Er bat um Abschaffung dieser Predigt und wollte abwechselnd mit dem Küster eine Katechismuspredigt halten, womit den Bauern auch gedienet wäre. Das hielten die Visitatoren aber für bedenklich. Im Winter mußten die Bauern nach Neukalen zur Kirche gehen.

 


Schlakendorf im 30jährigen Krieg

 

   Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde Schlakendorf in den Jahren 1637 bis 1639 sehr verwüstet, die Bauern flüchteten. Vor dem Kriegseinbruch lebten in Schlakendorf 9 Bauern und 8 Kossaten, im Krieg waren fast alle verstorben. 1640 wird wörtlich berichtet:

„Schlakendorff

   Diß Dorff gehöret I. F. G. zu mit aller gerechtigkeit haben darin gewohnet 9 Bauleute vnd 8 CoßatenIst itzo wüste, vnd folgents befunden.

 

   Bawleute 

1. Chim Kruse

Lebt noch mit der Fraw zue Nilöpen die Zimmer für 9 Jahr abgebrandt 

2. Chim Schröder,

sind alle verstorben die Zimmer mit abgebrandt 

3. Dreues Kruse

Lebt mit der Frawe zue Nilöpen die Zimmer sindt mit abgebrandt 

4. Hans Otte,

sind alle verstorben Das Hauß ist in zimlichen stande, aber die  thüren wegk, die feste offen. Die Scheune ligt nider,  thor vnd zeune wegk 

5. Claus Huner Jeger,

Lebt noch 1 Knecht. Daß Haus, scheun vnd spiker in zimlichen stande das thoer vnd zeune wegk 

6. Chim Höppener,

sind alle verstorben Daß Haus ist in zimlichen stande, die thüren wegk,  dackloeß die Scheune alt vnd bawfellig das thoer vnd zeune wegk 

7. Jacob Lukow

Ist mit der fraw wegkgezogen Daß haus vnd scheune ligen Nider Ein Spiker in zimlichen stande 

8. Chim Stein

Lebt mit der fraw vnd deren 2 schwestern sindt wegkgezogen Daß hauß in zimlichen stande, etliche wende ausgefallen, die thüren weg. die scheune in zimlichen stande, aber sehr ausgeschlagen

 

   Coßaten 

9. Claus Schlake,

sind verstorben das hauß vnd Scheune alt vnd sehr bawfellig müßen gebeßert werde.

10. Baltzar Hintelman

Lebt noch ein Knecht in Rügen Daß Haus ist herunter gefallen

11. Ties Brüggeman,

sind verstorben Das Hauß ligt nider

12. N Brockman

Daß Hauß vnd scheune von zimlichen Holtze aber sehr ruinirt vnd ausgeschlagen

13. Jacob Lüßow,

sindt verstorben Das Hauß in zimlichen stande, die wende sehr ausgeschlagen.

14. Jacob Knakenhauer,

sindt verstorben Das Hauß ist alt bawfellig vnd ruinirt. Die Scheune ligt nider.

15. Diemes Ladeke,

sind verstorben Daß Hauß vnd Scheune sind noch zimlich, aber die wende vnd Loesholtzer ausgeschlagen [seitliche Anmerkung zu Pkt. 15.:] Nb. Dieser ist itzo zum Bawman gemacht sind also 9 Bawleute

16. Chim Rate,

sindt alle verstorben Daß Haus hengt vff stützen, wil niderfallen.

17. Marten Düuelstorff,

sindt alle verstorben Daß Haus ist alt vnd wil niderfallen,

Von Pechten hätt man keine gewisheit haben können.“

 

   Schlakendorf war also so gut wie verwüstet. Als 1647 eine Kirchenvisitation in Neukalen durchgeführt wurde, kamen auch Angelegenheiten des eingepfarrten Ortes Schlakendorf mit seiner Filialkirche zur Sprache. Hier hatten sich erst wenige Menschen wieder niedergelassen, die meisten Hufen lagen noch wüst und unangebaut. Die Kirche war in einem kläglichen Zustand, ohne Fenster und Türen, zerrissen und verwüstet. 

 

 

Visitationsprotokoll von 1647

 

   Im Visitationsprotokoll von 1647 lesen wir wörtlich:
   "SchlakendorffDies ist eine Filialkirche, nach Nienkalden gehörig. Das Kirchenlehn gehört I. F. G. Wirdt von dem Ern Pastore daselbst mitverwaltet, vnd predigt jetzo nur auf die Hohe Feste, hat bey Sommerzeit vor diesem alle 14 predigen müßen.

   Zu Vorsteher dieser Kirchen sint bestellet vnd angenommen

Drews Kruse, vnd Clauß Stolte.

   Diese Kirche ist bey jüngster Kriegszeit sehr verwüstet, die Fenster vnd Thüren weg, der Predigstuell vnd der Altar seint noch guth.

   Der Thurm ist mit Bretern bekleidet, sehr bawfellig, Soll gebeßert vnd repariret werden.

   Die Klocken sint vor 5 jahren von den Salemer Bauren, den Berichten nach, daraus weg gestolen. Immaßen Baltzer Trechow zu Schorrentin dießfals Nachricht haben soll.

   Trechow ist citiret seind vorbescheiden, ward mit fleiß ermahnet, anzuzeigen, was er von den gestolenen Glocken dieser Kirchen wüste. Sagt, er wüste nichts davon." 5)

 

   5) An anderer Stelle heißt es zu den gestohlenen Glocken:"Vmb Erkundigung anzustellen wegen der entwendeten Glocken zu Schlakendörff davon etliche Reden vndter den Leuten gesprechet worden, wie der designirter Jurat Drewes Kruse berichtet, der hierumb weiter zu befragen.(seitliche Anmerkung: Soll gebührendt in acht genommen werden, vnd ist Baltzer Trechow dießfals citiret, weiß aber von den gestolenen Glocken keine Nachricht, vite p. 130. dieses Visitsienbuchs.)"

 


   Weiter wird berichtet:

   "Zur Wehdem, welche vormals alda gewesen, gehören 2 Hufen Acker, der Pastornacker genant, auff dem Schlakendorffer felde belegen, liegen ietzo wüst, ist vor dem Kriege vnter die Bauren vertheilet. Was davon dem Pastori gegeben, vnd wo die Hufen belegen, davon findet sich oben Nachricht, p. 32.

   An Kirchen Ornat, nichts.

   Die eheliche Vertrawungen, wie auch die Communion halten Sie zu Newenkalen.

   Dem Pastor vnd Küster wird jehrlichs wegen der quartal Malzeiten, weill sich die Bauren derselben hiebeuor beschwert, 3 Gulden vnd dem Küster 16 Schilling gegeben. Ein Ende Ackers von 2 Scheffel Saeth, das Küsterland genannt, dauon Chim Küsel 1 Viert Roggen, vnd ein Viert Gersten dem Küster gegeben. Vom Küsterkaten, vnd gartten, hat der Kuhehirtte jehrlichs 8 Schilling gegeben.“

 

   Über die zu verrichtenden Predigten in Schlakendorf berichtete der Pastor:

   „Zu Schlakendörff alle quartal oder hohe Feste eine Predigt vnd communion zuverrichten Zwischen Ostern vnd Michaelis vmb den andern Sontag des Morgens früe eine Predigt, muß auff seine eigene Gelegenheit dahin reisenVnd dieses für den anno 1637 eingefallenen Kriegs Ruin

   Die Schlakendorffer müßen ihre Kinder nach Newenkalen zur Taufe bringen, Ihre Todten aber begraben sie bey der Capellen."

 

   Über seine Hebungen (Einnahmen) aus Schlakendorf berichtete der Pastor Christoph Arnoldi:

   „16 Gulden Haben die Bawern zu Schlakendörff für zwo Hufen Pastorn Acker gegeben ligt itz 9 Jar wüste

   1 Gulden 8 Schilling Ein Bawr auß Schlakendorff so auff  dem Alten Wehdem Hofe gewohnet vnd den vier Gense für die dabei gelegene Wurtwische vnd Ellerholtz

   3 Gulden Wegen des Kirchendiensts im Filias zu Schlakendörff auß der Kirchen daselbst, wird Quartal Malzeiten geld genennet

   16 Schilling Auß selbiger Kirchen für die Register zuhalten“

 

   An „Mißkorn“ bekam der Pastor:
   „Auß Schlakendorff Rogken von 9 Bawleuten ieden 2 Scheffel - 18 Scheffel von 9 Kossaten zusammen gebracht -  1 Scheffel

                                      ---------------------------------- 19 Scheffel

 

   Haber auß Schlakendorff von 9 Bawleute ieden 1 ½ Scheffel - 13 Scheffel 2 Viert von 9 Kossaten ieden 1 Scheffel - 9 Scheffel

                                      ----------------------------------- 22 Scheffel 2 V.“

 

   Der Pastor bekam aus den eingepfarrten Dörfern, also auch aus Schlakendorf:

   3 Schilling je Quartal von jeder Person. 

   „Item: Auff Weihnachten auff den Dorffern von einem ieden Bawman einen Witten. Vom Kossaten ein Sechsling pröven geld.  Beichtgeld, was ein ieder wil, Sechsling, Schilling etc. 

   Brautgamb vnd Braut abzukündigen vnd zutrawn 1 Gulden

   Ein Kind zutauffen – 2 Schilling bißweilen 3 Schilling

   Krancke zubeichten – 3 Schilling oder 4 Schilling alß ein ieder vermag vnd geben wil

   Todtengeld für die procession

eines Alten 8 Schilling

eines Kindes 4 Schilling

   Für eine Leichpredigt 1 Gulden

   Von einem ieglichen Bawman vnd Kossaten auff den Dörfern vmb Ostern 20 Eier“

 

   Der Küster in Neukalen erhielt jährlich 1 Drömt und 6 Scheffel Hafer aus Schlakendorf. Wir erfahren noch, daß die Schlakendorfer Bauern für die westliche Dachseite des Pfarrhauses in Neukalen zuständig waren. Auch einige Namen von Schlakendorfer Einwohnern  sind überliefert: Martin Düvelstorff, Chim Krüger, Chim Schröder, Claus Stolte, Claus Küsel, Drewes Kruse, Jacob Knochenhauer, Chim Hünerjeger.

 

 

Beitrag des Pastor Schliemann

("Archiv für Landeskunde", 1863)

 

   Der Neukalener Pastor Schliemann schrieb 1862/63 über die kirchlichen Verhältnisse in Schlakendorf:

   „Zu Schlakendorf ist in alten Zeiten eine eigene Pfarre gewesen. So heißt es 1647: der Kuhhirte hat von Küsters Katen und Garten 8 Schilling Miete gegeben. Ferner führte ein Ackerstück von 2 Scheffeln Aussaat noch den Namen Küsterland, und bezog der Küster dafür an Pacht 1 Faß Roggen und 1 Faß Gerste. Nicht minder deutlich wie die Küsterei ist die Pfarre zu Schlakendorf bezeugt. Es war eine Wedeme vorhanden, wozu eine Worthe von 4 Scheffeln Aussaat, eine Wiese von 6 Fudern Heu, ein Ellernbruch, 12 oder mehr Ruten lang, gehörten. Das Gehöft lag nördlich von der Kirche, und ging die Hofstätte bis zur Straße. Daß auch ein Garten dabei war, lassen die Obstbäume schließen, deren Erwähnung geschieht, es wäre auch schon ohnehin anzunehmen. Nach Verfall des alten Gebäudes hatten die Beamten durch einen dahin gesetzten Bauern ein neues kleines Haus daselbst errichten lassen. Dieser hatte fürstlichen Acker, wie alle anderen Bauern, und mußte dafür gleich ihnen dem Fürsten Dienste tun; er hatte ferner von den zwei Hufen Pfarracker denselben Anteil, wie seine Kollegen, und mußte dafür die gleiche Pacht mit ihnen an den Pastor entrichten. Dazu hatte er nun aber als Insasse des Pfarrgehöfts noch seine besonderen Lasten zu tragen; er entrichtete dafür 1 Gulden 8 Schilling, und außerdem für den Nießbrauch der dazu gehörenden Worthe, Obstbäume, Wiese und Weichhölzung noch 4 Gänse an den Pastor. Von 1660 an weigert sich derselbe freilich dieser besonderen Leistungen, und Weisscheibe erklärt geradezu, er werde sie nicht mehr tun. Die Beamten aber versprechen 1662, sie wollen dem Pastor zu seinem Rechte verhelfen und den Bauern anhalten, daß er sich seinen schuldigen Leistungen nicht länger entzieht.

   Es gehörte zur Pfarre in Schlakendorf ein Ackerwerk von 2 Hufen. Der Notar Christian Schwovius hatte am 8.3.1645 ein Zeugenverhör mit zwei in Eid genommenen Schlakendorfer Einwohnern (Chim Kruse, etwa 36 Jahre alt und Dreves Kruse, etwa 34 Jahre alt) über die Sache angestellt, wobei sich folgendes ergab: Der Pastor zu Neukalen hatte in seiner Eigenschaft als Pastor zu Schlakendorf dort zwei Hufen Acker, welche von den vernommenen Zeugen genau nach Scheiden und Grenzen bestimmt werden, jedoch ohne daß dieselben anzugeben wissen, ob es zwei Hacken- oder Landhufen waren. Dieser Acker war vor dem Kriege unter sämtliche Bauern und Halbbauern in Schlakendorf verteilt. welche dafür zusammen 16 Gulden Pacht an den Pastor entrichteten. Auch haben die Zeugen gehört, daß vor Zeiten ein Prediger auf dem Pfarrgehöfte gewohnt hat, und haben die Pastoren das dazu gehörende Obst und Holz immer zu genießen gehabt, woraus allein schon zu schließen ist, daß auch die Hofstätte selbst zur Kirche gehört. Bei dieser Lage der Dinge, und da er seit einer Reihe von Jahren die Pacht von den beiden Hufen und dem Pfarrgehöft, so wie das Meßkorn aus Schlakendorf hatte entbehren müssen, trat Arnoldi 1647 mit folgendem Vorschlag zur Abhilfe hervor. Er weist darauf hin, wie die wenigen Einwohner, welche in Schlakendorf zu finden sind, mit ihren eigenen Hufen genug zu tun haben und den Pachtacker von der Pfarre gerne los sein werden, und bittet, man soll ihn in den Besitz des Pfarrackers setzen, damit nach seiner besten Gelegenheit zu schalten und zu walten und sich für seine restirenden Forderungen und erlittenen Schaden durch einen eigenen darauf hingesetzten Pfarrbauern zu entschädigen. Das Pfarrgehöft soll demselben zum Wohnplatze angewiesen werden; das dort befindliche kleine Haus hat freilich der letzte Einwohner dahin gebaut, es steht aber doch auf Kirchen Grund und Boden, und Arnoldi bittet, man möge dasselbe der Kirche schenken. Die Visitatoren überlassen ihm, sich in dieser Angelegenheit mit einem Bittgesuch direkt an die Landesregierung zu wenden. Wenn Arnoldi überhaupt von diesem Ratschlage Gebrauch gemacht hat, so ist seine Bitte jedenfalls ohne Erfolg geblieben. Pastor Weisscheibe spricht 1662 einen ganz ähnlichen Wunsch wie er gegen die Visitatoren aus. Er stellt vor, wie der Pastor seine Wedeme in Schlakendorf hat, wie dieselbe aber vor Jahren in der Beamten Verwaltung gekommen ist, und bittet, es möge ihm das Wedeme – Haus mit allen Pertinenzien wieder zum Besitze gegeben werden, damit sein Ackerbau desto besser gefördert werde, und er selbst desto ungehinderter in seinen Studien fortfahren könne. Offenbar denkt Weisscheibe bei den Pertinenzien der Wedeme nicht allein an das, was eigentlich dahin gerechnet wurde, nämlich Worthe, Garten, Wiese und Ellerbruch, denn das Alles konnte schwerlich zur Förderung seines Ackerbaues dienen; nein, er hat dabei vor Allem die zwei Hufen Pfarracker im Auge, in deren Besitz, ebenso wie sein Vorgänger, auch er wieder zu kommen wünscht.

   Übrigens hatte er mit dieser Bitte eben so wenig Erfolg wie Arnoldi, und ist der Acker nie wieder in den Besitz der Pfarre gekommen. Man hielt Weisscheibe den Bericht der alten Bürgermeister entgegen, wonach schon so lange als sie denken können, schon vor 70 Jahren, ein Bauer auf dem vermeintlichen Pfarrgehöfte gewohnt hat, welcher dem Fürsten Hofdienste getan und dem Pastor seine gewisse Gebühr entrichtet hat. Offenbar soll damit nicht behauptet werden, daß nie eine Pfarre in Schlakendorf gewesen ist, sondern nur, daß das sogenannte Pfarrgehöft schon seit Menschengedenken keine andere Verwendung gefunden hat als jetzt, und daß Pastor nicht verlangen kann, es solle anders damit werden, als es seit Menschengedenken gewesen ist.

   In alten Zeiten war der Pastor zu Neukalen, wenn er seine Quartalpredigten in Schlakendorf hielt, von den dortigen Bauern gespeist worden. Als diese sich aber einmal darüber beschwerten, waren ihm statt dessen 3 Gulden jährlich aus der Schlakendorfer Kapelle bewilligt worden. Was übrigens die Predigten des Neukalen´schen Pastors zu Schlakendorf anlangt, so ist davon schon genugsam die Rede gewesen.

   Wir sehen uns die Schlakendorfer Kapelle, deren traurigen Zustand im Allgemeinen wir schon kennen lernten, noch näher nach der Beschreibung unserer Visitationsprotokolle an. Von dem Predigstuhl und Altar heißt es 1647, daß sie noch gut sind; ganz besonders baufällig ist der Turm, und wird dessen sofortige Reparatur angeordnet, auch das dazu erforderliche Geld bewilligt. Indessen ward die Reparatur von einem Jahre zum andern aufgeschoben, bis endlich in Folge starker Sturmwinde während des Winters von 1660 auf 1661, welche großen Schaden an Kirchen und anderen Gebäuden anrichteten, der elende Turm, sollte er anders nicht gänzlich herunterfallen, gebauet und gebessert werden mußte, was denn nun auch endlich im folgenden Sommer geschah. Hören wir, wie uns die Kapelle 1662 beschrieben wird. Die Kirche ist in Holzwerk gemauert, auf beiden Seiten des Daches sind unterschiedliche Lecken, welche notwendig repariert werden müssen. Die Kirche muß neu versohlt, und die Fächer neu eingemauert werden; beim Altar fehlen zwei Fenster, und ist kein einziger tüchtiger Stuhl vorhanden. Aus der Decke sind einige Bretter gerissen, der Flur ist ganz untüchtig, der Turm von Spondach ist unten neu versohlt, umher von ziemlicher Bekleidung, muß aber an dem Dache neu verspont werden. Im Turm befindet sich eine kleine Glocke; der Kirchhof „stehet“, das Mauerwerk ist verfallen. Es ist wohl klar, daß ein Gebäude, welches uns in so kläglichem Zustand vorgeführt wird, bald gänzlich verfallen mußte, wenn man nicht besondere Sorgfalt auf seine Erhaltung verwendete, was nicht geschah."

 


Aus dem Visitationsprotokoll von 1662

 

   1660 lagerten kaiserliche Truppen in Neukalen und Umgebung und nahmen von den Einwohnern was sie wollten. Pastor Weisscheibe predigte deshalb in diesem Jahr statt dreimal nur einmal in Schlakendorf. Er konnte die Zinsen für die Schlakendorfer Kapelle nicht eintreiben und mußte die Lade mit den Geldern und Wertpapieren in Rostock versteckt halten. Im Visitationsprotokoll von 1662 berichtete der Neukalener Pastor, daß er „alle Quartal oder hohe Feste eine Predigt“ in Schlakendorf halten muß. Er bekommt aus dem Dorf folgendes:

   „16 Gulden geben die Bauren zu Schlakendorf für zwo Hufen Pastoren Acker, so Sie vnter sich getheilet haben.“

   1 Gulden 8 Schilling Ein Baur aus Schlakendorf so auf den alten Wehden Hofe wohnet vnd den 4 Gänse, für die dabei gelegene wurt, wische Ellerholtz vnd Obstbäume

   3 Gulden wegen des Kirchendiensts in Filial zu Schlakendorf, wird Quartal Mahlzeitengeld genant

   Miskorn desselben

   Rocken aus Schlakendorf von Neun Bauleuten

   Jeden 2 Scheffel 18 Scheffel

   Von achte Kossaten zusammen gebracht

   Einen Scheffel  1 Scheffel

   Summa 19 Scheffel

   Haber die Bauleüte jedweder 1 ½ Scheffel thut 13 Scheffel 2 Viert

   Die Kossaten jedweder einen Scheffel thut  8 Scheffel

   Summa       1 Drömt   9 Scheffel   2 Viert“

   Außerdem erhielt er noch

   „Von jeglichen Bauman vmd Kossaten zu Schlakendorf, Salm vnd Karnitz 20 Eier.“

 

   Der Pastor beschwerte sich 1662:

   „(2.) Peter Keller ein Baursman auf den Wehdemhofe zu Schlakendorf restiret Mir noch mein gebür von Anno 1660  1 Gulden 8 Schilling, vnd 4 Gänse, saget auch, wen Ich Ihm mahne, Er wolle es Mir nicht geben.

   (3.) Die Pachtleute zu Karnitz, wie auch die Baursleüte zu Schlakendorf geben sehr vnreines Korn zum Miskorn. Dieses Jahr war es fast lauter Radel vnd Drespe.

   (30.) Weil der Pastor eine Wehdem hatt zu Schlakendorf, aber für Jahren in der Beampten Verwaltung ist gekommen, also bittet der p. t. Pastor, dass Ihm doch besitzlich dasselbige Wehdemhaus neben allen Pertinentien wiederum möge eingethan werden, damit sein Akkerbau desto besser möge befodert werden, vnd Er desto vnverhinderlich in seinen Studiren fortfahre.

   Appendix Gravaminum wegen Schlakendorf

   Es gehöret der Kirchen zu Schlakendorf alle Jahr ein Baum zu der Kirchen nutz vnd Besserung aus I. F. D. Holtzung, in warender Zeit meines Predigampts ist aber den Vorstern deswegen kein Baum angewiesen.

   Das Holtz zum Gebeyde der Kirchen zu Schlakendorf soll aus I. F. D. Holtzung angewiesen werden, Bey der Bawung aber des reparirten Thurms ist es nicht geschehen.“
   Die Antwort der Visitatoren auf die Beschwerden des Pastors lauteten:

   „Ad 2 Die Beambten erbieten sich, das der Bawer in Schlakendorff, so auf der alten Wädeme wohnete, dem Pastori sein gebühr entrichten sollte, wozu sie ihm Pastori die hulfliche Handt bieten wollten.

   Ad 30 Die alten Burgermeistern in New Chalden referieren, daß so lange sie von 70 Jahren gedenken können, daß dahmahl schon ein Bawer auf dem vermeinten Wedemhofe gewohnet, so Heinrich Knochenhawer geheißen, so I. F. D. zu Hofe gedienet, und dem Pastori sein gewiße gebuhr gegeben, welches biß dato auch also Continuiret."

 

Schlakendorf am Anfang des 18. Jahrh.

 

   Schlakendorf stand unter der Verwaltung des Amtes Neukalen. 1678 / 1680 war ein Oberförster von Moltzahn zuständig. Es könnte sein, daß er auch in Schlakendorf wohnte. 1696 wird Christian Middelstadt als "Schultze und Holtz Voigt" in Schlakendorf genannt. Aus dem Jahre 1705 sind folgende Namen von Bauern überliefert: Jenß Uhlrichsen (über 60 Jahre alt), Christian Kruhse (über 60 Jahre alt) und Hanß Krüger (über 50 Jahre alt).

   Am 11.7.1709 lebten in Schlakendorf folgende Amtsuntertanen:

Hanß Krüger   (Schulze)

Hinrich Ulrichs

Johan Ulrichs

Christoff Peters

Hanß Honerjager

Hinrich Krüger

Jochim Behn

Jens Ulrichs

Marten Hintelmann

Jochim Gnaust

 

   Es wird berichtet: „Der Acker liegent in 3 schlägen, der erste schlag nach Neüenkalden, wehre der Gröste, davon daß meiste Sandigt daß andere leimigt und Kaldgründig. Der andere der Oberste schlag genandt wehre leimigt meist aber Ohlig undt Kaldgrundigt. Der Dritte schlag wehre an der Karnitzer Scheide, wehre etwaß beßer, dennoch aber auch kald gründigte Öhrter und an einigen Ohrten auch Sandt Acker.“ Es waren wüste Bauernstellen vorhanden, wie lange sie gelegen, wußten die Einwohner nicht. Die Schlakendorfer hatten keine Fischerei zu genießen; Mühlen, Holländer oder eine Schule waren nicht vorhanden. In der Kapelle wurde dreimal im Jahr (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) durch den Neukalener Pastor gepredigt.

   Aus dem Jahre 1709 liegt uns ein ausführliches Protokoll über den fürstlichen Meierhof Schlakendorf vor:

   „Inventarium über den Fürstl. Meyerhoffe zu Schlackendorff gehalten den 6 Sept. Anno 1709. In gegenwardt des Schultzen auß Wahrsow Jacob Petersen undt den Schultzen auß Schlackendorff Hanß Krügern.

   I

   Ein Hauß in Schlackendorff worin anjetzo ein Hollander wohnet, daß Hauß von 7 gebind mit 2 abseiten und 2 Kräpell – giebell unter den Kräpeln sind die giebel nicht gekleimet, die fenster in der stuben sind sehr entzwey bestehen in 4 taffeln.

   Die Schaff Scheüne von 13 gebindt mit der abseite, in der Scheune stehen die Schaffe, unter der abseite daß Rind – Vieh.

   Der Kohl – Garte hiebey ist von ohngefehr ½ Scheffel Sath der Hopfen Garten bestehet in Einigen Staken.

   Der Schaffer Kahte von 5 gebindt Holtz undt 2 abseiten ist sehr Enge undt behende bestehet in flick werk, an der Nordt seite ist daß Dach alt, der Ost Giebell ist offen, der West Giebell ist mit stroh auß gebunden.

   Der Kohl Hoff ist von ½ scheffel Sath.
   II III

   IV Mobilien und gezahlte Eyserne Pferde und allerhand vieh item Außath

   Eß sind bey diesem Hoffe keine Mobilia kein Vieh, Imgleichen gantz keine außath, So der fürstlichen Herschaft gehorig, verhanden.
   V Hopffen Kuchen und Baumgarten

   Hopffen Garten sein nicht verhanden der Kohl – Hoff ist von ½ Scheffel Sath, Baum Garten sindt auch nicht verhanden bloß daß verschiedene Bäume in der Koppel stehen, so meist wild Obst.
   VI Koppelln und Weide

   Eß ist hier eine Koppell bey der Schaff Scheüne, welches vor diesen Baur stellen gewesen, worinnen, wie erwehnet, Obst Bäume stehen, darin auch daß Vieh gejaget wirdt von ohngefehr 12 Scheffel Sath.

   Noch eine kleine Koppel an der andern seite der Straßen worin auch verschiedene Bäume stehen, welche ebenfalß mit Vieh bejaget, und vor diesen Baur stellen gewesen von 6 Scheffel Sath

   Die Weide wehre zimlich guth, lieget aber weitleüftig und mit Busch bewachsen. Die Wiesen sind Morastig und kan nur selten Vieh hinein kommen.

   VII Harte undt weiche Holtzung

   Die harte Holtzung gehörete zum Ambte Nienkalden, weiche Höltzung wehre zimlich.
   VIII Mastung

   Gehörete zum Ambte.
   IX Jacht

   Die gehöre zum Ambte.
   X Fischerey

   ist nicht verhanden.
   XI Die acker schlage, mit deren Größe, wurde und deren Nahmen

   Der acker lege in 3 schlägen der Erste schlag schießet anß Neüenkaldesche feld ist Sandt undt Schlup von 9 Drömbt. Der andere Schlag der Mittell schlag genandt, wehre leim und Schlup 6 Drbt. Der dritte nach Kahrnitz wehre Sandt undt Schlup von 7 Drbt. Summa 22 Drbt.
   XII Wie viehl Acker bewachsen und unbrauchbahr

   Eß ist noch zimlich acker bewachsen wieviehl wüste man Eygendlich nicht.
   XIII Übers Inventarium ist gesehet

   Nichtes
   XIV Wie viehl Baur Fuder Heu zu werben in Jeder wiese undt wie sie genand

   In der Sogenandten Schlackendorffer Wiese So Morastig, daß bey Sommer Zeiten nicht, sondern zu Eyse müste daß Heu herauß gebracht werden, wovon die Helffte weil die Wiese mit Waßer überlieffe fast verdürbe, undt daher auff gewiße Jährliche Fudern köndte keine Rechnung gemachet werden, von ohngefehr auffs höchste gerechnet, undt man auff den Schlitten fahren kan zu 10 Fuder.

   Eß legen daselbst auch einige landt wiesen zwischen den acker welche in kleinen Plätzen bestünden Geschetzet zu 5 Fuder.

   Summe 15 Fuder.
   XV Ob mehr wiese wachß zu machen

   Ja Eß wehre noch woll wiese wachß zu machen, wan Geld angewand würde auß zu rahten undt Graben zuziehen.
   XVI Ob Rohr werbung

   Ja, auff dem Schlackendorffer Deiche, würde nach dem Eß die Jahres Zei mit brächte, und daß Renlicher Starker frost einfiehle, weil es Morastig ohngefehr geworben werden 4 biß 5 Fim.
   XVII Wieviehl Vieh in allen verhanden undt außzufüttern

   Rindt Vieh 30 stück

   Schaffe 300 stück.
   XVIII Ob gebrauet undt Brandtwein gebrand wird umb da mit Krüge zu verlegen

   Nein
   XIX Ob Mühlen anzulegen

   Nein
   XX Ob Mineralia verhanden

   Ziegell Erde möcht woll verhanden sein.
   XXI Waß an Priester und Küster Gebuhr gegeben

   Der Priester nach Nienkalden bekahme vom Meyer Hoffe

   an Rocken 9 Scheffel

   an Habern 7 ½ Scheffel

   an Gelde 3 Rthlr.

   4 Gänse.

   Der Küster

   an Habern 2 Scheffel

   hiemit wardt diese untersuchung geschloßen. Datum ut Supra.“

 

   Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich die alte Kirche in einem so schlechten Zustand, daß nichts mehr zu retten war. Die Feldsteine benutzte man zum Bau einer Kirchhofsmauer, für die Glocke wurde auf dem Friedhof ein Glockenstuhl errichtet. Die Einwohner gingen in Neukalen zur Kirche.

   Auf Anfrage der Mecklenburgischen Cammer berichtete Amtmann Souhr 1747 u. a.:

   „1737 ist das Viehhauß mit der Wohnung zu Schlackendorff gebauet worden.

   1739 sind 3 Gebindt an der Schlackendorff Scheune gebaut wie auch der Schaaff – Stall zu Schlackendorff repariret

   1742 der Schaaff – Stall zu Schlackendorff repariret

   1743 das Forster Hauß in Schlackendorff gebauet“

   Gebaut werden sollten noch ab 1747:

   „Ein Hirtenkaten und des Försters Sieverts Hauß in Schlackendorf"

 


Errichtung des Amtshauses 1756

 

   Als Pastor Suckow am 25.5.1753 verstarb, blieb die Neukalener Pfarre über ein Jahr unbesetzt. Zu den Gottesdiensten mußten Pastoren aus den umliegenden Orten geholt und zurückgebracht werden. Nachdem die Bürger in Neukalen der Reihe nach die notwendigen Fuhren durchgeführt hatten, sollten die Bauern der eingepfarrten Dörfer Schlakendorf und Salem altem Herkommen nach die Fuhrtätigkeit fortsetzen. Amtmann Souhr widersetzte sich dieser Forderung mit dem Hinweis, daß die Salemer Bauern nur auf Ochsendienste eingerichtet und die Bauernstellen in Schlakendorf „geleget" worden sind. Es gab also zu dieser Zeit keine eigenständigen Bauern mehr in Schlakendorf. Die Landwirtschaft und der Meiereihof unterstanden dem herzoglichen Amt und wurden von diesem verpachtet.

   Nachdem es immer wieder Streitigkeiten zwischen dem Amt und der Stadt Neukalen gegeben hatte, ließ der Amtmann Philipp Gottfried Souhr 1756 ein großes Gebäude als Amts- und Wohnsitz in Schlakendorf errichten. Dieses Gebäude steht heute noch, und sogar die Jahreszahl 1756 ist noch in einem Holzbalken über dem nördlichen Eingang zu lesen. Weitere Gebäude sollten gebaut werden, und Amtmann Souhr machte sich Gedanken zur Beschaffung von Baumaterialien. Er schrieb 1760 an die herzogliche Regierung in Schwerin:
   "Durchlauchtigster Herzog,

   Gnädigster Herzog und Herr

   Ew: Herzogl. Durchl. habe ich hiedurch unterthänigst anzeigen wollen, daß vor Zeiten um den Schlackendorffer Kirchhof eine Mauer gewesen, welche aber nunmehro dergestalt darnieder liegt, daß nicht allein allerley Arten von Vieh ohne Hinderniß über die rudera derselben überall gehen, sondern auch Wagens mit Pferden bespannt darüber fahren können. Ob nun zwar wohl sehr wenige Menschen aus Schlackendorff und Karnitz auf demselben begraben werden, so ist es demohnerachtet greßl. anzusehen, daß sonderl. die Schweine die frischen Gräber durch und umwühlen, welches noch mehr den Kirchhof unnatürlich macht. Diesem Übel aber abzuhelffen frage bey Ew: Herzogl. Durchl. ich unterthänigst an, ob ich die Steine von der schon vor undenkl. Jahren umgefallenen Mauer zu den vorhandenen Herzogl. Bauten, wozu ich solche höchstnöthig gebrauche, emploiren dürffe. Solten Höchstdieselben mir hierauf eine gnädigste Resolution zu ertheilen geruhen, so will mich dagegen verpflichten, wenn mir aus der Forst die Pfähle gegeben werden, einen festen Zaun um gedachten Kirchhof zu ziehen, welcher vor alle Anfälle und Unfug des Viehes denselben decken und bewahren soll.

   Ich ersterbe in tieffster Submission Ew: Herzogl. Durchl. unterthänigster Knecht Philipp Gottfr. Souhr

   Schlackendorffden 5. Aug. 1760"

 

   Amtmann Souhr erhielt folgende Antwort aus Schwerin:

   "Ehrsamer, l(lieber). G(etreuer). Wir geben dir auf deine uthste Anfrage vom 5. d. hiemit zur gdsten Antwort: daß wenn die Gemeine der Kirche zu Schlackendorff sich nicht entschließen wird, die verfallene Mauer um dasigen Kirchhof auf ihre Kosten herzustellen, als worüber du mit Bestimmung einer Zeit von 6 Wochen, ihre Erklärung zu vernehmen hast, dir darnächst unbenommen und hiemit aufgegeben seyn soll, die Steine von der alten Mauer zu dir zunehmen, zu Unsern Bauten zu verwenden und an deren Statt einen Zaun um den Kirchhof zu ziehen. Datum p. Schwerin den 26. Aug. 1760.    Friederich HzM   v. Bassewitz"

 


Weiterer Ausbau des Verwaltungssitzes

 

   In Neukalen hatte die Amtsverwaltung auch eine umfangreiche Bauernwirtschaft betrieben. Deshalb setzte Amtmann Souhr alles daran, Schlakendorf als Pachthof, bzw. Hausgut mit den dazugehörenden Hofarbeitern einzurichten. So berichtete er 1767 auf Anfrage der Herzoglichen Mecklenb. Cammer:

   „Schlackendorff 

   1 Das Wohn – Hauß ist 1756 gebauet und gut 

   2 Der Pferde Stall ist 1757 gebauet und gut 

   3 Die Große Scheune ist 1765 gebauet und gut 

   4 Das Vieh Hauß ist 1738 gebauet und gut 

   5 Die Große alte Scheune ist in sehr gutem Stande 

   6 Die Kleine alte Scheune drohet täglich den Umsturz und muß stats deßen im künfftigen Jahr ein neues Zimmer erbauet werden. 

   7 Das Back – Hauß 1760 gebauet und ist gut Dorff – Zimmer 

   8 Das ehemalige Ober – Förster Hauß ist 1744 gebauet und gut 

   9 Ein Katen von 3 Hisch 1754 gebauet

   10 Ein dito

   11 Ein Katen von 2 Hisch dürffte in denen ersten 6 Jahren gebauet werden müßen

   12 Ein Katen von 1 Hisch muß in diesem Jahr noch mit neuen Sparren versehen werden und stehet nachher noch viele Jahr

   13 Ein Katen von 1 Hisch ist in gutem Stande, die Helffte ist 1743 und die andere Helffte 1765 gebaut

   14 Das Schäffer Hauß stehet wenigstens noch 6 Jahr

   15 Der alte Schaaff – Stall wird nicht mehr gebraucht und auch bald einstürzen.“

 

   Die Schlakendorfer Einlieger mußten ihr Korn auf der Neukalener Mühle mahlen lassen. 1772 klagte der Müller Böldt über „die Schlackendorffer Dröscher Nagel, Hering, Wilck, Krüger und den Schäfer Jennerich daß sie Korn nach Karnitz gemahlen und er sie dort auf frischer Thadt betroffen“ hatte. In Ansehung der Armut der Dröscher und „daß sie angelobt sich zu beßern“ sollten sie dem Müller nur 6 Schilling bezahlen, dem Schäfer aber wurde die volle Strafe auferlegt.

   Die Schlakendorfer Kinder gingen in Neukalen zur Schule. Die erste Nachricht darüber stammt von 1774.

   Als 1782 die Verlegung des Amtes nach Dargun erfolgte, bezog Johann Christian Döhn als Pächter der Domäne Schlakendorf ab 28.6.1782 das nun leerstehende große Amtsgebäude.

   1784 lebten in Schlakendorf:

   12 Einlieger  

     1 Hirte  

     1 Knechtsfrau  

     1 Holländer  

     1 Schäfer  

     1 Tabacks Planteur      

     1 Weber

 

 

So ist Schlakendorf auf der Schmettau - Karte von 1788 dargestellt

 

 

So ist Schlakendorf auf der Schmettau - Karte von 1788 dargestellt (Nachzeichnung)   1 = Friedhof   2 = Amtsgebäude

 

Gutshaus Schlakendorf (1)

 

Gutshaus Schlakendorf (2)

 

 

 

Gutshaus Schlakendorf (3)

 

Das 1756 als Amtshaus errichtete Gebäude in Schlakendorf steht heute leer.

 

 

Gutshaus Schlakendorf (4)

 

Die Jahreszahl der Erbauung ist noch in einem Balken zu sehen.

 

 

Die Feldmark Schlakendorf auf einer Karte von 1792

 

Die Feldmark Schlakendorf auf einer Karte von 1792