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"Uns lütt Eck"

 

   Diese Gaststätte im Haus Straße des Friedens 2 wurde früher im Volksmund auch "Mausidiele" genannt. Hier wohnte der Ratmann Hinrich Schlotmann, welcher am 9.3.1691 Bürger in Neukalen wurde; danach sein Sohn, Bäckeraltermann Hinrich Christoffer Schlotmann, getauft am 25.3.1704, verstorben am 7.3.1776. Wahrscheinlich hatten sie hier als Bäcker auch schon einen kleinen Ausschank - belegt ist das aber nicht. Auf jeden Fall betrieb aber der Brauer Andreas Bernhard Schmidt in diesem Haus ab etwa 1773 eine Herberge mit Ausschank, bis er am 27.9.1788 starb. Seine Witwe Ilsabe Dorothea, geb. Lau heiratete den Gastwirt Jacob Bentz, der die Herberge weiter betrieb. Als sie geschieden wurden, verließ Jacob Bentz Neukalen.

   Johann Jochim Christoph Anders (geb. 19.10.1783 in Neukalen, gest. 28.8.1866 in Neukalen) arbeitete ab etwa 1803 in dem Haus als Bäckergeselle, Gastwirt, Herbergier und Brauer. Er heiratete am 11.5.1810 Dorothea Elisabeth Schmidt, die Tochter von Andreas Schmidt. Viele Jahre war er auch als Ausschußbürger und Viertelsmann tätig.

   Ihr ältester Sohn, Christian Heinrich Joachim Anders (geb. 20.11.1811, gest. 19.3.1883 in Neukalen) übernahm etwa ab 1848 die Bäckerei und Herberge. Am 9.2.1843 hatte er Anna Heinrika Friederike Radöhl geheiratet.

   Die Familientradition als Bäcker und Gastwirt führte ihr Sohn Wilhelm Heinrich Carl Friedrich Anders (geb. 28.10.1846 in Neukalen, gest. 21.2.1902 in Neukalen) ab 1877 fort. Am 24.8.1877 hatte er Maria Johanna Dorothea Friederike Schoknecht - Pagels aus Levin - Werder geheiratet. Auch Wilhelm Anders war viele Jahre Mitglied im Bürgerausschuß und setzte sich für die Belange der Stadt ein. Die Gastwirtschaft wurde zum Lokal des Kriegervereins.

 

Die Malchiner Straße, Ansichtskarte vor 1904

 

Die Malchiner Straße (heute Straße des Friedens),
Ansichtskarte vor 1904 (rechts: "Gasthof Wilhelm Anders")

 

 

   Seine Witwe verkaufte 1904 das Haus an Ernst Gustav Adolf Wiechert (geb. 29.4.1881 in Wittstock, gest. 22.1.1955 in Neukalen), der sich als Conditor speziell mit der Herstellung von Kuchen und Torten beschäftigte, die seine Frau Elise, geb. Schultz (geb. 15.11.1883 in Wittstock, gest. 25.8.1945 in Neukalen) neben Süßwaren, Kaffee und Eis im kleinen Geschäft verkaufte. Das "Café Wiechert", mit hübschen Petroleumlampen ausgestattet, erfreute sich großer Beliebtheit bei den Damen. In Erinnerung blieb: Wenn der Kuchen 3 bis 4 Tage alt war, wurde er billig für 10 Pfennig verkauft, zur Freude der Kinder. Der Bruder von Ernst Wiechert, Rudolf Wiechert, hatte in Wittstock eine Bäckerei eröffnet, der älteste Bruder Georg fiel im 1. Weltkrieg und dessen Tochter Minna übernahm die Landwirtschaft der Eltern in Wittstock. Ernst Wiechert war ab 4.7.1904 Mitglied der Schützenzunft und 1924 auch Schützenkönig.

 

Ansichtskarte Gaststätte Wiechert um 1910

 

Ansichtskarte Gaststätte Wiechert um 1910

 

Gaststätte Wiechert um 1910 (links im Bild: Elise und Ernst Wiechert)

 

Gaststätte Wiechert um 1910
(links im Bild: Elise und Ernst Wiechert)

 

 

Ansichtskarte Gaststätte Wiechert um 1910

 

Ansichtskarte Gaststätte Wiechert um 1910

 

 

Annonce aus dem

 

Annonce aus dem "Neukalener Tageblatt" vom 8.8.1914

 

 

Annonce 1925

 

Annonce 1925

 

 

Annonce 1926

 

Annonce 1926

 

 

Annonce 1929

 

Annonce 1929

 

 

Annonce 1930

 

Annonce 1930

 

 

Conditorei & Café von Ernst Wiechert (Ansichtskarte um 1930)

 

"Conditorei & Café von Ernst Wiechert
(Ansichtskarte um 1930)

 

 

Elise und Ernst Wiechert

 

Elise und Ernst Wiechert

 

 

Ernst Wiechert

 

Ernst Wiechert
(geb. 29.4.1881, gest. 22.1.1955)

 

 

   Am 30.4.1953 wurde die Gaststätte von der HO (Handelsorganisation in der DDR) übernommen und an den Sohn Herbert Emil August Paul Bruno Wiechert (geb. 10.9.1913 in Neukalen) verpachtet. Die Bäckerei wurde geschlossen. Seine Schwester, Hildegard Anna Marie Gertrud Wiechert (geb. 26.5.1909 in Neukalen, gest. 12.10.1986 in Neukalen) führte das kleine Süßwarengeschäft noch einige Jahre weiter.

   Die HO-Gaststätte leitete vom 24.2.1969 bis Juli 1990 Erika Schwarz. Sie hieß zu dieser Zeit "Uns lütt Eck".

   Am 3.10.1990 übernahm Helga Morgenstern das Café.

   Rüdiger Erbuth kaufte 2009 das Gebäude und sanierte es gründlich, so daß es heute einen seinem Alter entsprechendes Aussehen im Fachwerkstil aufweisen kann. Der Bier - Kneipenbetrieb wurde ab 4.2.2009 wieder aufgenommen mit dem Namen "Zur gemütlichen Ecke". Bis zum Karneval 2010 waren der Saal und die Toiletten umgebaut

   Sobald die untere Etage fertig renoviert ist, sollen in der oberen Etage Fremdenzimmer und ein Vereinszimmer eingerichtet werden.