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Peenestadt Neukalen Vernetzt
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Die Bedeutung des Namens Neukalen


   Der Name unserer Heimatstadt Neukalen unterlag im Laufe der Jahrhunderte einigen Veränderungen. Die einzelnen Namensformen dürften in mancher Hinsicht aufschlußreich sein.
   Die ursprüngliche slawische Benennung „Kalen“ finden wir nur in den ältesten Urkunden von 1174, 1219 und 1266. Mit der verstärkt einsetzenden deutschen Besiedelung tritt seit 1216 die Bezeichnung „Kalant“ auf. Ausnahmsweise heißt es auch einmal „Kalenth“ (1232) und „Kalent“ (1238).
   „Kaland“ ist die deutsche Namensform für „Kalen“. Die slawische Endung „en“ ist gleichbedeutend mit „Land“, also „Kalen“ = „Kaland“.
   Nach der Stadtverlegung 1281 finden wir dann folgerichtig den Zusatz „Neu“ zum Ortsnamen, also „Nouo Kalant“ (1306 u.ö.) in lateinischen Urkunden und die verschiedensten altplattdeutschen Schreibarten, wie „Nienkalandt“ (1281), „Nigenkaland“ (1333), „Nyghen Kalant“ (1359), „Nyen Calande“ (1371), „Nygen Calant“ (1372), „Nien Kaland“ (1382), „Niegen Kaland“ (1382), „Nyen Kalande“ (1395) u. a.
   Im 16. Jahrhundert stumpft sich die Namensform Nienkalant schon in Nienkalen ab. Die Bezeichnung Nienkalant erscheint nur noch in einzelnen Fällen, z.B. 1549, 1558, 1560 und 1580, Dem volkstümlichen sprachlichen Gebrauch folgend (Kalen oder Kahlen), setzt sich die Form „Nienkalen“ (1514) oder auch „Nygenkalen“ (vor 1547) durch.
   Erstmalig begegnen wir 1572 der Form „Newencalden“. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts hieß unsere Stadt seit dieser Zeit Neukalden. Wie der Landesarchivar Dr. G. C. F. Lisch in einem Gutachten vom 28. Juli 1858 schrieb, wird „die Form Kalden oder auch Kahlden, ... also erst seit der Durchdringung der hochdeutschen Sprache vorherrschend und ist ohne Zweifel eine unbegründete hochdeutsche „Verfeinerung“. Da nun die historisch aus Kalant und Kalend entstandene Entwicklung gegen sieben Jahrhunderte hindurch nachweislich ist, auch dieselbe im Volksmunde noch heute Kalen oder Kahlen lautet, die Form Kalden oder auch Kahlden eine neue unbegründete Bildung ist, so ist wohl annehmbar, daß es keine Bedenken leidet, wenn die Form Neu Kahlen oder Neukalen anerkannt wird. Wünschenswert wäre jedoch die Trennung des Stadtnamens in zwei Worte: Neu - Kalen.“
   Dieses auszugsweise angeführte Gutachten des Landesarchivars Dr. Lisch war 1858 ausschlaggebend für eine offizielle Änderung des Namens von Neukalden in Neukalen.
   Wenn sich auch die getrennte Schreibweise des Namens nicht durchsetzte, so ist es aber bis heute bei der Bezeichnung Neukalen geblieben.
   Es kann keinen Zweifel darüber geben, daß „Kalen“ die ursprüngliche Namensform darstellt und bereits aus der slawischen Siedlungsperiode herrührt. „Kalen“ bedeutet Sumpfort oder Morastort (kal = Sumpf, Morast). Das ist eine typische und treffende Bezeichnung für die Ortslage am Wasser und Moor. Archivrat Dr. Lisch war der erste, der sich mit der Geschichte Neukalens tiefgründiger beschäftigte und zu dieser Deutung kam. Er schrieb 1847 im 12. Band der „Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde“: „Der Ort bestand schon zur wendischen Zeit und trägt seinen Namen aus der wendischen Sprache von dem Wort kal: Morast, also Morastort“.
   An dieser Herleitung des Namens besteht heute allgemein kein Zweifel mehr. Trotzdem möchte ich der Vollständigkeit halber zwei weitere Namensdeutungen anführen, die aber jeglicher Grundlage entbehren.
   In dem Buch „Beschreibung des Hertzogtums Mecklenburg und dazu gehöriger Länder“ aus dem Jahre 1738 finden wir die damals übliche Erklärung des Namens: „Der Nahme dieses Orts entspringet von der sogenannten Calands – Brüderschafft“. Bei der Kalandsbrüderschaft handelte es sich um einen Zusammenschluß von Geistlichen im 13. und 14. Jahrhundert. Es waren aber auch Laien zu dieser Vereinigung zugelassen. Die Bezeichnung rührte her von den geführten Totenverzeichnissen, Kalendern oder den ursprünglich am ersten Tag des Monats nach römischer Bezeichnung „Kalendae“ abgehaltenen Versammlungen. Nach der Reformation wurde diese Brüderschaft aufgehoben. Niederlassungen der Kalandsbrüder gab es in mehreren Städten, so z.B. auch in Malchin.
   Hinweise auf eine Vereinigung der Kalandsbrüder in Neukalen finden wir im ältesten Stadtbuch (1414: „posuit honorabilibus viris fratribus conuiuii dicti calant“) und im Visitationsprotokoll von 1622 („weil er das calands hauß, darin der Küster zu vor gewohnet, verkauffet hat,“). Eine direkte Beziehung zum Namen Neukalen, bzw. Neu Kaland ist trotzdem unmöglich, da die Benennung Kalen und Kaland über ein Jahrhundert früher vorkommt, ehe von den Kalandsvereinen überhaupt die Rede war.
   Dr. Hans W. Barnewitz führt  in seinem Aufsatz „Ostmecklenburgische Ortsnamen“,  veröffentlicht in der Halbmonatsschrift „Ostmecklenburgische Heimat“ Nr. 3, Jahrgang  5, vom 7.2.1932, die Herkunft des Namens Kalen auf einen hier ansässigen  Familienverband zurück. Er schreibt: „Kalen heißt „die Kaleta“. Eine stichhaltige Begründung dafür gibt er nicht an. Andere gehen noch weiter und meinen aus der Sippenbezeichnung den Wortstamm kalu = schwarz herauszulesen. Ich halte diese Version für sehr unwahrscheinlich.
   Wir bleiben bei der naheliegenden Deutung als „Morastort“ und wollen hoffen, daß das eine Erinnerung an vergangene Zeiten bleibt. Heute ist Neukalen eine saubere Stadt, und so soll es auch für die Zukunft bleiben.

 

Stadtsiegel 1283

 

Stadtsiegel 1283