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Die Schlakendorfer Friedhofskapelle

 

Wolfgang Schimmel - 1997

 

 

Die Friedhofskapelle in Schlakendorf

 

Die Friedhofskapelle in Schlakendorf

 

   Umgeben von einer Weißdornhecke liegt der Schlakendorfer Friedhof mit seiner kleinen, schmucken Kapelle auf einer Anhöhe am Rande des Dorfes. Von der Eingangspforte führt der Weg, an welchem Kastanien und Linden stehen, im rechten Winkel zur Kapelle hin. Über dem Kapelleneingang befindet sich eine Inschrift:

 

Inschrift Kapelle Schlakendorf

 

Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Offbg. Joh. 14.13



   Eine Bank unter den Bäumen lädt zum Verweilen ein. Ruhig und beschaulich ist es hier. In Gedanken an vergangene Zeiten versunken, mag sich mancher die Frage gestellt haben:
   Seit wann gibt es eigentlich diesen Friedhof und die Kapelle?

   Ganze 1712,20 Mark bekam der Baumeister Wilhelm Harm damals für seinen so sorgsam und formvollendet ausgeführten Bau. Er hat gewiß keinen Gewinn dabei einstreichen können. In tiefer christlicher Ehrfurcht und Gläubigkeit schuf er 1888 dieses wohlgestaltete Kunstwerk nach seinem Empfinden mit viel Liebe zum Detail. Die Kapelle mit ihrem weit sichtbarem Türmchen fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.

   Die kirchliche Geschichte Schlakendorfs beginnt schon 1305. Damals ließ Dietrich Moltke in Schlakendorf eine Kirche errichten und stattete sie mit eigenem Besitz aus. Der Bischof Heinrich von Camin weihte die neue Kirche und verlieh ihr seine bischöfliche Bestätigung. Schlakendorf besaß um 1314 25 Hufen (Bauernstellen), war somit zur damaligen Zeit recht bedeutend. Das Dorf gehörte zum Lande Hart. Es gab einst keine so enge Verbindung zu Neukalen. Der Graben vom Scheidebruch, am Scheideberg vorbei zur Peene hin bildete seinerzeit eine natürliche Grenze zwischen den unterschiedlich verwalteten Ländern Hart und Kalen.

   Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts bestand in Schlakendorf eine eigene Pfarre und eine Küstereistelle. Die Kirche mit dem Friedhof lag etwa 200 Meter östlich des heutigen Friedhofs in der Wiesenniederung. Alte Linden kennzeichnen noch die Stelle. Das Pfarrgehöft lag nördlich vom Friedhof.

   Nachdem das Land Hart dem Land Kalen angegliedert wurde und unsere Gegend um 1550 den lutherischen Glauben annahm, wurde die Schlakendorfer Pfarre von Neukalen aus verwaltet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche stark beschädigt. Sie verfiel in den kommenden Jahren immer mehr. Die wenigen Einwohner konnten die Mittel zum Erhalt nicht mehr aufbringen.

   In einem Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1647 lesen wir über die Kirche:
   "Ist daselbst ein Kirchlein, in nehistem Kriege Ao 1637 vnd 38 sehr zerrissen vnd verwüstet vnd hernach noch mehr von heimlichen Dieben an Glocken, derer zwo gewesen vnd etlichen vberlichen Fenstern vmbs Altar her beraubet worden."

   Ganz besonders baufällig war der Turm. Seine sofortige Reparatur wurde angeordnet, auch das dazu erforderliche Geld bewilligt. Indessen ward die Reparatur von einem Jahre zum andern aufgeschoben; bis endlich infolge starker Sturmwinde während des Winters von 1660 auf 1661, welche großen Schaden an Kirchen und anderen Gebäuden anrichteten, der elende Turm, sollte er anders nicht gänzlich herunterfallen, gebauet und gebessert werden mußte, was denn nun auch endlich im folgenden Sommer geschah.

   1662 wird über die Kirche berichtet: Die Kirche ist in Holzwerk gemauert, auf beiden Seiten des Daches sind unterschiedliche Lecken, welche notwendig repariert werden müssen. Die Kirche muß neu versohlt, und die Fächer neu eingemauert werden; beim Altar fehlen zwei Fenster, und ist kein einziger tüchtiger Stuhl vorhanden. Aus der Decke sind einige Bretter gerissen, der Flur ist ganz untüchtig, der Turm von Spondach ist unten neu versohlt, umher von ziemlicher Bekleidung, muß aber an dem Dache neu verspont werden. Im Turm befindet sich eine kleine Glocke; der Kirchhof "stehet", das Mauerwerk ist verfallen. Es ist wohl klar, daß ein Gebäude, welches uns in so kläglichem Zustand vorgeführt wird, bald gänzlich verfallen mußte. 1738 stürzte die Kirche vollkommen in sich zusammen und wurde nicht wieder aufgebaut. Nur der alte Friedhof mit einem Glockenstuhl, welcher an Stelle der Kirche errichtet war, blieb erhalten. Das frühere Pfarrland kam teilweise in den Besitz des herzoglichen Amtes, zum Teil wurde es verpachtet.

   Die Besitzungen und Einnahmen der Schlakendorfer Kapelle wurden - nachweislich seit 1787 - selbständig verwaltet. Der Neukalener Pastor legte jährlich eine Rechnung dazu ab. Die Einnahmen bestanden in Kapitalzinsen, Ackerpacht und Glockengeld (bei Beerdigungen). Es wurden davon u. a. geringfügige Auszahlungen an den Pastor, Rektor und Küster getätigt.    Das übrige Geld stand für notwendige Reparaturen am Schlakendorfer Friedhof und Glockenstuhl zur Verfügung. So mußte 1797 die gerissene Glocke umgegossen, 1819 die Feldsteinmauer zur Befriedigung des Friedhofes erneuert, 1866 eine neue Totenbahre vom Tischler H. Ziems in Neukalen angefertigt oder 1873 das Friedhofstor repariert werden. Im April 1867 wurde die alte - 94 Pfund schwere - Glocke, welche im Glockenstuhl des Schlakendorfer Friedhofs hing und beschädigt war, in Waren erneut umgegossen.

   Im Jahre 1879 entschloß man sich, einen neuen Friedhof einzurichten. Er fand seinen Platz auf einer Erhebung am Ausgang des Dorfes in Richtung Karnitz. Grund und Boden stellte der Pächter Schlüter zur Verfügung.

   Im Neukalener Kirchenbuch findet sich dazu folgender Eintrag: "Bei der Beerdigung der Witwe Knegendorf ist der neue Kirchhof in Schlakendorf von mir eingeweiht und dem Gebrauche übergeben worden.
   Herm. Fr. Th. Klähn, Pastor"

   Die Witwe Knegendorf starb am 19.11.1879 und wurde am 24.11.1879 beerdigt.

   Man plante damals, den Glockenstuhl vom alten Friedhof zum neuen Friedhof zu versetzen. Die Gemeindeglieder wünschten jedoch den Bau einer Friedhofskapelle.

   Das Schlakendorfer Kapellenvermögen betrug 1886 schon 5247 Mark. Dazu kam noch ein Ackerstück, welches verpachtet war. Es waren also durchaus Mittel für den Bau einer Kapelle vorhanden. Auch der Neukalener Pastor sprach sich gegen eine Verlegung des alten Glockenstuhls und für einen Neubau aus. Er erhielt im Januar 1887 die folgende Bitte mit den Unterschriften der Einwohner in Schlakendorf, Karnitz und Franzensberg:

   "An Se. Hochehrwürden Herrn Pastor Voß zu Neukalen
   Hochehrwürdiger Herr!
   Hochzuverehrender Herr Pastor!

   Ew. Hochehrwürden wissen, mit welchem Verlangen die unterzeichneten Gemeinden Schlakendorf, Franzensberg und Karnitz nach einer Kapelle auf ihrem Kirchhofe zu Schlakendorf ausschauen und mit welchem Interesse und welchen Gefühlen des Dankes sie die von Ew. Hochehrwürden für den Kapellenbau gethaenen Schritte verfolgt haben. Obwohl nun die wiederholten von Ew. Hochehrwürden wie deren Vorgängern in dieser Sache gemachten Bemühungen bisher leider nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben, so läßt die Gerechtigkeit und Billigkeit ihrer Wünsche die unterzeichneten Gemeindeglieder dennoch an der Hoffnung des endlichen Gelingens ihrer Bestrebungen festhalten. Und darum beeilen sie sich jetzt, wo sie auf das Bestimmteste erfahren, daß demnächst ein Glockenstuhl auf ihrem Kirchhofe errichtet werden soll, noch einmal Ew. Hochehrwürden Fürsprache für die beregte Sache bei den hohen Behörden zu erbitten, da sie sich nicht verhehlen können, daß nach Ausführung des geplanten Glockenstuhlbaues die Hoffnung auf einen abermaligen Bau, nämlich den einer Kapelle, für unabsehbare Zeit aufzugeben wäre. Nicht als ob sie an und für sich gegen den Bau eines Glockenstuhls wären - nein, sie würden sich im Gegentheil herzlich freuen, wenn sie ihre verstorbenen Angehörigen nicht mehr ohne Sang und Klang bestatten brauchten -, aber den Übelständen, unter denen die unterzeichneten Gemeinden bisher gelitten haben, wäre mit der Errichtung eines Glockenstuhles nur zum kleineren Teile abgeholfen. Denn erstens würden die Totenbahren nach wie vor unter freien Himmel stehen bleiben müssen, wie auch die übrigen zum Begräbnis erforderlichen Geräthschaften keinen geeigneten Platz zu ihrer Aufbewahrung bekommen würden; und dann bleibt der Übelstand, daß der amtierende Pastor, wie das ganze Leichengefolge bei den Begräbnissen der Unbill der Witterung auf dem hoch und frei gelegenen Kirchhof ohne jeden Schutz ausgesetzt sind, nach wie vor ungehoben. Ganz besonders wird dieser Notstand bei schlechtem Wetter von dem Leichengefolge aus Franzensberg und Karnitz empfunden, das erst den weiten Weg über Feld zurückzulegen und dann noch die ganze Dauer der Begräbnisfeier unter freiem Himmel zuzubringen hat. Auch ist es bei dem verschiedenen Gange der Stadt- und Landuhren trotz möglichster Präzision nicht ausgeschlossen, daß der amtierende Pastor und Küster einerseits und die über Feld zu bringenden Leichen mit ihrem Gefolge andrerseits zu ungleicher Zeit am Kirchhofe eintreffen und bei Sturm, Schnee oder Regen unter Gottes freiem Himmel auf einander zu warten haben, ohne auch nur mit einem Fuße irgendwo untertreten zu können. Sind gar, wie es erst kürzlich vorgekommen, bei der Winterkälte zwei Beerdigungen hinter einander, so wird der unangenehme Einfluß der Witterung noch um so empfindlicher vermerkt. Wie sehr endlich der amtierende Pastor bei einem derartig gelegenen, allen Winden ausgesetzten Kirchhofe, wie es der Schlakendorfer ist, es wünschen muß, daß er wenigstens einen Teil der Begräbnisfeier und ganz besonders die Leichenrede an einem geschützten Orte halten kann, wenn er bei dem Sprechen im Freien auf hohem Berge nicht seine Gesundheit ganz zugrunde richten will, das werden Ew. Hochehrwürden aus eigner Erfahrung am besten zu würdigen wissen.
   Aus allen diesen Gründen würden die Unterzeichneten es nur mit sehr schwerem Herzen tragen, wenn sie auf eine Begräbniskapelle verzichten müßten. Sie bitten deshalb Ew. Hochehrwürden gerade jetzt noch, bevor ihnen durch die Ausführung des geplanten Glockenstuhlbaues die Erfüllung ihrer doch gewiß nicht unbescheidenen Wünsche auf längere Zeit hinausgeschoben, wo nicht ganz vereitelt wird, so inständig wie gehorsamst,
   Ew. Hochehrwürden wollen gefälligst für die unterzeichneten Ortschaften noch einen letzten Schritt in der Sache des Kapellenbaues thun und es noch einmal versuchen, die vorstehend ausgesprochenen heißen und dringenden Wünsche Ihrer Eingepfarrten nach einem christlich - würdigen Begräbnis ihrer Verstorbenen durch Erbauung einer kleinen Kapelle auf ihrem Kirchhofe bei den hohen Behörden zu erfolgreichem Gehör zu bringen.
   Indem die Unterzeichneten Ew. Hochehrwürden ihres herzlichen Dankes für alle Ihre Bemühungen versichern, verbleiben dieselben in der Hoffnung, ihre langjährigen Wünsche endlich doch noch erfüllt zu sehen,
   in ehrerbietiger Hochachtung
                 Ew. Hochehrwürden treu gehorsamste
   Schlakendorf, Franzensberg
   und Karnitz im Januar 1887."

   [es folgen die Unterschriften:]
   Remer Seemann Kulow Wollenberg Möller Rugenstein Plog Hilbricht Schröder Harder Sass F. Salow Salow Dyck Schröder W. Peters Bastian C. Peters F. Schlapmann Gränert Fürstenberg Schumacher Seemann Ullerich Schmell Hoth Köster Hartwig C. Brümmer Müller Grambow Gillert Ballerstädt Demzin Buck Ballerstät.

   Es wurde nun beschlossen und genehmigt, aus den Mitteln des Schlakendorfer Kapellenfonds, eine Begräbniskapelle auf dem neuen Frieddhof zu erbauen. Baubeginn war im Frühjahr 1888 nach Riß und Anschlag des Maurermeisters Wilhelm Harm.
   Die Mauersteine lieferte die Gutsziegelei in Karnitz. Diese befand sich etwa 300 Meter hinter dem Dorf Karnitz nördlich vom Weg nach Pohnstorf (hier sind heute noch die ringförmig gesetzten Mauersteine der Trade zwischen Gestrüpp und hohem Gras zu finden). Das Bauholz kam aus der großherzoglichen Forst, den Kalk lieferte Eichhorst in Dargun, Sand und Feldsteine ließ der Pächter Schlüter anfahren.

 

Rechnung des Maurermeisters Wilhelm Harm

 

Rechnung des Maurermeisters Wilhelm Harm

 

 

   Der Bau schritt zügig voran. Bereits am 18. Dezember 1888 konnte Pastor Voß aus Neukalen die neue Friedhofskapelle anläßlich einer Beerdigung einweihen.
   Die gesamte Kapellengemeinde war zur Einweihungsfeier eingeladen. Fast alle waren erschienen und zogen nun in einer feierlichen Prozession unter Gesang bis an die Tür der Kapelle. Dort übergab der Baumeister den Schlüssel an den Pastor, welcher einige passende Worte sprach und die Tür aufschloß. In der Kapelle trat der Pastor an den kleinen Altar mit dem Kruzifix. Er verlas eine Bibellektion, hielt eine eindrucksvolle Weiherede und knüpfte daran ein Gebet. Damit war die Kapelle eingeweiht. Es folgte die zum Anlaß genommene Beerdigung nach Vorschrift der am 13.8.1888 vom Oberkirchenrat in Schwerin bestätigten neuen "Begräbniß - Ordnung für den Kirchhof zu Schlakendorf".

   Bis zur Einrichtung der neuen Kapelle hatte der Gärtner Heinrich Zarpentin aus Neukalen den Friedhof in Schlakendorf für jährlich 9,- Mark gepflegt. Dann wurde diese Aufgabe dem Schlakendorfer Lehrer Spindler übertragen, welcher für seinen Dienst eine jährliche Vergütung von 6,- Mark aus dem Kapellenärar bezog. Auch bekam er als Begräbnisgebühr 1,55 Mark für eine erwachsene Leiche und 1 Mark für eine Kinderleiche.

   Abschließend noch ein interessanter Vermerk des Pastor Hohmann vom 12.8.1913:
   "Der Lehrer Anders zu Schlakendorf hat berichtet, daß die für das Beschneiden der Hecke um den Schlakendorfer Kirchhof ausgesetzte Summe von 6 M jährlich nicht ausreichend ist. Lehrer Anders kann niemand bekommen, der die Arbeit hierfür übernehmen will. Er selbst kann sie nicht tun, da ihm infolge eines Sturzes vor mehreren Jahren das Handgelenk der rechten Hand steif geblieben ist. Nach dem Bericht vernotwendigten sich auf dem Schlakendorfer Kirchhof 2 neue regelmäßig wiederkehrende Arbeiten nämlich die Befestigung des Ehfeus an der Kapelle und das Verbrennen der alten Kränze. Die alten Kränze müßten wohl einmal jährlich verbrannt und der zurückbleibende Draht tief eingegraben werden. Diese Arbeit ist in diesem Jahr zum ersten Mal gemacht und hat 6 M gekostet, ist aber, wenn es jährlich geschieht billiger zu beschaffen. Der an der Kapelle angepflanzte Ehfeu ist nun groß geworden und wird nun Kosten verursachen. Er sitzt nur lose an den Wänden der Kapelle und des Turmes und kann sich an denselben nicht halten. Der Wind reißt ihn von der Spitze bis zur Wurzel von den Wänden los. Er muß befestigt werden und diese Arbeit muß mindestens einmal jährlich geschehen.
   Lehrer Anders ist der Meinung, daß er zur Beschaffung dieser drei Arbeiten, Beschneiden der Hecke, Verbrennen der Kränze, Befestigung des Ehfeu einen Mann bekommen würde, wenn für denselben 15 M gezahlt würden. Bisher war nur für das Beschneiden der Hecke eine Summe ausgesetzt und zwar jährlich 6 M. Den Mehrbetrag von 9 M jährlich kann die Schlakendorfer Kapelle tragen. Dieselbe hat eine jährl. Einnahme von 220,14 M ohne das Glockengeld und eine Ausgabe von ca. 70 M ohne die bei der Sparkasse wieder belegten Zinsen."

 

Die Schlakendorfer Friedhofskapelle

 

Die Schlakendorfer Friedhofskapelle
(eingeweiht am 18.12.1888)