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Über die Neudämmung von Straßen 1830

 

Wolfgang Schimmel

 

 

   Die Hauptstraße zwischen dem Malchiner Tor und dem Mühlentor, als "Post- und Landstraße" für den durchgehenden Verkehr wichtig, wurde stets auf Kosten der Stadt in Ordnung gehalten und gedämmt. Bei den Nebenstraßen mußten die Anwohner für die Kosten aufkommen. Es war also nicht verwunderlich, daß bis 1830 nur der Markt, die Mühlenstraße, die Malchinerstraße sowie Teile der Rektorstraße, Amtsstraße und Klosterstraße mit einem Steindamm versehen waren. Alle anderen Straßen waren noch ungepflastert. Besonders schlecht war der Zustand in der Rohrplage bei feuchter Witterung. Jeder Fuhrwerksbesitzer war froh, wenn er unbeschadet den Kaschenbrink, einen größeren Platz in der Mitte der Straße, erreicht hatte. Wegen seiner erhöhten Lage war dort die Gefahr vorüber. Auf Wunsch der Anwohner erfolgte nun 1830 endlich eine Dämmung der Rohrplage. Auch die vorher ungedämmte Wallstraße erhielt 1830 eine Steinpflasterung. Hier beschwerten sich einige - ungenannt sein wollende - Einwohner bei der Landesregierung über die von ihnen geforderten Geldbeiträge. Die Stellungnahme des Bürgermeisters Petri dazu soll anschließend wiedergegeben werden. In der Malchinerstraße wurde eine Neudämmung auf Kosten der Stadt vorgenommen. Ungedämmt blieben vorläufig noch die Töpferstraße, die Ringstraße, die Krummestraße und der Forsthof.

 

   Bürgermeistcr Petri schrieb 1830:

   "Allerdurchl. pp.

   Neukalden hat Eine Hauptstraße, und führt solche vom sogenannten Mühlen - Thor über den Markt, zum Malchinschen Thore hinaus. Von jeher war es Gewohnheit hier im Orte, daß der Mitteldamm dieser Haupt und Post- und Landstraße auf Kosten der Stadt Casse reparirt, und eventualiter neu gedämmt ward. So ist es denn auch neuerdings mit der Malchinschen Straße gehalten worden. Ein neuer Damm ist dort gelegt, und die hiesige Cämmerei hat die Kosten des Mitteldammes getragen, und nur die Kosten der Seiten oder Haus Dämme sind von den Haus - Eigenthümern an dieser Straße gefordert. Bezahlt sind noch nicht alle Kosten für diese Seiten - Dämme, aber soviel wir wissen, weigert sich kein einziger, den ihm gebührenden Beitrag zu leisten.

Anders verhält es sich mit den Neben-Straßen. Mehrere derselben sind ungedämmt, und haben dieser ihrer schlechten Beschaffenheit halber schon häufig zu Monituren abseiten des Kreis Physicus, wegen ihrer ungesunden Ausdünstung und abseiten des General - Brand Cassen - Directorii wegen ihrer Unfahrbarkeit bei etwaniger Feuers Gefahr erdulden müssen.

Wir haben es also nicht unterlassen können, unser Augenmerk auf Dämmung von Straßen zu richten, um so mehr, als einzelne Bürger, welche das Unglück hatten, an ungedämmten Straßen zu wohnen, inständig um eine Dämmung baten, und uns ersuchten, die Ober - Aufsicht darüber zu führen.

Nun ließen wir vor Jahren schon in allen bereits gedämmten Neben Straßen schadhafte Stellen der Mittel - Dämme auf Kosten der Stadt - Casse ausbessern, und kein Bürger oder Haus - Eigenthümer hat dazu aus seinem Säckel beigetragen.

   Ferner war Eine Straße da, - die Rohrplage genannt (die schlechteste aller Neben - Straßen). Mit der Dämmung derselben fingen wir an. Die Stadt lieferte Steine unentgeldlich - nur daß die Einwohner sich solche vom Markte holen durften, wohin solche auf Kosten der Stadt gefahren, und am gelegenen Abseits - Orte aufgehäuft waren. Den Grand, und zwar sehr trefflichen gab die Stadt umsonst, obgleich derselbe ihr theures Geld kostet, weil sie Ackerstücke hat ankaufen müssen, um über Grand disponiren zu können - kurz: diese Straße, die Rohrplage ward gedämmt unter unserer Direction. Die Straße ist gut geworden, und alle an derselben wohnende Bürger und Hausbesitzer haben mit dankbarer Anerkennung der von uns aufgewendeten Mühe alle Kosten bezahlt, auch die Kosten des Mitteldammes. Kein Einziger hat sich geweigert, weil Jeder es begriff, daß ihm selbst ein großer Vortheil geschah, indem er gesunder, bequemer, sicherer, und in aller Rücksicht besser wohnte, als früher, und indem er es einsah, daß sein Haus um das Zehnfache der aufgewandten Kosten im Werthe stieg. - Von allen Bürgern und Anwohnern dieser Straße ist nie auch nur die leiseste Beschwerde zu unsern Ohren gekommen, im Gegentheil alle freuen sich über den schönen Damm, und erkannten durch prompte Zahlung der repartirten Kosten ihre Verbindlichkeit auch zur Zahlung des Mitteldammes an. - Diese sind also nicht Beschwerdeführer.

   In diesem Jahre haben wir eine zweite Straße vorgenommen. Sie war fast eben so schlecht, als die oben erwähnte Rohrplage, und Jahre lang war deren Pflasterung ein Desiderium. Bisher war es unmöglich, daß ein Holz- Torf- Heu- oder Mobilien Wagen dort ohne Gefahr seiner Achsen, und ohne Gefahr der Knochen der ihm vorgespannten Pferde durch den Dreck, durch die Löcher kommen konnte, und es sind schon Beispiele da gewesen, daß in dieser Straße Pferde gestürzt sind. Unsere Pflicht war es also, die Dämmung der Straße zu adorniren. Es kömmt blos darauf an, wer die Kosten tragen solle. Wir haben von Seiten der Stadt - Casse den Anwohnern bei dieser Straße freies Material, das heißt, Steine, (welche die Anwohner der Straße nur vom Markte hieselbst oder aus der ganz ohnweit gelegenen Koppel holen lassen durften) und das trefflichste Grand, welches sie nur aus einer sehr nahen Grand-Grube, welche der Stadt ihr schweres Geld kostet, fahren lassen konnten) umsonst geliefert.

   Die besseren Anwohner dieser Straße haben sich nicht geweigert die genau ausgemittelten und repartirten Kosten zu bezahlen, auch haben dieselben die Kosten für den Mitteldamm bezahlt. Es restiren von 18 Contribuenten welche zusammen die unbedeutende Summe von 21 Rthlr. 30 Schilling beitragen sollten, jetzt nur noch 4, und namentlich

a, der Ackersmann Ladendorff mit 2 Rthlr. 33 Schilling

b, der Schlächter Hannemann mit 2 Rthlr. 5 Schilling

c, der Schneideraltermann Seemann mit 2 Rthlr. 29 Schilling

d, der Schneider Ladick mit 1 Rthlr. 13 Schilling

   Nur diese 4 Leute oder Einer von diesen können es sein welche Beschwerde gegen uns erhoben haben, es zeigt sich aber theils durch die Nothwendigkeit daß diese Straße gedämmt werden mußte, theils dadurch daß diese bisher ganz ungedämmte Straße jetzt in eine fahrbare, gesunde und reinliche verwandelt worden ist, theils dadurch daß die anliegenden Häuser auf jeden Fall um das Zehnfache gewonnen haben, indem sie jetzt an einer reinen gepflasterten Straße und früher an einen Sumpfe lagen, theils dadurch daß die Stadt theures Material umsonst dazu geliefert hat, theils dadurch daß 14 Bürger gerne und freiwillig nicht blos Hand und Spanndienste geleistet, sondern auch die auf sie in Hinsicht auf die Größe ihres Dammes repartirten Kosten bezahlet haben, theils dadurch daß es Sitte hier im Orte ist, das Hausbewohner der Nebenstraßen welche keine Haupt- Post- und Zoll Straßen sind auch die Kleinigkeit zur Richtung eines Mitteldammes zuschießen, und endlich daraus daß in anderen Städten namentlich in Bützow Parchim u.s.w den Bürgern eine viel größere Anstrengung mit Recht angesonnen worden ist daß Querulanten über ihre Verbindlichkeiten nicht richtig denken.

   Es hätte es uns freigestanden die oben erwähnten Restanten sofort durch executivische Maßregeln zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen. Wir haben aber einen sattsamen Aufschub hier aus der Ursache vorgezogen, um keinen der Querulanten den Weg der Beschwerde abzuschneiden, oder ihm Gehör bei Ew Königl. Hoheit zu versagen. Jetzt aber nach dieser gewißenhaften treuen und wahren Vorstellung der Sache erwarten wir von E. K. H. ein huldvolles und gerechtes Responsum an die etwanigen Querulanten dahin;

   daß sie schuldig sein uns die aufgewandten Kosten der Dämmung der Wallstraße innerhalb 14 Tagen nach dem Maaßstabe zu bezahlen nach welchem jeder übrige Bürger und Einwohner solche bezahlet habe, und daß sie auch die Kosten der Querel resp zu tragen und zu ersetzen hätten.

   Durch ein solches huldvolles Mandat, werden alle Beschwerdeführer sich unserer vollkommenen Ueberzeugung gemäß zu ihrer Pflicht finden, und wird ein solches Hohes Mandat noch obendrein die mittelbare glückliche Folge haben daß in den nächsten 3 oder 4 Jahren in welchen wir noch 3 oder 4 ungedämmte Neben - Straßen werden dämmen lassen, und dämmen laßen müßen, sich ein vestes Princip aufstellt, und daß der Bürger dann zu seinen eigenen Vortheile weiß woran er ist, und daß auch wir es wißen.

   Wir ersterben in tiefster Ehrfurcht als

       Neukalden                                           E. K. H.

den 10 Novbr. 1830                             allerunterthänigste

                                                     Bürgermeister und Rath

                                                                 Petri"