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Das Rathaus

Mario Heinzel

 

Das erste Haus am Platz!

 

Das Rathaus am Markt wurde von den Maurermeistern Meinhardt und Ulrich sowie vom Zimmermeister Gesche 1799 bis 1801 erbaut. Im Mai 1801 gab es eine feuchtfröhliche Feier zur Einweihung. Die Baukosten betrugen 4278 Taler 23 3/4 Schilling. 1879 wurde am Rathaus der Nordflügel angebaut. Dieser wurde bis 1924 als Amtsgericht genutzt. 1898 erfolgte der Anbau des Südflügels der bis 1993 u.a. als Sparkasse diente. 

Zur Geschichte. Schon bald nach der Stadtgründung errichteten die ersten Einwohner auch ein Rathaus für den Magistrat der Stadt. Es fand an der südlichen Kirchhofsmauer seinen Platz. 1414 wird es zum ersten Mal erwähnt. Es war ein kleiner einstöckiger Fachwerkbau mit einem Strohdach. Jeden Donnerstag war Markttag, und sobald die rote Flagge vom Rathaus wehte, hatten auch die Verkäufer aus der Umgebung das Marktrecht. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde neben vielen anderen Häusern auch das Rathaus zerstört. Nach dem Krieg war die Stadtkasse leer, und so konnte man erst 1667 daran denken, ein neues Rathaus zu bauen. Da wurde der Bürgermeistersitz dann schon zweigeschossig. 

Als im Herbst 1799 Johann August Wachenhusen sein Amt als Bürgermeister in Neukalen antrat, erschien ihm das baufällig gewordene alte Rathaus nicht mehr repräsentativ genug, so wie das Volk es lange sagte. So beschloß der Magistrat Anfang Oktober den Neubau eines ansprechenden Rathauses. Bereits am 10.10.1799 begannen die Abrißarbeiten des bisherigen Gebäudes. Viele alte Materialien, unter anderem mehr als 5500 Dachsteine, 30 alte Fenster und 3 Türen, wurden für insgesamt 93 Reichstaler verkauft. Die Abrissarbeiten kosteten 51 Reichstaler. 

Den Entwurf zum neuen Rathaus fertigte der Maurermeister Johann Gottfried Meinhardt an. Er fuhr zu diesem Zweck extra nach Stavenhagen, um sich das dortige Rathaus anzusehen. So wird auch die optische Nähe beider Häuser ersichtlich.

Am 4.11.1799 konnte schon mit dem Fundament begonnen werden. Von dem im Oktober 1799 abgerissenen alten Rathaus wurden 32 300 Mauersteine abgeputzt und wieder verwendet. Ansonsten kamen die Steine aus den Ziegeleien in Gorschendorf (15 500 Mauer- und 4 500 Dachsteine), Rey (10 000 Mauersteine), Lüchow (7 800 Mauersteine) und Hagensruhm (12 000 Mauersteine). 

Am 16.6.1800 gab es eine feuchtfröhliche und zünftige Richtköst für die Bauhelfer, welche der Stadt genau 83 Rthlr. 1 Schilling kostete.

Am 13. Mai 1801, es war ein Mittwoch, einen Tag vor Christi Himmelfahrt, konnte dann die Einweihung des neuerbauten Rathauses stattfinden. Neukalen hatte nun endlich ein festes Rathaus mit einem großen Saal. Dieser große Raum wurde damals häufig zu familiären Festlichkeiten oder Tanzveranstaltungen vermietet.

Das erste Haus am Platz stand, der Komplex ringsherum entwickelte sich in den Folgejahren. 

In den späten 1930-ziger Jahren hatte man schon einige Verzierungen an der Fassade entfernt, der Grund ist bekannt. Um 1965 erfolgte eine Renovierung des Rathauses, wobei das Dach teilweise verändert und der vordere Giebelaufbau sowie die letzten Verzierungen entfernt wurden. Um 1980 machte das Rathaus keinen guten Eindruck mehr. Der Putz bröckelte schon an vielen Stellen ab. Da die 700-Jahrfeier Neukalens bevorstand, sollte das Rathaus dringend neu verputzt werden. Am 6.4.1981 begannen die Brigaden Mosch und Hinrichs vom VEB (K) Bau Malchin mit den Arbeiten. Zusammen mit dem alten Putz schlug man bedauerlicherweise auch die restlichen Zier- und Schmuckelemente ab. Das Rathaus mit seinen beiden Nebengebäuden wurde neu verputzt und mit roter Farbe angestrichen. Bis zur Festwoche (1. bis 7.6.1981) zur 700-Jahrfeier schaffte man allerdings nur die Süd- und Ostseite. Als einzige Zierde wurde eine Sonnenuhr an der Südseite des Rathauses neu angebracht.

Vor 20 Jahren, am 9.2.2001 genauer, wurde das Rathaus nach einer umfangreichen, sehr teuren Sanierung, anläßlich des 200. Geburstages, feierlich “neueingeweiht“.

Die Funktion eines Rathauses hielt aber nicht mehr lange stand, ein bisschen über 1 Jahr. Die Belegschaft wurde drastisch gekürzt, der Bürgermeister verlor seinen hauptamtlichen Status, Neukalen wurde Mitglied im Amt Malchin Land (2002). Heute ist das Rathaus eher ein Haus der Dienste und Vereine, es ist ein Kleinod, ein Fotomotiv, ein Aushängeschild der Peenestadt.

Anfang Dezember 2011, wurde auch der Marktplatz im neuen Glanz übergeben und gibt seitdem dem “alten Gemäuer“ einen würdigen Rahmen. Im Dezember 2022 bekam der Platz vor dem Rathaus, in Würdigung für die herausragenden Verdienste für die Stadt, den Namen Willi Voß Platz.

Rathaus und Kirche