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Landambulatorium

Dipl. med. Ilona Rettig

 

   Am 15.1.1888 hatte Neukalen hohen Besuch. Großherzog Friedrich Franz III. weilte in der Stadt. Warum? Die Einweihung des Stadtambulatoriums fand unter Anteilnahme vieler hunderter Einwohner statt. Der damalige Bürgermeister Ludwig Mau hielt die Festrede und übergab die Schlüssel an den “Chefarzt“ Dr. Buschmann. 25.000 Mark hatte der Bau damals gekostet. Den Großteil leistete die Stadt, aber auch die umliegenden Gutsbesitzer aus Klenz, Klein Markow, Gehmkendorf, Rey, Schor­rentin und Schwarzen­hof leisteten einen nicht unerheblichen Beitrag. 

   1884 war die Idee entstanden in Neukalen ein Krankenhaus zu bauen und wie zu dieser Zeit üblich, wurde dafür gleich ein Komitee (Verein) gegründet. Vorreiter dieser Idee waren Frauen, allen voran Frau Emma Voß, die Ehefrau von Pastor Voß. Mitstreiterinnen waren Frau Berta Buschmann (Frau Doktor), Louise Drechsler (Frau Senatorin) und Frau Adolphine Reinhardt (Frau Senatorin). Der Verein hatte später über 180 Mitglieder. Frau Voß wurde die 1.Vorsitzende.

   Natürlich gab es zur Finanzierung die schon übliche Lotterie. Es gab 1200 Lose a 50 Pfennige das Stück. 300 “Preise“ wurden gesammelt und dann verlost. So wuchs das Vermögen des Vereines stetig. Der Plan eines Umbauens der jüdischen Synagoge wurde verworfen und man entschied sich für einen Neubau.

   Dieser wurde 1887 in die Tat umgesetzt. Ein Jahr Bauzeit und das städtische Krankenhaus war fertig.

   Das blieb es bis 1923. Dann war es bis 1932 ein Altenheim.

   Unter der Leitung von Dr. Richard Rademacher wurde das Gebäude ab da nun wieder als Krankenhaus genutzt.

   1954 entstand der Zwischenbau, der die beiden Abteilungen des Krankenhauses verband und sowohl für Patienten wie auch Heilpersonal spürbare Verbesserungen brachte. Bis 1955 war das Krankenhaus mit der Baracke speziell zur Behandlung von Tuberkulosekranke vorgesehen. Ab 1956 ist es als Landambulatorium und später als Stadtambulatorium eingerichtet worden. Vor der Wiedervereinigung arbeiteten hier 26 Mitarbeiter des Gesundheitswesens.

   Viele Ärzte, Mediziner und ihre Mitarbeiter arbeiteten bis 2022 dort, so z.B. Dr. Rademacher, Elfriede Voigt, Dr. Grünwoldt, Frau Dr. Gleichmann, Frau Luck, Herr Dr. Luck, Frau Rettig, Frau Dr. Neuhaus, Monika Wolff bis hin zu Dr. Hagen Heinrich. Die medizinische Versorgung befindet sich heute in dem Anfang der 90-ziger Jahre entstanden Nebengebäude.

   Heute ist das Gebäude in Privatbesitz.

 

   Zum Schluß ein Blick in das Krankenhaustagebuch aus der Zeit um 1900.

   Der Krankenhausvorstand fertigte jedes Jahr einen Bericht über die Verwaltung des städtischen Krankenhauses an. Soweit aus diesen Berichten ersichtlich, wurden im Krankenhaus untergebracht und gepflegt:
   1896: 139 Kranke mit 2185 Verpflegungstage
   1897: 133 Kranke mit 1623 Verpflegungstage 
   1898: 148 Kranke mit 2389 Verpflegungstage
   1899: 146 Kranke mit 3482 Verpflegungstage
   1900: 107 Kranke mit 2045 Verpflegungstage

   1901: 135 Kranke mit 2883 Verpflegungstage
   1902: 116 Kranke mit 1901 Verpflegungstage
   1903: 127 Kranke mit 2160 Verpflegungstage
   1904:   79 Kranke mit 1291 Verpflegungstage
   1908: 107 Kranke mit 2100 Verpflegungstage

 

1888 Einweihung Stadtkrankenhaus

1923-32 Altenpflegeheim (Siechhaus)

1932 Krankenhaus

1947-55 Tuberkolosestadion

1955 Landambulatorium