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Pfarrhaus

Wolfgang Schimmel


   Das 1756 errichtete Pfarrhaus am Markt und auch das in der Klosterstraße an der Mauer belegene Küsterhaus waren bei der Feuersbrunst am 14.12.1777 bis auf die Grundmauern vernichtet worden. Beide Gebäude sollten nun unter einem gemeinsamen Ziegeldach am Markt wieder aufgebaut werden. Die Kosten hatte die Stadt zu tragen, wobei aber zwei Drittel des Bauholzes unentgeldlich aus der herzoglichen Forst, 300 Rthlr. aus kirchlichen Mitteln und der Ertrag einer ausgeschriebenen mecklen­bur­gischen Kirchenkollekte zur Verfügung gestellt wurden.
   Amtmann Souhr reichte am 10.1.1778 einen Vorschlag mit Zeichnung beim herzoglichen Ministerium ein. Am 17.1.1778 erhielt er die Baugenehmigung und den Auftrag zur Beaufsichtigung des Baues. Als nach dem verheerendem Feuer die Aufräumungsarbeiten abgeschlossen waren, kam am 21.3.1778 eine Kommission unter Leitung des Hofrats Brandt nach Neukalen, um über den Wiederaufbau nach einem Regierungsplan zu beraten. Im Herbst 1778 begann der Bau des  Pfarr- und Küsterhauses. Amtmann Souhr beschwerte sich im Januar 1779 beim herzoglichen Ministerium über die Nichteinhaltung seiner Bauzeichnung. Beide Häuser waren in der Breite um 4 Fuß verkürzt errichtet worden. In dem Antwortschreiben heißt es: "So befehlen euch hiemit, mit dem Bau der beiden Pfarr- und Küsterhäuser, wegen nicht innehaltung der Bau­zeichnung, undt habet ihr inmittelst bis auf weitere Verordnung mit dem Bau nicht mehr fortzufahren. An dem geschieht unser gnädigster Wille und unsere Meynung. Datum auf Unserer Vestung Suerin, d. 16. Januar 1779."

Nach einem kurzen Baustopp durfte der Magistrat die Arbeiten fortsetzen. Amtmann Souhr war verärgert und trat von seiner Aufsichtspflicht zurück.

 

1779 war das neue Pfarr- und Küsterhaus fertiggestellt und das Woh­nungsproblem des Pastors gelöst. Eine Inschrift im oberen Türbalken am Eingang zum Küsterhaus gibt uns ein Datum an:

A N N O   1 7 7 9   D   8   F E B R


     Das Pfarrhaus hatte von der Marktseite her einen Torweg zum Hof. Pastor Petersen bat 1866 um den Umbau dieses Torweges zu zwei Stuben und die Herstellung eines Torweges in dem Stallgebäude von der westlichen Seite her. Nach einigen Diskussionen, bewilligte der Bürgerausschuß die Ausführung der Bauten auf Kosten der Stadtkasse und unter Kontrolle des Baudepartements. 1867 wurde dann der Torweg und die Auffahrt im Predigerhaus nach einer Zeichnung des Zimmermanns Benduhn zu zwei Wohnzimmern umgebaut. Gleichzeitig richtete man die eine Hälfte des Kuhstalles zu einer Auffahrt ein.

Pastor Voß konnte 1883 seine Wünsche für ein zeitgemäßes Pfarrhaus mit ansprechendem Pfarrhof nur teilweise durchsetzen. Die alten Stallgebäude blieben zwar stehen, aber den Hofraum gestaltete er freundlicher. Er pflanzte Obstbäume, legte Blumen- sowie Gemüsebeete an und errichtete eine Varanda. Auf dem Pfarrhof ließ er eine Pumpe auf Stadtkosten einrichten, wobei er sich auf eine alte Nachricht von 1795 berief. 1895 wurde eine Waschküche für 200 Mark errichtet. Als 1903 die alte Fachwerkmauer zwischen Pfarr- und Küsterhof teilweise einstürzte, wurde sie mit Mauersteinen wieder neu aufgebaut.

Pastor Voß wünschte auch, daß die Vorderfront des Pfarrhauses durch eine massive Steinwand ersetzt wird. Das lehnte der Magistrat allerdings aus Kostengründen sowie anderer Bedenken ab und ließ 1895 nur eine gründliche Renovierung der Vorderfront durch Maurermeister Harm zu.

Nach mehreren Sanierungen in den letzten Jahren, wobei immer Wert auf die Erhaltung der historischen Ansicht gelegt wurde, macht das Pfarrgebäude heute einen ansprechenden, altehrwürdigen und gefälligen Eindruck auf die Besucher.