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Wer kennt das Dorf Trebelin?

 

Wolfgang Schimmel - 1998

 

   Kopfschüttelnd denkt der Gefragte nach. Bekannt scheint ihm der Name zu sein - aber die Frage kann er nicht beantworten. Wie sollte er auch, das Dorf gibt es seit langem nicht mehr!

 

   Immerhin 37 Dörfer oder kleinere Anwesen auf dem Gebiet des früheren Landes Kalen mit dem Ländchen Hart zählte Archivrat Lisch 1891 im 56. Jahrgang der "Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde" auf, deren Namen in alten Urkunden genannt werden und die heute nicht mehr existieren. Darunter auch das zum Kirchspiel Schorrentin gehörende Trebelin. Wo lag nun dieses untergegangene und längst in Vergessenheit geratene Dorf?

   Etwa einen Kilometer nordöstlich von Sarmstorf entfernt befindet sich ein kleines Waldstück, welches im Volksmund "Rosengarten"*) genannt wird. Hier lag einmal sehr versteckt das slawische Dorf Trebelin. Die einfachen Hütten aus Lehm und Schilf standen auf einem flachen Hügel im Halbkreis um den zentral gelegenen Teich. Noch heute ist dieser Platz kaum erreichbar und vom Nordwesten bis zum Südosten durch eine sumpfige Wiese gut geschützt. Der Schorenbach durchfließt diese Niederung, die auf der Schmettau - Karte von 1788 als "Triblinsche Wiese" bezeichnet wird.

 

Die Lage des

 

Die Lage des "Rosengarten" auf dem Meßtischblatt

 

 

   Der Name des Ortes geht auf eine slawische Benennung für Rodungsfluren zurück **). Wahrscheinlich wurde hier von den Slawen Ackerland urbar gemacht.

   Trebelin wird zum ersten Mal am 16.6. 1305 urkundlich genannt, als Heinrich, Bischof von Camin, die von dem Ritter Dietrich Moltke zu Schlakendorf gegründete Kirche weihte, mit dem Pfarrgut bestätigte und von der bisherigen Mutterkirche zu Schorrentin trennte. Zum Ausgleich erhielt damals der Pfarrer Bordekin in Schorrentin 3 Mark Abgaben der Einwohner in Trebelin ("in uilla Trebelin").

    Im Teilungsvertrag aus dem Jahre 1314 wird auch Trebelin bei der langen Aufzählung der einzelnen Dörfer erwähnt: "Item Trebelyn habet X mansos, dantes omnes precariam." Damit ist gemeint, daß Trebelin damals zehn Bauernstellen hatte, die alle an den Landesherrn Abgaben zahlen mußten.

    Einige Jahre später, am 6.1.1396, wird in einer Urkunde ein Erich Petzeke als Knappe zu Trebelin angeführt. Näheres ist dem Text leider nicht zu entnehmen. So bleibt es offen, ob er in dem Dorf ansässig war oder hier nur Eigentumsrechte hatte.

    Am 30.11.1441 verpfändete Gerhard von dem Reinde dem Priester Peter Damerow, Vikar zu Schorrentin, einen Morgen Wiese auf den Schilden zu Trebelin oder 10 lübische Mark zur Stiftung einer Vikarei in der Kirche zu Schorrentin. In der altniederdeutsch geschriebenen Urkunde bezeichnet er sich selbst als wohnhaftig zu Trebelin und hatte hier Besitzungen. Er müßte als Adeliger eigentlich eine befestigte Stätte, einen Turmhügel oder ähnliches bewohnt haben. Hiervon ist aber keine Spur mehr zu finden. Der Name "auf den Schilden" scheint ein alter, im Laufe der Zeit in Vergessenheit geratener Flurname der Wiese gewesen zu sein.

 

   Aus einem nur schwer lesbaren Bederegister des Jahres 1528 ist zu entnehmen, daß es in "Trepellyne" 8 Hufen (Bauernstellen) und 2 Katenleute gab.

 

   1585 gab es hier nur noch drei Bauern und zwei Kossaten ***). Erstmals werden uns in dem Bederegister von 1585 auch die Namen und die zu zahlenden Abgaben genannt:

 

"Trebbelihnn

 

      3           0          Jacop Schneider

      3           0          Peter Rabbandell

      3           0          Franze Seman

      0          16           Claus Sonngtagen

                  16           Franz Lauen

 

 Summa 10 Gulden 8 Schilling"

 

 

   Die Bauern mußten also 3 Gulden und die Kossaten 16 Schilling Bede (Steuern an den Landesherrn) bezahlen.

 

Auf dieser Karte von Lauremberg (1590 - 1658 ist

 

Auf dieser Karte von Lauremberg (1590 - 1658) ist "Treblin" noch eingezeichnet.

 

 

   Aus den Jahren 1601 bis 1605 liegen im Landesarchiv Schwerin Akten über eine erhobene sogenannte Türkensteuer vor. Zu dieser Zeit sind ebenfalls noch drei Bauern vorhanden. Die Zahl der Kossaten und Einlieger ist unterschiedlich. Erstmals ist von einer Schäferei die Rede.

   Die Namen der Bauern waren: Jacob Schröder, Peter Seemann und Zacharias Rabandel.

 

   Aus dem Jahre 1612 liegt ein "Vorzeichnus was zum Neuwenkalden von den Amptsvnderthanen zu der Kreyßhülffe ist eingefürdertt wordenn". Hier heißt es zu Trebelin:

 

                   "Trebbelinn

   Von Dreien Bawleuthen derer ieder 2 Huefen hatt 18 Schilling. Von zween Koßaten vnnd einem einligger 4 Schilling 6 Pfennig.

Summa aus Trebbelin 22 Schilling 6 Pfennig."

 

   Es lebten also zu dieser Zeit noch drei Bauern, von denen jeder zwei Hufen besaß, zwei Kossaten und ein Einlieger mit ihren Familienangehörigen sowie Mägde und Knechte im Dorf, so daß hier insgesamt schätzungsweise fünfzig Personen lebten.

 

   Trotz seiner versteckten Lage hat auch das Dorf Trebelin in Dreißigjährigen Krieg arg gelitten. Im Gnoiener Amtsbuch wird es in den Jahren nach 1636 als ganz verwüstet bezeichnet. Zwar siedelten sich irgendwann nach Beendigung des verlustreichen Krieges in Trebelin wieder Bauersleute an, es war aber nur noch eine Frage der Zeit, daß das Dorf von der Bildfläche verschwand.

 

   Die Bauern unterstanden dem Amt Neukalen. Wie aus einer Urkunde von 1671 hervorgeht war ihre Feldmark nur klein. Jeder der drei Schläge erbrachte nur 13 Drömt ****) Korn. Die Schäfereien in Kleverhof und Schorrentin sowie der Hof Kämmerich hatten auf der Trebeliner Feldmark Nutzungsrechte bekommen, um die es oft Streitigkeiten gab. Welche Gründe im einzelnen zur Aufgabe der letzten Bauernstelle führten, muß dahingestellt bleiben.

 

   Um 1680 zogen die Bauern aus Trebelin in die Nachbarorte fort. Die Feldmark kam an Kleverhof und Kämmerich. Der Bauer Christoff Seemann hat eventuell noch bis 1694 hier gewohnt, wie in den letzten Nachrichten, die ich über Trebelin finden konnte, angedeutet wird. Seinen Acker bestellte er aber längst woanders.

 

   Von den Hütten, Ställen, Scheunen, Zäunen aus Holz, Lehm und Stroh ist nichts geblieben. Niemand kennt mehr den Weg, den die Bewohner zum Kirchgang nach Schorrentin nahmen. Die Brücke über den Schorenbach ist längst verfallen. Heute wird die große Niederung zwischen Schorrentin und Sarmstorf als Kuhweide genutzt. Die abgeschiedene Stätte des Dorfes Trebelin nimmt der Wald ein. Alte Buchen wachsen hier, die vielleicht in ihren jungen Jahren noch die letzten Reste der verfallenen Hütten gesehen haben.

 

   Besonders schön ist es hier im Mai, wenn die Sonnenstrahlen durch das lichte Grün der Buchen schimmern und ein vielstimmiges Gezwitscher der Vögel erschallt. Im hohen Waldflattergras leuchten die zahllosen blauen Blüten des Gamanderehrenpreises und strahlt das Weiß der Echten Sternmiere.

 

   Der Schorenbach (sein Name hat den gleichen Ursprung wie der Ortsname Schorrentin) nimmt am "Rosengarten" seinen Anfang, vereint sich in der Wiesenniederung mit einem anderen Bächlein, welches aus der Gegend nordwestlich von Sarmstorf kommt und fließt schließlich durch die Buschkoppel weiter zur Peene hin.

 

   Nichts ist vom Dorf Trebelin geblieben, nur der wohlklingende und fantasieerweckende Name Rosengarten.

 

 

*) Der Name "Rosengarten" haftet in der volkstümlichen Überlieferung oft an besonderen Orten und wird als der "gefreite oder eingefriedigte Raum, dem das Getöse der Welt fern bleibt", gedeutet.

 

**) "Die slawischen Ortsnamen Mecklenburgs und Holsteins", Trautmann, R., Berlin 1950: nso. trebis "Stück Wald ausroden und Ackerland daraus machen".

 

***) Kossaten: Katenbesitzer, sehr kleiner Bauer, der zu Tagelöhnerdiensten verpflichtet war.

 

****) Drömt: altes Getreidemaß, 1 Drömt = 12 Scheffel, 1 Scheffel etwa 30 kg Getreide.

 

Nur von der Sarmstorfer Seite her kommt man zum

 

Nur von der Sarmstorfer Seite her kommt man zum "Rosengarten".

 

Im Wäldchen

 

Im Wäldchen "Rosengarten"

 

Ausschnitt der Gegend zwischen Kleverhof / Kämmerich / Sarmstorf und Schorrentin auf der Schmettau - Karte von 1788

 

Ausschnitt der Gegend zwischen Kleverhof / Kämmerich / Sarmstorf und Schorrentin auf der Schmettau - Karte von 1788

 

 

 

Als Einwohner von Trebelin werden genannt:

 

Hans Awen

Kossat (1601 ... 1605

 

Hans Honejäger

Kossat (1601 ... 1605)

 

Franz Lauen

Kossat (1585)


Peter Rabandel

Bauer (1585 ... 1604)

 

Peter Rabandel

Kossat (1602)


Peter Rabandel

Einlieger (1605)


Zacharias Rabandel

Bauer (1601 ... 1605)

 

Jacop Schröder

Bauer (1585 ... 1605)

 

Franz Seemann

Bauer (1585 ... 1602)

 

Franz Seemann

Einlieger (1603 ... 1605)

 

Peter Seemann

Bauer (1601 ... 1605)

 

Claus Sonntag

Kossat (1585)