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   Christa Gröger, geb. am 12. Oktober 1929 in Salem, bereicherte das "Jahresheft" des Neukalener Heimatvereins mit mehreren unterhaltsamen Beiträgen. Sie verstarb am 10. Juni 2007 und wird uns mit ihren in heimatlicher Mundart geschriebenen Geschichten in guter Erinnerung bleiben.

 

 

Dat Erkennen

 

   Johren un Johren wieren in´t Land gahn - nu güngen mien Mann un ik an eenen kloren Frühjohrsmorgen hentau nah mien Heimatdörp. Gliek scharp an de Straat liggt een lütt Acker, Korl wier dor bi´t Tüffelplanten tau gang.

   Up´n Lan räden jo de Minschen männigmal noch giern mit ehr Nahwers - un för eenen Wanderer föllt ok een fründlich Wurt af ... Also wie böden Korl de Dagestied un snackten mit em oewer´t Wäder, dit Thema hett jo Ewigkeitswiert un kümmt nie nich ut de Mod ...

   Up eins frög Korl mienen Mann: "Hebben sei nich ihrdäm een Mäten ut uns Dörp friegt?" Mien Mann geef dat tau. Ik künn mi nu nich mihr betämen: "Kennst du mi denn nich? Ick bün dat Mäten!"

   Korl künn mi partuh nich erkennen. Tauierst wir´k bannig benaugt doroewer, denn bedacht ik mi dormit, dat Korl jo noch nie nich ´nen anschlägigen Kopp hatt hard!

   Later güngen wie dörch´t Dörp. Gerdi furwarkt grad in ehren Gorden rüm:"Dag ok, Gerdi, wie geih´t denn ümmer?" "Minsch Krischan, wat heff´k die lang nich seihn!" Straks würd mi warm üm´t Hart! Fuurts hard Gerdi mi erkennt. Klor doch - denn de Frugenslüd sünd nu mal de kläukeren Minschen!

   "Gerdi, dat freut mi bannig, du hest mi ok mit mienen witten Kopp erkennt! As wie Korl drapen hebben - de wüßt mi gor nich hentau bringen."

   "Sühst", säd Gerdi, "ik heff die an dienen Mann erkennt!"

   Sik watt intaubilden is mienen Mann sien Oort nich, aewer dit güng em glatt runner!

 

 

Dei Fischer hett ´nen Hiring fungen
 

   Ik har eenen ollen Unkel, dei hett Johannes Fischer heiten. Aewer in dei Tiet, ut dei ik ´nen lütten Strämel vertellen mücht, wier hei eenen jungen staatschen Kierl.

   Nu lääfte in Johannes sien Nahwerdörp een nüdliches junges Frollein, ehr Nam wier Hella Hiring. Johannes har up Hella sien beiden Ogen henschmeten.

   In dei ollen Tieden wieren jung Lüd ofteins mit dei Leiw schanierlich. Dei Dschugend hütigendachs schnackt meistendeils frie von dei Läwer wech oever ehr eigen Saken.

   Wenn Johannes sien Hella besäuken wull, säd hei Tauhus an: „Ik heff eenen Wech tau dat Finanzamt vör.“ Johannes wier Geschäftsmann un ok dunnemals har dat Finanzamt dei Geschäftslüd männigmal an´n Wickel. Aewer een Schnack nah den annern mit dat Amt, dit kem Johannes sien Fomilie bi lütten plietsch vor ...

   Na Tiet un Wiel würd liekerst för alle Welt ogenschienlich, dat Hella un Johannes Brutlüd wieren.

   As sei Hochtiet hollen hebben, haren ehr Frünn een vergnöglich Schriewerie trechtschaustert, dorün stünn tau läsen: Up den Wech hen nah't Finanzamt hett dei Fischer sik eenen Hiring fungen.

 

 

Dei Wochensupp

 

   Wat ok in olle Tieden in Niekalen bruk wäst is – in Salem wier dat gradso. Ik glöf, in dei ganze wietlüftige Ümgäbung is´t dortaumal in Mod wäst, dat dei Nahwersfrugens för  ´ne  Wöchnerin wat tau äten bröcht hemmen. Meistendeils wier dat Supp. Soans geef´t dei Räd von dei Wochensupp. Männigein Fru kem mit Klüttersupp an – un denn güng´t aewer Beern un Klümp hen bettau Suppen mit gäle un französische Namens.

   Rieklich nauch wier so ´ne Portschon ümmer.

   Mien Vadder sall von dei välen Suppen ofteis ok poor Pund tauleggt hemmen. Ofzwors – Kloppschinken eet hei leiwer! Een Nahwersch wier bannig nehrig. Jederein wüst dat. Un – du glöfst dit nich – in ehr mitbröcht Schöttel hett ´ne Häuhnersupp kluckert!

   „Oh Liese, so´n gaudes Äten, dat kpmmt di jo väl tau düer,“ wunnerwarkt mien Mudder. „Dit oll Diert von Hauhn wier sihr krank, künn nich mihr tau´m Wiem, seet blot noch kurlos in ´ne Eck.“

   Mien Mudder ehren Aptit hard glieks dei Wind wechpuust.

   Nu heff´k juch all ´nen Strämel vertellt – un nu kümmt noch uns Hund hentau. Nero hett hei heiten. De Nam von so´n grugeligen ollen Römer wier´n appeldwatschen Oekelnam för dit gaudmödige un truliche Tier! Ümmer hett hei nah mi käken un mit mi spält! Mien Mudder hard dat up jedeinen Swur nahmen: Dei Wöddel för dei iesern Fründschaft twischen Nero un mi wier dei Häuhnersupp, dei hei nah mien Geburt slabbern künn.

   Aewer dat glöf ik nich! Dei Hund is ut sik sülbst gaud wäst un hei hett mi leif hatt!

 

 

Herr Schimmel verklort uns Flurnamens

 

 

   Dei Lüd in Niekalen hemmen bannig Massel wieldat Herr Schimmel in dissen Urt sien Tauhus hett. Schonst in sien jungen Johren hett hei utklamüstert, woans dat in dei ollen Tieden in Niekalen taugahn ded. Mit väl Mäuh un Plie hett hei dat Stadtarchiv von Niekalen upbugt. Allens, wat mit dat Ranwassen von Niekalen von Urtieden an bet hütigendachs tau daun hett, kann jederein bi em nahfragen.

   Eenmal heff´k mit anhürt as Fru Schimmel ehren Mann vörhollen hett: "Dei Lüt von hüt in Niekalen kennst du man slicht!" Herrn Schimmel sien Antwurt kem schnurstracks: "Oever alle Dodigen von Bedüdung weit ik äwerst gaud Bescheed!" So is dat woll mit dei Chronisten!

   Von wägen dei Flurnamens hett Herr Schimmel ´nen Vördrach hollen. Dor sünd wi Tauhürers all bi em in dei Lihr gahn. Dörch Flurnamens schwant uns männigein Begäfnis, dat von dei Minschen siet Johr un Dach vergäten worden is. Worum gifft dat bi Gielow dei Benz? Dor hett vör Johrhunnerten dat lütt Dörp Beniz lägen. Dat is up den iersten Blick nich mihr tau finnen, oewer dei Namen is noch dor.

   In Malchin hemmen sei ümmer noch dei Wargentinerstraat, ofzwoors dat Dörp Wargentin all lang Tied verschwunnen is.

   Dei Preisters in Niekalen hemmen den Preisteracker "Helle" nennt, dei Buern hemmen dat in "Hölle" utdüdt. Ik glöf, dees Sak is keenen Striet nich wiert, wo doch dat Paradies - orrer die Gilkenwerder - gliek üm dei Eck liggt.

   Plietsch is´t mit dat Goesnest: Hett dit Hus sienen Namen nah dei Familie Willgoes, dei´t tau eigen hat hett - orrer wieldat Hus so lütt as ´nen Goesburgen is? Männig einen Bogen oewer dei Flurnamens kann einer wietlüftig slagen: Von Vossens Rauh bet an den Galgenbarch. Bi Vossens Rauh hett dei Buer Voss klammheimlich mang dei Durnbüsch oft-eins ´n Ooch vull Schlap nahmen.

   Dei Galgenbarch is een gräsig Wurd. Arm Lüd sünd dor wägen lütt Schulligkeiten tau Dod bröcht worden. Olle Tieden sünd nich ümmer gaude Tieden.

   De Oorskar is een Acker, dei dörch ´ne lütt Bäk in twei Hälften deilt ward. Bi männigein Wurd von uns plattdütsch Sprak süht man dei Sak klar vor Oogen.

   An dei Grenzscheid nah Salem stan dei Aposteleiken. Vier Stück sünd't man noch. Dei jetzig Tied is nich mihr dull fromm - un dei akkerat Tall von Stücker twölben ward nu woll nich mihr nahplant warden?

   Een gauder Acker heit "Honnigland" - een anner Stück Land is vull von Stein: dit is dei grot Verdrott! Ik säd tau mien Fründin Gerdi: "Wie wunnerbar is´t, dat di een Stück von´t Honnigland tau eigen is und nich een Deil von den groten Verdrott." Gerdi säd dortau: "Ach, dat´s all so as dat Ledder is! Wenn ik in mien jungen Johren bi dat Räubenvertrecken up´t Honnigland mien Knei kaputt krapen heff - wier dat ok een grot Verdrott!"

 

 

Sünd Diesteln ok Blaumen?

 

 

   As ik noch een halfwussen Mäten wäst bün, haren mien Öllern ´ne Buerstäd in Salem tau eigen. Achtert´t Abendäten bleben wie dachdäglich eenen Momang mit uns Lüd tausamen sitten – un mien Vadder hett mit uns dat Daun för den neechsten Dach besnackt.

   An eenen Abend hett hei meent: „Orrich demokratisch geht dat bi uns tau, wieldat wi allens wat anliggt, tauhop beräden daun.“ – In dei Tiet wier´k ofteins mit den Mund vörut und säd: „Dat´s so lang demokratisch bi uns – as uns dien Gautdünken ok taupaß kümmt!“

   Wi sik dat ümmer mit dei Demokratie verhollen hett – an eenen Abend würd anseggt: „Den neechsten Morgen sallen Diesteln stäken warden, dormit is´t all bannig hild.“

   Mien ölleren Läser sünd säker noch kunnig oever eenen Diestelstäker – an eenen Sticken wier unnenwards een scharp Metz anbröcht. Wi güngen an den annern Morgen fix in´t Hawerfeld rin un makten uns oever dei Diesteln her. Ik heff mi ok väl Mäuh gäwen. Ik wier höllsch jieperig dorup, dat dei Diesteln ut dat Kuurn rut kemen, denn ik wull in dei Aust – Tiet, wenn ik dei Garven unner den Wäsbom leggen müßt, keen Weihdach von Diesteldüürn in mien Knoewels hebben. Dei Diesteln, dei an dei Grabenbuurd wussen sünd, wieren säker väl gröter as dei Diesteln mang dat Kuurn. Wek füngen all an tau bläugen. Wi hebben ehr ok afstäken un an dei Grabenbuurd dalleggt. Nu wieren just uns Sommerfrischlers unnerwägens un schlennerten oever´t Land. Dat Wurd „Tourist“ hebben wi in des Tieden noch nicht kennt, aever uns Kräuger har sommers ümmer Lüd ut Rostock bi sik tau wahnen. Dat sünd fründliche Minschen wäst: Sei böden de Landlüd de Dagestiet un schnackten ok männigmal klauk mit ehr oever´t Wäder. As sei de Diestelblaumen seihn deden, frögen sei heil jankerig: „Dörpen wi uns dei Diestelblaumen för uns Vasen mitnähmen? Sei hebben sonn wunnerbare rot-blage Kalür!“

   Mien arm Vadder! Hei wier mit dat Sechwuurd upwussen: Wer Blaumen pflücken will, dörf keen Diesteln seigen! Innenwards hett hei sik schürrköppt aewer dei dwatschen Stadtlüd, dei giern Diesteln lieden müchten. Doch hei hett sik betämt un grotmödig seggt: „Nähmen Sei sik dat Unkrut! Den eenen sien Uul is den annern sien Nachtigall!“

 

 

Woväl wast hei hüt Abend

 

   Hen un wenn möt sick dei Minsch ok een Vergnögen günnen, dorüm heff´k mi mien nieges Kleed antreckt un bün in´t Theoter gahn.

   As ik mi up mienen Platz dalsett hard, würd mi glieks bannig bäwerig tau Maut! Vör mi hett een Kierl säten - hoch un breet as een Schapp, ik künn gor nicks von dei Bühn seihn!

   Dit wier een grotes Mallür för mi.

   Näben den Riesenkierl hett een lütt Jung säten, mi würd klor - dit wieren Vadder un Soehn. Ik heff mi een Hart fatt un heff den Vadder anspraken: "Koehnen Sei woll so fründlich sien un mit ehren Soehn den Platz tuschen? Denn künn ik ok dei Schauspillers seihn, sei ehr Soehn is lütter as sei." Dei Vadder strakt sienen Soehn äwer den Kopp un säd ganz füünsch tau mi: "Mien Jung is ierst vierteihn, dei wast noch!"

   Ik dacht innenwarts tau mi sülbst: Ja, ja so grot as dei Boom möten ok dei Telgen warden!

   Lut säd ik: "Ümmer wast hei noch - äwer woväl wast hei hüt Abend?"