Wetteraussichten:
 
 
 
 
Schriftgröße:
 
normale Schrift einschalten große Schrift einschalten sehr große Schrift einschalten
 
Peenestadt Neukalen Vernetzt
Teilen auf Facebook
 

 

Das Pfarrhaus in Schorrentin

 

Wolfgang Schimmel

 

Einer Urkunde aus dem 14. Jahrhundert kann man entnehmen, daß der Pfarrhof in Schorrentin von den Edelmännern, die die Kirche bauen und in der Ehre der heiligen Märtyrer Mauritius und Dionysius und ihrer Gesellschaft bestätigen ließen, den edlen und strengen Rittern Herr Peter und Herr Ruchell um ihrer Seele und Seligkeit willen dem damaligen Pastor und allen seinen Nachkommen auf ewige Zeiten geschenkt wurde. Dazu gehörten drei Hufen Acker sowie Wiesen mit Brüchen und Söllen.

Neben diesem alten Gebäude, was im Dreißigjährigem Krieg sehr gelitten hatte, errichtete man in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein neues Pfarrhaus. Es stand nordwestlich der Kirche. Der Pastor klagte immer wieder über notwendige Reparaturen. Die Eingepfarrten konnten sich aber nicht einigen, wer welchen Anteil bei den Reparaturen leisten mußte. Angeblich wußten sie es nicht mehr oder wollten es nicht wissen.

 

Auf einer Karte von 1764 ist die Lage des alten Pfarrhofes zu erkennen.

 

Auf einer Karte von 1764 ist die Lage des alten Pfarrhofes zu erkennen.

 

Unter dem Gemüsegarten hinter dem Pfarrhaus wurden 1995  diese Kellerreste des alten Pfarrhauses entdeckt (Spitzbogen).

 

Unter dem Gemüsegarten hinter dem Pfarrhaus wurden 1995

diese Kellerreste des alten Pfarrhauses entdeckt (Spitzbogen).

 

Am 7.8.1768 wurde Johann Gottlieb Raddatz Pastor in Schorrentin. Er wandte sich drei Jahre später mit folgender Bitte an den Super­intendenten:

"Verzeichniß einiger Höchstnöthigen, und mit wenigen Kosten zu bestreitenden Ausbeßerungen, bey dem hiesigen Pfarr-Hofe. Schorrentin den 27 Juny 1771.

1. Da so gleich bey dem Eintritt auf den hiesigen Pfarr - Hoff durch die Pforte und Thorweg, eine so große Sammlung von Waßer, fast das ganze Jahr hindurch zu finden ist, daß kein Mensch, ohne fast bis an die Waden darin zu gehen, herauß und wieder herab gehen kann, und das viele Waßer bis an die Haus-Thüre reichet, und die vorderste Sohle des Pfarr - Hauses darüber stets naß ist, und im Waßer lieget, so kann diesem Übel mit Erhöhung des Stein - Dammes leicht, und mit wenigen Kosten gäntzlich abgeholfen werden.

2. Die Nordwärts liegende Sohle des Wagen - Schauers, auf hiesigem Pfarr- Hofe hat ein Paar Höltzerne Klötze zu ihrem Fundament, und ist nöthig, daß tüchtige Grund - Steine statt derselben von einem Mauer - Meister untergebracht werden, so kann dem Wagen - Schauer mit sehr wenigem geholfen werden.

3. Die vor 2 Jahren wieder neu aufgerichtete Stallung vor mein Vieh, ist an der vorder - Seite wegen tiefer Erniedrigung des Bodens Jahr aus, Jahr ein, mit so vielem Waßer umfloßen, daß weder Menschen noch Vieh in die Ställe hinein kommen können. Diesem Übel ist dadurch sehr leichte, und mit einem Tagelohn abzuhelfen, wenn vorne ein schmaler Stein - Damm vor die Thüren gemacht wird, wozu die benöthigten Steine schon auf dem Pfarr - Hofe vorhanden sind.

4. Da die vordersten Fenster am alten Pfarrhause nach der Straße und auf dem Hofe so niedrig an der Erdt, und seit vielen Jahren ohne äußerliche Fensterläden sind, als welche ehedem, wie die noch in denen Ständern eingeschlagenen Hacken zeigen, dafür gewesen, da­durch die Vorderstube, ja das ganze Pfarr - Haus, nicht nur allen diebischen Einbrüchen vollkommen ausgesetzt, sondern auch von Menschen und Vieh die Fenster immerzu ruiniret werden, so sind zu Verfertigung neuer Fenster - Laden die Bretter höhern Orts accordiret, schon geschnitten, und hieselbst vorhanden, und dürffen nur von einem Tischler verfertiget werden, so ist auch diesem Übel völlig ein Ende gemacht.

5. Da in dem neuen Pfarrhause die Bodens nur mit Tannenen Balcken belegt sind, so sind die hervorragenden Enden dieser Balcken, von Regen, Schnee und Witterung, meist an der Süden-Seite schon halb verfaulet, und ist die höchste Zeit, daß von außen darüber, von eichenen Brettern kleine Stücken übergenagelt werden, damit die verrotteten Tannenen Balcken dadurch für fernerer Verfaulung beschützet bleiben, welches jezt, da hier an Thurm - Bodens der Zimmer Meister die lezte Hand anlegt, am besten und mit wenigen Kosten geschehen kann.

6. In der Vorderstube des alten Pfarrhauses, ist ein Alcoven angebauet von meinem HErrn Antecessore, er ist aber noch nicht mit Brettern abgekleidet; die Bretter sind nunmehro höchsten Orts dazu Accordiret, geschnitten und vorhanden und könnte in diesen langen und guten Sommer - Tagen von einem Tischler bald abgekleidet werden, damit die in der ohne dem kleinen Stuben stehende Bett-Stelle des Pastoris dahin ein gesetzet werden, und auf vorstehender Commission des HErrn Superintend: Kessler Hochwürden hiedurch eine bequemere Stube und Schlaf-Ort bey mir haben könnten.

Pastor bittet ach so aus nothdringendsten Ursachen gehorsamst, es wollen HErrn Superint: Kessler Hochwürden, und HErrn Raths Neumann Wohlgeb. ihm die gesuchte Erlaubniß geben, diesen, und etwa andern sich noch eräugnenden Mängeln, in dieser Jahres - Zeit bestens abzuhelfen, und hat deswegen dieses Verzeichniß eigenhändig verfertigt, und zu mehrerer Glaubwürdigkeit unterzeichnet.

                                                      J G Raddatz"

 

Am 21.4.1785 schrieb Pastor Raddatz, "daß heute Morgen gantz unvermuthet ein importanter Schaden geschehen". Der vordere Boden in der vorderen Stube rechter Hand war "mit einem greßlichen Gepraßel" niedergestürzt, aber zum Glück niemand zu Schaden gekommen. Die Ausbesserung war zwar schnell gemacht, aber es zeigte sich, daß ein neuer Bau des Pfarrhauses unvermeidlich war.

 

Am 16.2.1786 um 11 Uhr traf man sich im Predigerhaus in Schorrentin, um über den Neubau zu sprechen:

"Protocollum gehalten im Pfarr Hause zu Schorrentin den 16ten Febrr. 1786, sub Directione des Herrn Amts Rath Zickermann und in Gegenwart des Herrn Pastoris Raddatz hieselbst, und der beiden Kirchen Vorsteher nahmens Jochim Schultz und Wessel respee aus Warsow und Lelckendorff.

Der Herr Amts Rath gab ad protocollum: Es sey von Ihro Regierenden Herzogl. Durchl. der unumgängliche nothwendige Bau des vorder­theil am hiesigen Pfarr Hause unter dem 5. Decbr. v. J. in Gnaden Genehmiget, und dem Herzogl. Amt Nienkalden zu gleich huldest anbefohlen worden dieserhalb nunmehro mit den Eingepfarreten zusammen zu treten und wegen ihrer Praestandorum das Behufige zu reguliren. Man habe daher von Seiten des Herzogl. Amts dem Hochgedachten gnädigsten Befehl zur unterthänigsten Folge die sämtl. Herrn Eingepfarrete nach der Anlage sub No 1. auf heute anhero geladen, und von seiten des gedachten Herzogl. Amtes er der Herr Amts Rath mit mir subscripto zum Zweck der in Auftrag habenden Regulirung anhero eingefunden.

Von wegen Lelckendorff mit der Pertinens Zarmstorff erschien der Herr Pensionair Otto persöhnlich.

Von wegen Mistorff und dem Bauer Dorfe Gr. Marckow erschien nahmens der verwitweten Frau Pächterin Hilgendorffen deren Schreiber nahmens Monsieur Fabricius.

Von wegen Kleinen Marckow der Pensionarius Herr Engel

Ferner von wegen des Hofes Schorrentin des Herrn Secretairs Held, sein Herr Sohn

Von wegen Schönenkamp der Herr Amtmann Döhn als Conducteur dieses Hofes.

Von wegen Cämerich der Schreiber Mons. Rönfeld nahmens der verwitweten Frau Pensionarin Otten daselbst.

Hierauf zeigte zuforderst der Herr Amts Rath Inhalts des erlaßenen Consocations Schreibens vom 18. d. M. einen jetweden der gegenwärtigen Herrn Eingepfarrten den aus hoher Herzogl. Regierung desfalß ergangenen gnädigsten Auftrags Befehl Originaliter vor.

Sodann eröfnete er Ihnen insgesamt wie der bevorstehende neue Bau nach dem Anschlag 2831 Fuß eichen und 3611 Fuß Tannen Holtz erforderte, imgleichen 116 Stück Bretter, 180 Stück Tannen Latten, und das sonst benöhtigte Spiel, Klehmstacken Holtz Deck Schecht, Weden und Knüppel, auch ausser diesem 11000 Mauer und 100 Dachsteine, welche von der Dörgelinschen Ziegeley zu holen wären, enthielte.

Hienächst machte auch der Herr Amts Rath sämtlichen hier gegenwärtigen Herrn Eingepfarreten bekannt, wie in Ansehung derer ihnen hiebey zukommenden Prastandorum alles vorlängst bey einer auf der hiesigen Pfarre abgehalten Herzogl. Commission von den sämtlicher gegenwärtig gewesenen Herrn Principal Eingepfarreten einmühtigkeit verglichen und zu einer Bestimmung dahin gebracht worden wäre, daß überhaupt zur Zeit 28 Wagens aus der Gemeine in dermaße zusammen gebracht würden, daß

Schorrentin 5 Wagen

die Lelkendorffer Güter 10 Wagen

Kleinen Marckow 2 Wagen

Cämerich 3 Wagen

Warsow 6 Wagen und

Schönkamp 2 Wagen

dazu hergebe, und auf gleichem Fuß auch die Handdienste dabey leisteten. In Absicht auf das Dach hätte eben mäßig ein jeder Eingepfarrete seinen bestimten Antheil auf den alten Hause, und wolte er der Herr Amts Rath zu ihrer Überzeugung ihnen die darüber abge­haltenen protocolle so wie sie ad acta befindlich wären, respee vom 16. Juny 1762 und vom 12. Octobr 1768 hiemit integraliter vorgeleget haben.

Gegenwärtige Herren hatten hiewieder nichts einzuwenden, vielmehr erklährten sie für ihre Persone sich, bis auf den Herrn Pensionair Engel von Klein Marckow, einmüthig bereit, daß ihnen darnach obliegende an Fuhren und Handdienste auch des Dachs völlig zu leisten; nur baten sie sich dieses hiebey aus, daß die Verfügung also getroffen werden möge, daß die Anfuhr des Bauholtzes noch vor der Ackerzeit beschaft werden könne.

Der Herr Pensionair Engel von Marckow declarirte aber wie er für seine Person zur Zeit ohne alle Vollmacht von seinem Herrn Principale dem Herrn Landrath von Levetzow auf Carnitz hauptsächlich aus der Ursache geblieben sey weil derselbe nach Güstrow verreiset gewesen, er wolle in zwischen demselben sofort nach seiner Zuhause Kunft von dem was heute hier ad protocollum verhandelt worden, Nachricht geben, und hoffe gewiß, daß derselbe seiner seits in keinem Stück sich der bisherigen Observanz entgegen legen würde.

Übrigens ward von dem Herrn Amts Rath denen gegenwärtigen Kirchen Vorstehern Suspecialis Commissorii die Auflage gemacht, wie sie von jezt an ihren Pflichten gemäß diesen Neuen Bau vorzüglich zu befördern, mithin auch die Holtz Anweisung und demnächstige Anfuhr desselben bestens zu betreiben auch wenn das zuschneidende Holtz fertig sein würde, der Gemeinde davon die gehörige Anzeige zu machen, folglich überhaupt die Beschleunigung hierunter sich alle rege nach äusserster Möglichkeit angelegen sein zu laßen hätten.

Quibus conclusum. Actum uti supra

in fidem

Georg Christ. Gielow

Amts Registrator"

 

Riß für das neue Pfarrhaus in Schorrentin 1786.

 

Riß für das neue Pfarrhaus in Schorrentin 1786.

 

 

Vom Amt Dargun wurde eine Zeichnung für das neue Predigerhaus angefertigt und durch die Regierung genehmigt. Im Mai 1786 wurde das alte Pfarrgehöft von der Gemeinde abgebrochen. Das Holz kaufte der Bäckermeister Burmeister in Neukalen für 22 Rthlr. Der Neubau eines Pfarrhauses begann. Alle Eingepfarrten mußten Hand- und Spanndienste leisten. Um Michaelis 1787 war der Bau vollendet.

 

1822 wurde ein neuer Brunnen auf dem Pfarrhof gebaut.

 

Pastor Böhmer berichtete am 7.5.1836:

Was das Pfarrgebäude betrifft, "so ist zuvörderst

1. die Ausbesserung sämmtlicher Wand Fächer, die zum Theile sinken und von Alters her auszufallen drohen; die Verstreichung und Ausfugung derselben an den zweistöckigen 80 Fuß langen und 40 Fuß breiten alten morschen Pfarr-Wohnhause von außen ringsherum, von unten bis oben, sehr dringend nothwendig und eine längst gewünschte und beliebte Ueberrohrung wenigstens des westlichen und östlichen Giebels, und Ausbesserung des Strohdaches erforderlich; nicht minder der Schornsteine, die zum Theil gerissen und gestützt sind, damit sie nicht mit der 2ten Decke des obern stellweise morschen Bodens niederstürzen, und Alles zerschmettern. Das Innere des Pfarrhauses bedarf gleichfalls mannigfacher Reparatur, namentlich die Dielen oder Bretter in der Wohnstube sind vergangen, und es fehlen zum Theil gänzlich die Unterlagen; auch die Panelung oder Verkleidung der Wände ist wandelbar samt den Kachelöfen; Fenster und Thüren bedürfen des Anstriches, und die Ausweißung sämmtlicher Stuben und Gemächer ist nothwendig, nachdem zuvor der abgefallene Wändeputz wieder übertragen worden. Der Feuerherd im Hause, der Leutestubenofen sammt den Fensterrähmen, die Backöfen und Herde derselben erfordern Ausbesserung und wohl Umsetzung.

2. Die Pfarrbrunnen - Kiste, das ganze Getriebe und Bedachung ist morsch und wandelbar geworden, und bedarf der Instandsetzung und Wiederherstellung, damit Gefahr verhütet, und größeren Kosten vorgebeugt werde; wo man nicht eine Pumpe vorziehen möchte.

3. Der den Umsturz drohende Viehstall wird hoffentlich, wie verheißen, im nächsten Frühjahre neu erbauet werden, nachdem vorher die Bereitung des dazu erforderlichen Holzmaterials pp im bevorstehenden Winter beschafft, und die Anfuhr gehörig tempestive bewerkstelliget worden.

4. Die morschen und verolmte Pfarrhofthor- und Beipföste, die auf der Zimmerbesichtigung, und was sonst noch, für nothwendig im Sommer v. J. erkannt worden, werden durch neue ersetzt werden müssen. Auch werden noch einige Ruthen des Hofes neben dem Hause, mit Feldsteinpflaster zu belegen seyn.

5. Eine Vergrößerung des kleinen Kellers wäre wünschenswerth.

6. Die Wandfächer der Scheune werden mit Strohlehm zu übersetzen, und die Strohdächer auf den Gebäuden überall zu repariren seyn, u.d.m."

 

1853 wurde das Strohdach des Predigerhauses abgenommen und ein Steindach aufgesetzt.

 

1867 entschloß man sich, den Neubau eines Pfarrhauses in Angriff zu nehmen. Das Ende des Jahres vom Amt Dargun vorgelegte Projekt wurde aber aus Kostengründen von der Großherzoglichen Kammer in Schwerin abgelehnt. "Großh. Cammer ist der Ansicht, daß ein Pfarrhaus, wie das Gielower oder Bernitter selbstverständlich neben einem separaten Backhause, welches für 600 Rthlr. nach dem Gielower Vorgange hergestellt werden kann, für die Schorrentiner Pfarre vollständig ausreichen wird."

 

 

Nach diesem Riß „Wohnhaus mit Wirthschaftsflügel für die Pfarre zu Schorrentin“ sollte

ursprünglich das Pfarrhaus gebaut werden:

 

Nach diesem Riß „Wohnhaus mit Wirthschaftsflügel für die Pfarre zu Schorrentin“ sollte  ursprünglich das Pfarrhaus gebaut werden (1).

 

"Vorderansicht"

 

Nach diesem Riß „Wohnhaus mit Wirthschaftsflügel für die Pfarre zu Schorrentin“ sollte  ursprünglich das Pfarrhaus gebaut werden (2).

 

Links: "Durchschnitt", rechts: "Der Wirtschaftsflügel".

 

Nach diesem Riß „Wohnhaus mit Wirthschaftsflügel für die Pfarre zu Schorrentin“ sollte  ursprünglich das Pfarrhaus gebaut werden (3).

 

"Giebel"

 

Nach diesem Riß „Wohnhaus mit Wirthschaftsflügel für die Pfarre zu Schorrentin“ sollte  ursprünglich das Pfarrhaus gebaut werden (4).

 

"Giebel"

 

 

Im August 1868 wurde mit den Erdarbeiten zum Bau des neuen Gebäudes begonnen. Auf der Pfarrkonferenz am 9.7.1869 wurde das neue Pfarrhaus, welches heute noch steht, abgenommen und eingeweiht. "Es enthält 16 heizbare Räume und hat mit Einschluß des Frontespieß 12 Fenster Fronte." Für die Einfriedigung des Hauses wurden als lebendige Hecke 500 Fichtenpflänzlinge beschafft. Den Abbruch des alten, aus dem Jahre 1787 stammenden Predigerhauses sowie die Einebnung des Platzes übernahm der Pastor Dankert nach dem Umzug in das neue Gebäude auf seine Kosten.

 

"Nachdem der Pastor Dankert zu Schorrentin auf der vorjährigen Pfarrbau-Conferenz angezeigt hatte, daß in seinem vor wenigen Jahren neu erbauten Wohnhause der Schwamm ausgebrochen, hat in diesem Frühjahre eine gründliche Prüfung hinsichtlich der Ausdehnung des Schadens stattgefunden und leider constatirt, wie aus dem angeschlossenen P. M. des Landbaumeisters Stern ersichtlich, daß der Schwamm mit außerordentlicher Heftigkeit aufgetreten, und fast sämmtliche Räumlichkeiten der parterre - Etage ergriffen hat.

Ueber die Ursache der Schwammbildung vermögen wir nur muthmaßend anzuführen, daß die Füllung der Fundament - Räume, welche bei schon vorgerückter Jahreszeit angefahren ist, etwas feucht hineingebracht ist und, beim Mangel von Luftzügen, den Schwamm erzeugt hat.

 

P. M.

Die Ermittelung über den Umfang der Schwammreparatur im Pfarrhause zu Schorrentin ist mit vollständiger Aufnahme der ergriffenden Theile jetzt zu Ende geführt. Es hat sich daraus ergeben, daß der Hausflur, die rechts daranliegende Studierstube und vom Hausflur links belegen, die Wohnstube und die dann folgenden 3 Zimmer am westlichen Giebel vom Schwamm vollständig ergriffen sind und in den Fußböden, den Lambris und einzelnen Theilen der Thürfutter und Bekleidungen erneuert werden müssen. Das beim Bau des Hauses etwas spät in der Jahreszeit eingebrachte und daher feucht gebliebene Füllmaterial, ist wohl als die Hauptursache der Schwammbildung anzusehn. Bei der Untersuchung durch vollständige Aufnahme der angegriffenen Theile, ist die Begrenzung des Schadens genau ersichtlich und will ich dabei nicht unerwähnt lassen, daß es auffallend erscheint, wie der Bretterfußboden der neben der Studierstube liegenden Schlafstube, da erstere sehr vom Schwamm zerstört, so auch die dann folgenden Zimmer, welche zum Unterschiede von den zerstörten Zimmern, nicht geölt sind vom Schwamm verschont geblieben zu sein scheinen, da derselbe an der Schwelle der Verbindungsthür aufhört und sonst in der erwähnten Schlafstube und den folgenden beiden Zimmern sich gar keine Spuren und Anzeichen vom Schwamm ergeben. Dies nur als Thatsache anführend, ohne einen Beweis für die Entstehung des Schadens darin zu erblicken hatte ich meines Erachtens als Hauptbedingung zur Verhütung der Schwammbildung, die Trockenheit und schlage deshalb vor, die Bestimmung zu treffen, daß von Seiten der Eingepfarrten darauf Bedacht genommen werden möge, nunmehr zur Ausfüllung der hohlen Fundamenträume (das alte Füllmaterial ist gänzlich daraus entfernt) ganz sterilen und trocknen Sand, oder Kies, ohne Beimengung von Humustheilen, zu verwenden. Was meines Erachtens weiter aus Vorsicht nach diesem Vorkommen geschehen muß dürfte dahin zu fassen sein, daß

1. die bloßgelegten Erdboden- und Fundamentflächen sorgfältig gereinigt und genügend der Austrocknung überlassen werden müssen. (Die Reinigung hat bereits statt gefunden).

2. die Fundamentflächen werden aufs Neue mit Kalkmörtel gut verzwickt und geebnet und die ganzen Flächen bis zur Lambrieshöhe hinauf mit reinem Portland - Cement überstrichen.

3. Der Füllsand muß möglichst trocken und lagenweise (etwa jede Lage 10 Centimeter stark) successive eingebracht und inzwischen durch Umharken im Fundamentraum vollständig trocken gemacht werden.

4. Die eichenen Lager werden von neuem Holze genommen, dieselben werden ringsum mit Firniß und Harz angestrichen und dann auf Streifen  von Asphaltpappe gelegt.

5. Die neuen Fußbodenbretter werden in den Unterflächen ebenfalls ebenso die Lambries in den Rückseiten imgleichen die wieder anzubringenden Thürfutter mit Firniß und Harz angestrichen.

6. Die Fußböden mit den Lambris sollen nicht vollständig dicht an die Wände gelegt werden werden, sondern so, daß eine Luftcirculation im innern Raum ermöglicht wird.

7. Auf Luftzüge von Außen soll ebenfalls Bedacht genommen werden,

Diese von 1 bis 7 gedachten Punkte dürften die Hauptmomente sein, worauf es ankommt und habe ich solche, soweit Eingepfarrte nicht allein verpflichtet sind, in den hier angeschlossenen betreffenden Materialien- und Kosten- Anschlag, aufgenommen.

Da zu berücksichtigen sein dürfte, daß dem Bewohner des Hauses, dieses Umstandes wegen eine sehr fühlbare Beschränkung in den Wohnräumlichkeiten auferlegt ist, so ist aus diesem Grunde bereits mit den Vorbereitungs - Arbeiten zur Erneuerung der Fußböden und Wiederherstellung der Thürfutter, begonnen

Dargun den 13 Juni 1873"

 

Lageskizze um 1898.

 

Lageskizze um 1898.

 

 

Im Frühjahr 1899 ist auf dem Pfarrgehöft eine Abwasserleitung gelegt worden. Die Anlage hat ca. 1000,- Mark gekostet, was zur damaligen  Zeit sehr viel Geld war.

 

 

„Entwurf zu einer Ableitungsanlage für die Küchenabwässer der Pfarre zu Schorrentin“ Pries (26.2.1898).

 

„Entwurf zu einer Ableitungsanlage für die Küchenabwässer der Pfarre zu Schorrentin“ Pries (26.2.1898).

 

„Brunnen auf dem Pfarrgehöft in Schorrentin“ (Otto Stein).

 

„Brunnen auf dem Pfarrgehöft in Schorrentin“ (Otto Stein).

 

Ansichtskarte „Gruss aus dem Schorrentiner Pfarrhause“ um 1904.

 

Ansichtskarte „Gruss aus dem Schorrentiner Pfarrhause“ um 1904.

 

 

"1907. Am Himmelfahrtstage, dem 9. Mai, gegen Morgen wurde das Pfarrhaus an seiner östlichen Seite von einem Blitzstrahl getroffen. Derselbe, ein s. g. „kalter Schlag“ löste indes nur einige Steine vom Dach und etwas Kalk von den Wänden; im Hause machte sich ein schwefliger Geruch bemerkbar. Dem Herrn sei Dank für gnädige Bewahrung! Auf Antrag des Pastors soll das Pfarrhaus nunmehr mit einem Blitzableiter versehen werden."

1918 erhielt das Pfarrhaus eine Blitzableiteranlage.

 

 

„Blitzableiteranlage auf dem Pfarrhause zu Schorrentin, 1 : 500, Güstrow, 25.3.[19]18, Lorenz.

 

„Blitzableiteranlage auf dem Pfarrhause zu Schorrentin, 1 : 500, Güstrow, 25.3.[19]18, Lorenz.

 

Ansichtskarte „Pfarr-Haus zu Schorrentin“ um 1913.

 

Ansichtskarte „Pfarr-Haus zu Schorrentin“ um 1913.

 

 

Propst Reuter Befand sich im Juli 1945 in Mühlen-Eichsen bei Schwerin. Er schrieb im August 1950 über seine Flucht aus Schorrentin:

 

"Als am 29. April der Waffenlärm von Neubrandenburg in die Schorrentiner Gegend hinüberdrang, als wir die großen Explosionen und Sprengungen deutlich hörten, verließ ich mit meiner Familie und sämtlichen Flüchtlingen im Pfarrhaus - wir waren über 20 Menschen - Schorrentin. Von Herrn Viereck - Schorrentin war gesagt worden, daß er mit seinen Leuten fliehen wollte. Die Wagen wurden schon zurecht gemacht. Der Pastor müsse für sich und seine Familie allein sorgen. Herr Viereck ist nicht mehr zur Flucht gekommen, weil die Russen schneller einrückten. Uns aber hat man vorgehalten, daß wir geflohen sind. Das Militär, das bei uns lag, bot uns Plätze in seinem Autobus an. Es kam hinzu, daß eine Ukrainerin 2 Jahre in unserem Hause als Hausgehilfin tätig war. Meine Frau hat viel für sie getan und sich deswegen von Geschäftsleuten Übles nachreden lassen, daß sie Ausländer unterstütze. Aber ich bin der Meinung, diese Ukrainerin war falsch und hatte meine Frau beim russischen Kommandanten angezeigt, so daß ich nicht gewiss war, was aus meiner Frau bei unserem Dortbleiben geworden wäre. Außerdem hatten mir mein Schwager und Pastor Joneleit - Neukalen, die noch Ende 1944 auf Urlaub in der Heimat waren, mir geraten, mit Rücksicht auf meine Kinder, die damals 16 und 17 Jahre alt waren, zu fliehen. Rückschauend muß ich sagen: ich allein hätte bleiben sollen und meine Frau und Tochter ziehen lassen müssen. Aber in den damaligen aufregenden Tagen, wo alles durcheinander ging, übersah man das zu wenig und ist seiner selbst nicht mehr mächtig. Die, die etwas Ähnliches durchgemacht haben, haben Verständnis dafür und wissen, wie wir auch in diesen Dingen ganz auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen sind. Damit schloß meine Tätigkeit in Schorrentin. Wenn ich nun 5 Jahre später diesen Rückblick schreibe und dabei über die Schorrentiner Erlebnisse hinausgegangen bin und sie in einen weiteren Rahmen hineingestellt habe, so muß ich doch dankbar bekennen, daß meine Familie und ich sehr schöne Stunden in Schorrentin verlebt haben, und daß wir dem treuen Gott für alle Führungen dankbar sind. Wir gedenken auch heute noch manches Mal der Schorrentiner Gemeinde vor Gottes Angesicht und bitten um Verzeihung, was wir an ihr versäumt haben."

 

Der ab 1.1.1946 für die Pfarre Schorrentin eingesetzte Pastor Peters schrieb über die Zeit bis zum 31.12.1945:

 

"Die Zeit zwischen dem Fortgang Propst Reuters am 29.4.45 und dem Einrücken der Roten Armee am 1. Mai 1945 wurde von den Einwohnern des Dorfes Schorrentin dazu benutzt, um Pfarrhaus und Kirche gründlich auszuplündern und zu demolieren. Alle zurückgelassenen Sachen des Propstes, wie Möbel, Geschirr, Silberzeug und anderes wurden gestohlen und in die eigenen Wohnungen gebracht. Nicht einmal vor Lichtschaltern und Ofentüren machte man Halt. Im Pfarrgarten wurden Rhabarberstauden und Beerensträucher ausgegraben und in die eigenen Gärten gepflanzt. In der Kirche wurden sämtliche Fensterscheiben zerschmettert, beide Altarteppiche und sämtliche Paramente gestohlen. Kinder spielten mit Orgelpfeifen und Altarleuchtern auf der Straße. Ein Teil der vasa sacra und das Kirchenbuch gingen verloren. Sämtliche Pfarrakten bis auf diese Chronik, sowie die reiche Bibliothek Propst Reuters wurden vernichtet. Und solches taten deutsche Menschen, Christenmenschen!!! Angehörige der Roten Armee haben sich an diesem Greuel der Verwüstung nicht beteiligt.

Im Laufe des Mai zog die russische Kommandantur ins Pfarrhaus ein und blieb auch bis zum 8. Mai 1946 drin. Somit war das Haus jedem weiteren Zugriff entzogen. Doch die neuen „Bewohner“ gingen daran, die Pfarrscheune abzutragen. Die Klehmfüllungen des Fachwerks wurden herausgestoßen und die Balken zu Brennholz zersägt. Viel hat nicht mehr gefehlt, dann wäre das ganze Gebäude zusammengebrochen."

 

Mit der Bodenreform fielen 75 Morgen Land an die Pfarre zurück. Der damalige Bürgermeister Willi Gauck suchte beim Oberkirchenrat um Pachtung des Pfarrlandes nach, was ihm auch im November zugesprochen wurde. An eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung war jedoch noch nicht zu denken, da der Pfarrhof von den Russen besetzt war, und es an Vieh und Ackergerät noch fehlte.

 

Die Landessuperintendentur Malchin berichtete am 17.4.1946:

"Am Montag, den 15. April 1946 habe ich die Pfarre Schorrentin aufgesucht, um die Möglichkeiten für Pastor Achim Peters in Schorrentin zu überprüfen.

Wie gewöhnlich mußte ich von Malchin den Weg nach Schorrentin zu Fuß zurücklegen (15 km). Unterwegs ergab sich eine Gelegenheit, eine Rücksprache mit Superintendent Stern in Neukalen zu halten. Den Rückmarsch, der ebenfalls zu Fuß erfolgte, wählte ich über Hohen - Mistorf, wodurch ich auch noch am gleichen Tage einen Besuch bei Pastor Zedler mit meiner Reise verbinden konnte.

In Schorrentin nahm ich Gelegenheit zu einer Besprechung mit dem Bürgermeister des Ortes, wo ich bei Ankunft Herrn Pastor Peters antraf. Ins Pfarrhaus konnte ich mit Hilfe eines zweisprachigen Ausweises, den ich vom Landratsamt Malchin habe, trotz anfänglicher Schwierigkeiten kommen und dasselbe vollständig besichtigen.

Das Pfarrhaus ist leider noch immer belegt. Es handelt sich um ein Viehkommando, hauptsächlich ukrainische Mädchen, etwa 10, dazu 4 russische Soldaten. Der Kommandant der Einheit liegt in Neukalen. Leider war mir dies, als ich durch Neukalen durchkam, nicht bewußt. Auch kannte ich die Verhältnisse in Schorrentin an Ort und Stelle nicht, was doch auch wieder Voraussetzung war, wenn ich mit der russischen Kommandanturstelle verhandeln wollte.

Die Wohnverhältnisse für Pastor Peters sind bislang unleidlich. Er ist auf eine Tagelöhnerwohnung angewiesen, in der die Frau mit ihrem etwa 14jährigen Sohn und außerdem noch ein Flüchtlingsehepaar sich aufhält. Hier hat er 1 Stube, in der er natürlich nicht Sprechstunden abhalten und seelsorgerliche Besuche empfangen kann. Wenn ich recht erinnere, ist die Stube nicht einmal heizbar. Außerdem hat die Frau sie nur vorübergehend abgegeben, da sie auf Rückkehr ihres Mannes aus der Gefangenschaft hofft. Keinesfalls kann Pastor Peters seine Frau und sein Kind dorthin übersiedeln lassen.

Ich habe mit dem Bürgermeister verabredet, daß er bis zur Freigabe des Pfarrhauses 2 Räume im Gutshause für Pastor Peters zur Verfügung stellt, damit die Familie übersiedeln kann und vor allen Dingen der Zustand aufhört, daß Pastor Peters sich die meiste Zeit außerhalb seiner Gemeinde aufhält.

Bedauerlicherweise hat Pastor Peters seinen eigentlichen Wohnsitz bisher immer noch in Volkenshagen gehabt und in Amtshandlungen hat ihn, soweit es ging, Superintendent Stern von Neukalen aus vertreten. Pastor Peters kam nur alle 14 Tage zu Gottesdiensten und hielt dann auch gleich mehrere Konfirmandenstunden.

Das Pfarrhaus ist sehr geräumig und enthält viel Platz. Abgesehen davon, daß es von russischer Seite her nicht zugegeben wird, daß der Pastor gleichzeitig darin wohnt, während es noch zum Teil von dem Viehkommando belegt ist, scheint es nach den Schilderungen, die ich in Schorrentin bekam, auch kaum erwünscht zu sein, eine derartige Regelung anzustreben. Andererseits ist keine geeignete Unterkunft ausfindig zu machen, in der etwa das Viehkommando in Schorrentin bleiben könnte, wenn die sowjetische Militärkommission das Pfarrhaus wieder für die kirchlichen Zwecke zur Verfügung stellen sollte.

Das Bedauerliche ist, daß solange die Belegung des Pfarrhauses anhält auch an eine Bestellung des Pfarrgartens nicht zu denken ist."

 

Am 8.5.1946 zog die Rote Armee aus dem Pfarrhaus aus und Pastor Peters konnte einziehen. Nun galt es, das völlig verdreckte und ausgeplünderte Haus wieder zu einer menschenwürdigen Wohnung zu gestalten, den verwilderten, mit Unkraut übersäten Garten wieder in Ordnung zu bringen. Einige Wochen später zog dann auch der Pächter der Pfarrländereien Willi Gauck in das Pfarrhaus in die Wohnung der Witwe Brasch ein, um die Bewirtschaftung des Pfarrackers richtig zu übernehmen.

Auch für Gauck war es nicht leicht, vor allem die verwahrloste Scheune wieder instandzusetzen und sich Viehställe drin einzurichten. Im Pfarrhause wurden alle vom Pastor, dessen Eltern und dem Pächter nicht benötigten Zimmer mit aus dem Osten Heimatvertriebenen belegt. Doch einigen Vertretern der Wohnungskommission war die Verteilung der Zimmer im Pfarrhause nicht recht. Sie meinten, den Eltern des Pastors stände keine Wohnung zu; der Pastor müsse sie zu sich in die Wohnung nehmen. Doch der Pastor bestand auf seinem Recht. So entbrannte ein heftiger „Wohnungskrieg“, der bis in den Oktober hinein dauerte. Schließlich wurde dem Streit durch Eingreifen des Landessuperintendenten Siegert - Güstrow und der Landeswohnungskommission ein Ende gemacht zu Gunsten des Pastors. Dessen Eltern konnten ihre Wohnung behalten.

 

Laut Pfarrbaukonferenz vom 1.11.1946 wurde zum Pfarrhaus festgestellt:

"Der Pfarrpächter hat auf seine Kosten das Nebenhaus instandsetzen lassen, ihm sollen die Kosten für 2 Türen und 2 Fenster ersetzt werden. Die Verglasung des gesamten Pfarrhauses war bereits fertiggestellt und muß erstattet werden. Die Reparatur der elektrischen Anlagen war ebenfalls fertiggestellt und muß erstattet werden. In der Wohnung des Pastors sollen das Schlafzimmer und das Wohnzimmer gestrichen werden. Das noch vorhandene Kellerfenster muß eingesetzt und verglast werden, davor muß ein Lichtschacht gemauert werden, damit das Regenwasser nicht in den Keller läuft.

Dem Pfarrpächter sollen von der vorgelegten Malerrechnung (von Peters, Neukalen), die über 121,- Rm lautet, ersetzt werden 50,- RM.

Im übrigen ist die Umzäunung des Pfarrgehöfts und Gartens auszubessern.

 

1954 mußten am Pfarrhaus noch folgende Arbeiten durchgeführt werden:

Instandsetzung der Dachrinnen und Abfallrohre; Erneuerung von 2 vierflgl. Fenstern in der Waschküche, einschl.Glas und Anstrich; Instandsetzung sämtlicher Fenster durch den Tischler in Holz und Beschlag, sowie Erneuerung des äußeren Anstrich sämtlicher Fenster; Instandsetzung der Stufen und der Umfassungswände der Freitreppe vor dem Haupteingang; Erneuerung der zweifl. äußeren Eingangstür des Wohnhauses; Instandsetzung des Daches der Veranda und des Fußbodens einschl. Neudeckung und Teeren; Instandsetzung des Pappdaches des Zwischenbaues einschl. Schalung und Dachpappe; Verlegung der Küche des Pächters in den Anbau und Herrichtung der jetzigen Küche zu einem Wohnzimmer und Zulegung des dadurch frei werdenden Zimmers der Pächterwohnung als Amtszimmer zur Pastorenwohnung.

1959 und 1960 wurde notdürftig das Pfarrhausdach repariert. Es war sehr schwer für Pastor Weiß, Handwerker, Material und Geld zu beschaffen.

1962/63 wurde das Pfarrhaus an die zentrale Wasserversorgung des Dorfes angeschlossen. Die alte Waschküche und der hintere Hauseingang wurden hergerichtet und zementiert, daraus wurde ein Badezimmer.

1970/71 führte Pastor Weiß aus Eigenmittel etliche Sanierungsarbeiten am Pfarrhaus durch. Die Landeskirche stellte keine Mittel zur Verfügung.

Ab Ende August 1981 mietete der Tierarzt Hans-Michael Lange mit seiner Frau Christina eine Wohnung im Pfarrhaus. Als er Ende August 1991 nach Westdeutschland verzog, mieteten Dorothea und Helge Melms die Wohnung und zogen von Soltau nach Schorrentin. 1991 konnten sie das Pfarrhaus kaufen. Es kostete viel Zeit und Aufwand, das renovierungsbedürftige Pfarrhaus mit seinen 50 Türen, 17 Räumen und 7 Öfen gründlich zu sanieren. Eine Ölheizung wurde eingebaut und zwei Mietwohnungen eingerich-tet. Dazu kam die Umgestaltung des großen Gartens mit seinen vielen alten Obstbäumen. Der ehemalige Gemeinderaum sollte weiterhin für Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen genutzt werden. Auch der Fachwerkanbau  wurde gründlich saniert und als Ferienwohnung für den “Urlaub auf dem Pfarrhof” angeboten. Es standen nun 65 m² mit einem kombinierten Wohn- und Schlafzimmer, kompletter Küche, Duschbad und Sauna für 2 bis 4 Personen zur Verfügung.

2005 erwarb Dr. Gerhard Tidow das altehrwürdige Pfarrhaus mit seinem romantischen  Flair. Er erfüllte sich damit einen Lebenstraum.

 

 

Das ehemalige Pfarrhaus in Schorrentin (2004).

 

Das ehemalige Pfarrhaus in Schorrentin (2004).

 

Eingang zum Pfarrhaus (1979).

 

Eingang zum Pfarrhaus (1979).

 

Eingangsbereich (2000).

 

Eingangsbereich (2000).

 

 

Das ehemalige Pfarrhaus in Schorrentin (2019) (1).

 

Das ehemalige Pfarrhaus in Schorrentin (2019) (2).

 

Das ehemalige Pfarrhaus in Schorrentin (2019).

 

 

 

Über die Nebengebäude  des Pfarrhauses

 

Unser Beitrag wäre unvollständig, wenn nicht noch einiges über die früheren Nebengebäuden des Pfarrgehöftes angefügt würde. Ursprünglich war ein Pfarrhof auf dem Lande ein selbstversorgender Landwirtschaftsbetrieb. Es gehörten Acker–, Wiesen– und Gartenland sowie eine Viehwirtschaft dazu, was von Mägden und Knechte bewirtschaftet wurde.

 

1. Der Viehstall

1769 war ein neuer Viehstall errichtet worden, welcher aber nicht lange hielt. Bereits 1808 mußte der Zimmermeister Gesche aus Neukalen einen neuen Viehstall bauen. Auch dieser drohte schon nach kurzer Zeit einzustürzen. 1837 erfolgte der Bau eines neuen Viehstalles, welcher immerhin bis 1930 hielt:

“Auf der Pfarrbaukonferenz vom 20. VII. 1930 in Schorrentin wurde der Abbruch des baufälligen und überflüssigen Viehhauses beschlossen. Der Oberkirchenrat hat sich mit Verfügung vom 16.8.1930 einverstanden erklärt. Die Bedingung, in die Scheune einen Stall für fremde Pferde einzubauen, ist bei den vorhandenen Räumlichkeiten leicht und mit geringen Kosten zu erfüllen. Vielleicht gelingt es sogar, dem Abbruchsunternehmer diese mit aufzuerlegen.

Über einen zu schaffenden Fonds zwecks späteren Wiederaufbau eines Viehhauses dürfte mit der Verhandlung bis zur nächsten ordentlichen Pfarrbaukonferenz gewartet werden können, da es nicht dringend erscheint.”

 

„Zeichnung zur Erbauung eines Pferde u. Rindvieh Stalles  auf der Pfarre zu Schorrentin“ (1837).

 

„Zeichnung zur Erbauung eines Pferde u. Rindvieh Stalles

auf der Pfarre zu Schorrentin“ (1837).

 

 

2. Das Backhaus

Ostern 1847 stürzte das Dach des alten Pfarrbackofens ein und mußte erneuert werden.

1857 wurde ein neues Backhaus, nördlich vom Pfarrkaten auf dem Pfarracker, errichtet.

Bei der Abbruchswertschätzung 1899 erfolgte eine Beschreibung des Gebäudes:

“Das Backhaus der Pfarre zu Schorrentin ist nach einem Bauanschlage vom 3. Februar 1857 erbaut und hat ein Vorschauer 4,68 m lang, 4,68 m breit, 2,29 m im Ständer hoch mit Winkeldach und ein angebautes Schauer für den Ofen 4,49 m lang, 4,68 m breit, 1,57 m im Ständer hoch mit steil abgewalmtem Winkeldach.

Das Schauer ist auf Felsengrundmauern in eichen und kiefern Fachwerk mit Ziegelaustafelung und Kronen - Ziegeldach errichtet und hat das Vorschauer eine Windelbodendecke. Umstehend sind die zu gewinnenden Materialien nach dem Bauanschlage und mit dem geschätzten Abgang aufgeführt. Alles Kiefernholz hat nur Brennholzwerth.

Das Backhaus liegt an dem von Schorrentin nach Sarmstorf führenden Wege im Felde allein, vom Pfarrkathen rd 90 m, vom Pfarrhause rd 200 m entfernt.”

1899 wurde das alte Backhaus abgerissen.

 

So sah der 1857 errichtete Backofen aus.

So sah der 1857 errichtete Backofen aus.

 

 

3. Das Predigerwitwenhaus

Über dieses Wohnhaus  schrieb 1792 Pastor Raddatz:

“In dem Jahre nach Christi Geburt 1676 ist, laut dem alten Kirchenbuch hier Einer, mit Namen Johannes Röhl zum Prediger erwählet und intraduriret worden. Derselbe ist während seiner Amts - Führung vom Schlage, der seine Zunge mit betroffen, gerührt, und dadurch zu fernerer Amts - Verrichtung untüchtig gemacht worden. Er hat einen Adiuncten bekommen. Vor gedachter Pastor emeritus hat darauf bey Serenissimo suppliciret, daß für ihn und die Seinigen ein besonderes Wohnhaus auf der Pfarre Grund und Boden möchte erbauet werden, darinnen er seine übrige Lebenszeit in Ruhe zubringen könnte, weil er wohl vermuthlich in dem damaligen Pfarrhause keinen bequemen Aufenthalt mehr haben können. Zu diesem besondern Prediger Hausbau haben Serenissimus zwar gnädigst consestiret, die Gemeine aber hat sich geweigert, daran mit zu wirken, weil schon ein Pfarrhaus verhanden, daran, wie an den übrigen geistl. Gebäuden, als Kirche, Thurm und Küsterey, sie ihre Spann- und Handdienste zu verrichten, und jeder seine Antheile dabey zu erhalten habe, und hat sich also mit jenem neuen Bau kein neues Onus wollen auflegen lassen. Weil das Kirchen - Aerarium Mangel an Gelde gehabt, so hat Pastor emeritus den baaren Vorschuß dazu ex propriis hergegeben, dessen Wiederbezahlung ihm zwar versprochen, aber nie geleistet worden. Also ist dies nunmehro allenthalben den Einfall drohende Haus seiner ersten Bestimmung nach ein 2tes Predigerhaus. Nach Pastoris emeriti Tode haben die jedesma­ligen hiesigen Prediger - Wittwen darin ihre Wohnung gehabt. Die daran befindliche Scheure nebst Ställen ist erst zu meiner Amtszeit, auch ohne Beyhülfe der Gemeine, von einer dazu gesammleten Landescollecte erbauet worden.

Da nun also dies Quaest: Haus von Anfang her kein Prediger Wittwen Haus gewesen und hier niemals ein eigentliches Wittwen - Haus sich gefunden: so nehmen daher die Eingepfarrten adelichen Guths - Herrschaften hievon ihren gegenwärtigen Weigerungs Grund her, zu einem nunmehro für Prediger Wittwen und Waisen nothwendig und eigentlich zu erbauenden Hause zu concuriren, gründen sich angebl. darauf, daß es hier bisher nicht observanzmäßig, und daß sie an dem verhandenen alten nie das geringste gethan.“

 

Etwa 1756/57 brannte durch Verwahrlosung das Backhaus des Predigerwitwenhauses ab.

 

Am 21.11.1760 brachte ein starker Sturm die am Predigerwitwenhaus angebaute Scheune zum Einsturz. Diese war schon viele Jahre vorher ohne Dach gewesen. Auch das Predigerwitwenhaus selbst war in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Kirchenvorstand beriet nun über eine Reparatur, bzw. einen Neubau. Die eingepfarrten Dörfer sollten die nötigen Hand- und Spanndienste leisten. Es war die Zeit des 7jährigen Krieges. Geld, Material und Arbeitskräfte waren knapp, und so wurde 1761 nur das Predigerwitwenhaus notdürftig repariert. Der Pastor Priestaff war am 11.5.1761 verstorben. Seine Witwe zog in das ausgebesserte Predigerwitwenhaus. Das Haus war zwar 1765 wieder etwas repariert worden, aber nicht genug. Die Witwe Priestaff beschwerte sich am 8.2.1766, daß der Amtmann Souhr die notwendigen Bauten, besonders eine kleine Scheune mit Abseite, veranlassen solle. Es blieb bei kleinen Flickarbeiten. Um 1797 war das Predigerwitwenhaus so schadhaft, daß man es abreißen mußte und ein neues erbaute. Pastor Raddatz schrieb am 18.4.1797: „Das alte Haus ist von den 2 Witwen, die den Winter über darin noch gewohnet, bereits gestern geräumet". Der Abriß des alten Hauses begann. Die Steine zum Neubau kamen aus der Alt Pannekower Ziegelei. Im Juni 1798 war der Bau fertig. Bereits 1802 waren aber schon wieder kleine Reparaturen fällig. 1860 wurde das alte Predigerwitwenhaus abgebrochen, und 1867 erfolgte der Bau eines neuen Pfarrkatens im ehemaligen Garten des alten Predigerwitwenhauses. Das Haus steht heute noch. Es wurde am 22.2.1955 an den früheren Mieter, Stellmacher Ludwig Rathfisch, für 7671,- Mark verkauft.

 

 

4. Die Pfarrscheune

Da die alte Pfarrscheune schon sehr schlecht war, forderte Pastor Raddatz 1804 den Bau einer neuen Scheune. Am 14.3.1805 begann man mit dem Abriß. 1806 wurde die neue Scheune fertiggestellt. Bis zu diesem Jahr leisteten die eingepfarrten Dörfer noch Hand- und Spanndienste für kirchliche Bauten und Reparaturen, später ging man immer mehr zur Gabe von Geldbeiträgen über.

In dieser Scheune aus dem Jahre 1806 befanden sich noch bis in die 1960er Jahre die Stallungen des Pastors und des Pächters. 1946 stellte man auf der Pfarrbaukonferenz fest: “Der Pfarrpächter hat sich einen Stall selber notdürftig wiederhergestellt. Ihm sollen hierzu die Kosten für die elektrische Lichtanlage, die Türen, die Zwischenwände der Schweineställe und für 3000 verbrauchte Mauersteine ersetzt werden. Die Decke fehlt noch vollständig, sie soll im nächsten Jahre von Kieferschleten mit Lehmauftrag hergestellt werden. In dem hinteren leerstehenden Stall soll ein Holzstall für den Pastor eingerichtet werden. Es sind außerdem noch kleinere Reparaturen, Ausmauern von einzelnen Gefachen, herzustellen."

Nach 1970 verfiel die alte Scheune immer mehr und mußte nach 1990 vollkommen abgerissen werden.

 

Reste der alten Pfarrscheune (1979).

 

Reste der alten Pfarrscheune (1979).

 

 

5. Der Anbau an das Pfarrhaus

Bereits kurz nach der Einweihung des neuen Pfarrhauses am 9.7.1869 wurde auf Wunsch des Pastors Dankert ein Back– und Waschhaus mit Kornboden und Beisitzerstube angebaut. Dazu heißt es in einem Protokoll vom 12.2.1869:

  “Die Herren Eingepfarrten wurden damit bekannt gemacht, daß Großherzogliche Cammer die Mittel zur Herstellung eines Backhauses mit Kornboden genehmigen wolle, dabei aber zur Bedingung mache, daß, falls dies Backhaus als Anbau und mit einer Beisitzerstube aufgeführt werde, letzteres auf Kosten des Pastoren geschehe.

In Beihalt des vorgelegten Anschlags mit Nachanschlag zum Kornboden betragen die Kosten zum Antheile des Patronats rund 285 Rthlr. während die Eingepfarrten beizutragen haben rund 144 Rthlr.”

Dieser Anbau ist heute noch vorhanden.

 

 

Zeichnung zur Erbauung eines Anbaus am Pfarrhaus (1870).

 

Zeichnung zur Erbauung eines Anbaus am Pfarrhaus (1870).

 

Der sanierte Anbau (2001).

Der sanierte Anbau (2001).