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So war es 1945 in Neukalen

 

Hans Burmeister

 

Nachdem der Krieg 1945 beendet war, hieß es für die Stadt Neukalen auf Grund der vielen Flüchtlinge im Bereich etwas zu unternehmen und Maßnahmen für die Versorgung dieser Menschen einzuleiten.

 

Vor allem mußten Arbeitsplätze geschaffen werden. Deshalb wurde der Teilbetrieb Bauhütte Bezirk Neukalen, Leiter Herr Hermann Iben, und der Teilbetrieb Bauhütte Neukalen, Leiter Herr Albert Hopp, eingerichtet. Da Herr Iben ab 16.6.1945 zum Bürgermeister ernannt wurde, übernahm Herr Hopp beide Betriebe. Herr Hopp plädierte für die Zusammenlegung dieser Einheiten. Das geht auch aus dem Schreiben vom 20.3. 1946 an den Bürgermeister hervor; er möchte den Antrag stellen und die Handwerkskammer Mecklenburg - Vorpommern in dieser Richtung verständigen.

 

Am 5. April 1946 schrieb Herr Hopp nochmals an den Bürgermeister:

"Bereits im Januar 1946 haben wir Ihnen einen Vertragsentwurf zur Eintragung in das Handelsregister überreicht. Die nachträglichen Unterredungen haben bisher noch zu keinem Ergebnis geführt. Wir bitten doch um Klarstellung dieser Angelegenheit. Wie Ihnen bereits durch unsern Herrn Hopp mündlich unterbreitet wurde, beabsichtigen wir, nach Räumung die Unterkunft auf Frau Thürkow's Platz für unsere Zwecke zu übernehmen. Durch die Übernahme von Herrn Decker für eine landw. Maschinenfabrik haben wir Verständnis und sind daher auch bereit gewesen von unserem Plan zurückzutreten.

Wenn sich unser Betrieb jedoch aufbauen und vergrößern soll, so wird es erforderlich, dass ein auf Sicht angelegter Platz gewonnen wird. Hierzu möchten wir nun folgenden Vorschlag unterbreiten:

einen Platz an der Chausseestr. neben den städt. Häusern bzw. einen Platz gleich hinter dem Bahnübergang rechts nach Malchin oder einen Platz an der Spitze der Gnoiener / Darguner - Chaussee freizustellen.

Der Aufbau einer Werkhalle von uns wird im Moment nicht möglich sein. Nach persönlichen Vorstellungen bei der Stadtverwaltung Malchin, könnte uns u. U. nach Abzug der russ. Arbeitskommandos eine Halle oder Baracke zur Verfügung gestellt werden. Sollte dies nicht möglich sein, so müssten nach unserer Meinung im Herbst 1946 oder im Frühjahr 1947 die Verhältnisse es gestatten, dass wir uns eine zweckentsprechende Halle selbst bauen.

Um den Zusammenhang der Mitarbeiter zu gewährleisten, benötigen wir dringend schon jetzt einen Arbeitsplatz, da uns die Dreschgenossenschaft den jetzt in Anspruch genommenen Scheunenteil nicht mehr lange belassen will. Wir stellen daher den Antrag, uns die Kahnbaracke am Hafen, wie sie jetzt dort vorhanden ist, zur Verfügung zu stellen, damit wir dieselbe dann auf einem der oben bezeichneten Plätze aufstellen können.

Ferner bitten wir, uns die Maschinen, die in der Turnhalle und bei der Tischlerei Schacht stehen, freizugeben, damit wir die für unsere Zwecke sicherstellen können.

Weiter möchten wir feststellen, dass die Firma Robert Schulz im Herbst vorigen Jahres eine Handstemm - Maschine vom Stadthof hat abholen lassen, die der Tischler Lüneburg der Firma Robert Schulz übergeben hat. Wir bitten darum, dass auch diese Maschine für unsere Zwecke sichergestellt wird.

Durch den Tod des früheren Stellmachermeisters Pahl sind auch dort Maschinen, Werkzeuge und Geräte frei geworden. Wir haben uns dieserhalb gleich mit der Witwe in Verbindung gesetzt, dass wir auch diesen Bestand pachtweise oder käuflich übernehmen wollen und bitten Sie, uns auch in diesem Punkte Ihre Unterstützung zu gewähren.

Auf dem am Hafen liegenden Dampfer "Herta" soll sich angeblich noch verschiedenes Werkzeug für Zimmerer usw. befinden, welches noch aus den früheren Wehrmachtsbeständen herrühren soll. Wir bitten, eine Sicherstellung zu veranlassen und uns die betr. Werkzeuge zu überlassen.

Schließlich weisen wir noch auf das wichtigste Problem, die Transportfrage, hin. Ohne eine Lösung dieses Problems, sei es durch Bereitstellung eines dauernd zur Verfügung stehenden Pferdegespanns oder eines Lastwagens, ist der Aufbau eines Betriebes einfach nicht möglich. In den größeren Städten wird nach unserer Ansicht auch für diese Zwecke Transportraum zur Verfügung gestellt werden, da ohne dieses ein Arbeiten einfach unmöglich ist.

Wir bitten um eine Prüfung des Vorstehenden und eine entsprechende schriftliche Nachricht."

 

Es kam auch so. Daß zwischenzeitlich bereits im Bauwesen gearbeitet wurde, geht aus einem Schreiben vom 9.4.1946 hervor. Für zwei Wohnhäuser am Warsower Weg wurden 344 Schock Rohr von den Fischern Gültzow und Köhne der Bauhütte zur Verfügung gestellt. Dagegen teilte Herr Brinckmeyer mit, daß das bei der Salemer Fischerei gewonnene Dachrohr durch Freigabescheine des Landrates Malchin, Hochbauamt, restlos vergeben war und kein freier Bestand mehr zur Verfügung stand.

 

Daß die Betriebe kein Kapital besaßen, geht aus einem Schreiben an den Rat des Kreises Malchin, Abt. Energie, hervor. Da teilt der Bürgermeister mit, daß die Neukalener Industriegesellschaft gewillt ist zu bezahlen, sobald sie dazu in der Lage ist. Eine Sicherheit ist jedoch vorhanden, denn es sind noch 200 to Torf eingelagert; die Industriegesellschaft befindet sich im Moment in einer sehr schwierigen Lage; wir hoffen auf Ihr Verständnis.

 

Wie schwierig die Beschaffung von Werkzeug war, geht aus einem Schreiben des Leiters der Bauhütte Bezirk Neukalen, Herrn Hopp, vom 4. Juli 1946 hervor. Danach hatte die Bauhütte Bezirk Neukalen vom Dampfer "Merkur" am 1. Juli 1946 folgendes Werkzeug übernommen und bat um Einverständnis des Bürgermeisters:

 

"9 Stck. Sandschaufeln ohne Stiel,

4     "    Sandschaufelstiele,

2     "    Kohlenschaufeln mit Stiel,

2     "    Kohlenschaufeln ohne Stiel,

5     "    Pickhacken ohne Stiel,

2     "    Brecheisen.

Wir betonen, dass diese Gegenstände nach Angabe des früheren Besatzungsmitgliedes Beise noch Eigentum der ehem. Wehrmacht gewesen ist."

 

Schreiben vom 4. Juli 1946

 

 

Bürgermeister Iben war einverstanden.

 

Daß die Heimarbeit bei der Bauhütte auch mit eingegliedert war, erfährt man aus einem Schreiben vom 11. Nov. 1946:

 

"Neukalen, den 11.Nov.1946

Bauhütte Bezirk Neukalen

An den

Herrn Bürgermeister der Stadt Neukalen

Herr Stellmacher Willi Penzlin, wohnhaft hierselbst, Lutherstr., ist an uns herangetreten, den uns in der kleinen Molkerei zur Verfügung gestellten Raum an ihn abzugeben.

Wir haben den Raum bereits vor einiger Zeit verglasen lassen weil wir dort Heimarbeit (weben, flechten, besenbinden usw.) verrichten wollen und bitten um schriftliche Bestätigung, dass auch weiterhin der Raum uns überlassen bleibt.

 Bauhütte Neukalen

 I. A. Hopp"

 

Bürgermeister Iben genehmigte die weitere Nutzung des Raumes:

 

"Firma Neukalen, den 12.11.46

Bauhütte,

Neukalen

Auf Ihr Schreiben vom 11. ds. Mts. teile ich mit, daß Ihnen der Raum in der Volksküche, welcher als Essraum ausgebaut werden sollte, für Ihre Heimarbeiter bis auf Widerruf benutzt werden kann. Der Bürgermeister"

 

 Erst später erfolgte ein Austausch, nachdem die frühere Kegelbahn der Heimindustrie zur Verfügung gestellt wurde.

Zum Bauen wurden ja nun auch dringend Nägel benötigt, aber woher nehmen? In dieser Zone gab es keine Betriebe, die maschinell Nägel fertigten. So kam es, daß die frühere Vormelkersche Schmiede von der Bauhütte zur Nagelschmiede umgebaut wurde. Eine Blechscheere, zwei Schmirgelscheiben, ein paar Schraubstöcke waren dazu aufgebracht. Das Grundmaterial war Draht, bzw. Koppeldraht von den Weideumzäunungen. Dieser wurde überall besorgt und abgebaut. Diese Materialien wurden dann je nach Bedarf auf erforderliche Länge geschnitten und von unserem früheren Schulrektor Herrn Pagels sowie Herrn Hinkel, Herrn Brüning und Herrn Pansow zu Nägeln geformt, gestaucht und geschliffen. Die hierzu erforderlichen Stahlbacken für die Schraubstöcke wurden per Hand von Herrn Brüning gefertigt. Hergestellt wurden alle Sorten und Längen. Diese Fertigung hatte sich so herumgesprochen, daß die Postdirektion Schwerin Bronze- und Kupferdraht lieferte und hier in Neukalen Nägel in großen Mengen fertigen ließ; eben auch aus der Not geboren, in den Längen 40 bis 60 mm.

Ab Januar 1947 muß der Zusammenschluß aller Teilbetriebe unter dem Namen "Neukalener Industriegesellschaft" erfolgt sein. Von da ab wurden vielseitige Aufträge übernommen. Der Betrieb erweiterte die Aufgaben und Sortimente im Bauwesen, in der Torfgewinnung, ebenfalls in der Heimarbeit und in der Tischlerei. Lagerverwalter in der Kahnbaracke wurde weiterhin Herr Richard Brüssow. Die Zimmerleute arbeiteten unter der Aufsicht des Poliers Paul Groth, und dabei unterstützten ihn die Kollegen Otto Richter aus Lelkendorf, Willi Normann aus Neukalen, Wilhelm Köpsell aus Warsow und Franz Kuckuck aus Neukalen. Hinzu kamen noch die Umschüler Koll. Litschkow, Koll. Hamann, Koll. Lohrke, Koll. Bluhm - alle aus Neukalen.

Gebaut wurden kleine Wohngebäude, Lagerhallen und sonstige Gebäude, bzw. Reparaturarbeiten durchgeführt. Doch für alle diese Arbeiten wurde dringend Schnittholz benötigt. Die Sägewerke waren leider größtenteils demontiert, bzw. die vorhandenen mußten für die Besatzungsmacht arbeiten. Also, Not macht erfinderisch. So fuhren wir von Dorf zu Dorf und suchten Kreissägenblätter, denn die früheren Stellmachereien hatten damit gearbeitet. Wir hatten Glück und fanden einige Blätter, zwar leicht beschädigt, aber bis zu einem Meter Durchmesser. Zum Antrieb wurde ein Elektromotor von einem früheren Dreschkasten genutzt. Für die Kreissägen wurden eigene Konstruktionen entwickelt, um die bis zu 10 Meter langen Stämme bearbeiten zu können. Das erforderliche Stammholz lieferten die Neusiedler aus Karnitz, Schlakendorf, Groß Markow usw.

Begonnen wurde mit dem Kantholzschnitt unter Leitung von Koll. Leonhardt, Koll. Schönrock, Koll. Otto Ulrich, Koll. Hans Warnung und dem kleinen August.

Beim Kantholzschnitt war erforderlich, daß die Stämme angeplattet wurden. Diese Arbeit übernahm der Sudetenflüchtling Koll. Priwitzer mit seinem mitgebrachtem Spezialbeil mit ca. 30 cm Keilfläche. Die Stämme wurden danach auf Feldloren verladen, auf Gleisen bis zur Kreissäge transportiert und mittels einer Drahtseilwinde per Handkurbel am Kreissägenblatt vorbeigezogen. Dabei mußte der kleine August immer fleißig das Kreissägenblatt mit Wasser begießen, damit keine Ausglühungen am Kreissägenblatt passierten. Nachdem der erste Schnitt erfolgt war, wurde der seitliche Abschnitt zur zweiten Säge geführt und der Holzblock für den zweiten Schnitt zurückgeführt. Aus diesem wurde dann das Kantholz gefertigt. Die Sägen 2 und 3 arbeiteten die seitlichen Abschnitte zu Bretter und Latten auf. Somit war für die Zimmerei und Tischlerei das Rohprodukt Holz vorhanden. Es handelte sich hier um die schwerste körperliche Arbeit zur damaligen Zeit.

In der Kahnbaracke hatte man zwischenzeitlich die Tischlerwerkstatt eingerichtet. Von den eingelagerten Maschinen war eine Bandsäge, eine Dicktenhobelmaschine, ein Abrichter und eine Schlitzmaschine zur Verfügung gestellt worden. Die Materialien, die von der zweiten und dritten Kreissäge produziert waren, gelangten in die Tischlerei. Hier arbeiteten die Tischler Paul Brandt, Ewald Lewerenz, Hermann Seefeldt und Friedrich Riwaldt. Gefertigt wurden Bettgestelle, Schränke und Tische, für das Zimmerergewerk Türen, Fenster und Treppen usw.

Außerdem wurden für die begonnenen Bauten Dachschindel hergestellt. Schwierig war die Beschaffung von Beschlägen. Diese gab es nur auf Sonderzuweisung von Schwerin und Güstrow.

Wie damals gearbeitet wurde, geht aus einem Schreiben vom 12.8.1949 vom Bürgermeister hervor. Danach wurden die Landwirte Werner Seemann, Erich Harder und Gustav Krüger beauflagt, für die Firma Schulz je ein Pferdegespann zur Verladung zu stellen, speziell zur Abfuhr von Schnittholz: "Bei Nichtbefolgung werden Sie hiermit für entstehende Unkosten und Standgelder haftbar gemacht."

Bald wurde in der Ostzone der sogenannte Befehl 209 in Kraft gesetzt. Dieses bedeutete die Aufgliederung der vorhandenen Gutsflächen auf die Neusiedler. Hierfür war ein besonderer Haustyp entwickelt worden. Dieser bestand aus einem Wohnteil, Scheunenteil und dem Stallteil. Hierdurch war das Bauwesen besonders angebunden. Die Dacheindeckung erfolgte teilweise mit Rohr bzw. mit selbstgefertigten Holzschindeln. Leider hatten die Schindel keine lange Lebensdauer, da das zur Verfügung stehende Tränkmittel den Witterungsanforderungen nicht gewachsen war. Als Neuauflage kam dann die Lehmbauweise 1948 - 49 dazu. Für die Fundamente standen drei Sack Zement zur Verfügung. Diese mußten mit den Feldsteinen vermischt werden. Darauf begann die Einschalung aus den selbstgefertigten Brettern. Diese wurden ca. 30 cm breit und hoch mit Lehmstrohgemisch gefüllt. Anschließend kam eine Schicht Mauerziegelbrocken in der gleichen Stärke, welche als Putzträger diente. Von diesem Typ hat der Betrieb etwa 25 Wohngebäude in unserem Bereich bezugsfertig hergestellt. Das Schlimmste war die wöchentliche Geldeinholung. Der Betrieb mußte jede Woche eine Abschlagszahlung erstellen, diese vom Bauherrn und ebenfalls von der Gemeinde anerkennen lassen. Insgesamt waren 7 Unterschriften erforderlich. Da der Betrieb kein Motorrad oder PKW zur Verfügung hatte, mußte diese Forderung mit dem Fahrrad erfolgen - von der Baustelle bis zum Kreis und der Bauernbank in Malchin. Das alles mit doppelter Fahrradbereifung!

Zwischenzeitlich wurde in der früheren Gaststätte Haase, bestehend aus Wohngrundstück und Kegelbahn, - 1945 als Typhusstation bekannt - alles ausgeräumt. Die frühere Kegelbahn wurde für die Heimarbeit zur Verfügung gestellt. Geleitet wurde dieser Betriebsteil von Herrn Schubert aus Neukalen. In diesem Betrieb waren mindestens hundert Frauen beschäftigt. Das Grundmaterial waren Weiden, Binsen, Flachs und Pappeln. Mit Hilfe der hiesigen Fischer wurden im Sommer auf dem Kummerower See Binsen geschnitten, mehrere Tage angetrocknet, gebündelt und mit Hilfe von Fischermeister Schäfer mit den vorhandenen Pontons zum Hafen geschafft. Dieses Material wurde dann zu Zöpfen geflochten und danach zu Schuhen, Taschen und Matten verarbeitet. Zum Vernähen brauchte man Nähmaterial. Dieses gab es im freien Handel nicht und mußte vom Betrieb selbst beschafft werden. In der Nähe wurde viel Flachs angebaut. Davon wurde eine Menge vom Betrieb angeworben. Mittels einer selbstgebauten keilförmigen Brechanlage aus Holz wurde der Flachs gebrochen, die Spreu entfernt und die Fäden heraussortiert. Diese mußten jedoch versponnen werden, und dafür brauchte man Spinnräder. In den Ortsteilen rings um Neukalen wurde danach gesucht. Man fand drei alte Spinnräder für diese Arbeit. Hiermit wurden dann die heraussortierten Fäden zu ordentlichen Fäden gesponnen und mit Bienenwachs getränkt. Dadurch entstand ein haltbarer Faden zum Nähen der Schuhe, Taschen und Matten. Eine andere Gruppe fertigte von den Weiden und Pappeln Körbe und Kiepen.

Somit wurde manche Not gelindert, und mancher konnte diese Zeit mit Binsenschuhen überbrücken.

Neukalen verfügt zwar über große Waldflächen, aber für den Winter reichte das zur Verfügung gestellte Brennholz nicht aus. Braunkohle gab es nur wenig, und so kam es, daß man auf die frühere alte Torfgewinnung zurückkam. Der Betriebsteil Torf wurde gegründet und von Herrn Otto Ulrich geleitet.

Aus früheren Jahren waren noch die Moore links von der Peene am See - das Laartz'sche und das Brinkmann'sche Moor - und rechts von der Peene das Gültzow'sche Moor bekannt; desweiteren noch ein Moor in Schlakendorf und in Lelkendorf. Aber, wie konnte man diesen Torf nun gewinnen? Wir bemühten uns in Schlakendorf und in Karnitz. Wir hatten Glück und fanden dort noch drei Torfstechmaschinen aus den Jahren um 1915 herum. Solange waren diese schon außer Betrieb! Aber Not macht erfinderisch, und gute Handwerker brachten diese Geräte wieder produktionsfähig. Im Laartz'schen Moor, also links von der Peene wurden diese drei Geräte zuerst eingesetzt. Die zwei Stechmaschinen wurden mit der Haspel gedreht und gingen bis 3,0 m Tiefe; die andere konnte mittels Drehkurbel sogar bis 4,0 m herunter gedreht werden. Somit entstand eine Torfsäule von 4,0 m Länge, im Durchschnitt ca. 35 x 35 cm stark, welche langsam und sicher herausgedreht wurde. Dabei wurden immer Blöcke von je 40 cm Länge abgestochen und dann auf die Plattenloren verladen. Dieses war eine nicht zu beschreibende körperliche Arbeit. Ausgeführt wurden diese Arbeiten von den Kollegen W. Strecker, Mell, E. Borchardt, Glander, O. Lüders, G. Kabel und P. Ulrich. Nachdem die Torfstücken auf den Loren lagerten, wurden diese von dem taubstummen Kollegen Abendroth in 8 Stücke je Block zerkleinert und in die Wiesen zum Vortrocknen abgelegt. Danach kamen die dort tätigen Frauen und setzten diese Stücke ringförmig auf einen Haufen zum völligen Austrocknen. Nachdem dieser Prozeß abgeschlossen war, wurden die Trockenstücke in zwei vorhandene Wehrmachtspontons verladen und per Seil vom See bis zum Hafen herunter gezogen. Später hatte man für diesen Transport den Fischermeister Hern Schäfer und Sohn hierfür angeworben. Anfang 1950 wurde der Abbau modernisiert, indem man einen Elevator und Bagger mit Pumpe für die Torfgewinnung einsetzte; jedoch dieses dem Betriebsteil Malchin unterstellte.

 

Erwähnen möchte ich noch, daß das Bauwesen ja laufend Kies und Sand benötigte. Aus diesem Grunde wurde auch die Neukalener Kiesgrube der Neukalener Industriegesellschaft unterstellt. Wir fingen mit ganz primitiven Förderbändern an, verfügten dann aber im Laufe der nächsten Jahre über Bagger, Silos und sogar eine Brechanlage mit der dazu gehörigen Siebanlage, so daß nach Sortiment abgegeben werden konnte. Sogar Kopfsteinpflaster wurde in der Grube per Hand gefertigt, bzw. Steine für den Fundamentbau formgerecht geschlagen.

Für alle diese gelungenen Tätigkeiten gilt ein ganz besonderer Dank dem Baumeister Albert Hopp. Ohne sein Wirken wären diese Leistungen nicht vollbracht worden und ebenfalls manche Not nicht gelindert.