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Straße des Friedens Nummer 14

Stadt Neukalen, den 04.11.2023

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Guten Morgen Freunde, guten Morgen Neukalen, guten Morgen Nummer 14

Nehmt Euch einfach mal drei Minuten, Dankeschön

Wo Hermes und Luther hinter dem Tresen standen oder Nummer 14 lebt

Neukalen hat seinen nationalen Bekanntheitsgrad zu einem nicht unerheblichen Teil der Diskothek Erlebniswelt zu verdanken. Eine Großraumdisko inmitten einer teils historischen Altstadt, sicherlich auch ein Novum in unseren Breiten. Über die Diskothek an sich brauchen wir hier nicht referieren, deren Takt kennen Generationen. Wir wollen uns viel mehr mit dem Gebäude, mit der baulichen Geschichte dieses Lokals beschäftigen.

Straße des Friedens Nummer 14, früher Haus Nr. 7 (1814), Haus Nr. 9 (vor 1907) oder Malchinerstraße 14 (1907-1946). Dieses Haus war und ist der Mittelpunkt der Geschichte. Nummer 14 lebt Gastronomie.

Alles begann vor 265 Jahren, 1758 mit Johannes Radöhl. Dieser schenkte als Erster aus. Das übernahm Heinrich Radöhl (1777) und später, 1798, Johann Radöhl. Letzter kann getrost als Urvater für die jetzt 225-jährige gastronomische Bedeutung des Hauses genannt werden. Er führte in diesen Gemäuern eine Bäckerei, eine Herberge und eben eine Gaststube. Er war mehr der Bäcker, seine Frau Sophia kümmerte sich um Hotel und Ausschank.

Bis 1843 führte die Familie Radöhl die Wirtschaft, dann kam Hermes ins Spiel. Jener August Hermes schloss die Bäckerei und baute das Haus komplett zur Gaststätte mit Hotelbetrieb um. Er starb 1879 an einer Lungenentzündung. Seine Frau führte das Geschäft noch bis 1882 weiter.

Dann folgte ein nächster prägender Meilenstein in der Geschichte des Hauses. Georg Kähler aus Sülz erwarb den Gasthof für 19.500 Mark. Am 1.12.1882 wurde dieser unter dem Namen “Großherzog von Mecklenburg“ eröffnet. Der Gastwirt war beliebt für seinen Humor und für die gute Küche. “Lorbaß“ war sein Spitzname. Eine Woche nach der Eröffnung heiratete er im eigenen Lokal die Einheimische Albine Trense. Lange hielt das Glück nicht. Herr Kähler starb am 15.5.1900 mit nur 43 Jahren an Schlagfluss, was man heutzutage als einen Schlaganfall betiteln würde. Seine Witwe verpachtete die Wirtschaft danach.

Erst an Heinrich Pinnow, dann folgte Moritz Luther und dann Fritz Lagemann.

1910 verkaufte sie dann das Haus an Paul Berend. Der baute mit seiner in Neukalen geborenen Frau Martha Lieseberg den ersten Saal an das Gebäude. Ab 1914 wurden hier Filme von durchreisenden Filmvorführern gezeigt. Der Name “Großherzog“ verschwand nach dem Krieg und es hieß jetzt es “Hotel Behrend“. 1922 kaufte sich Herr Behrend ein eigenes Filmvorführgerät für stolze 400.000 Mark und gab sich den Beinamen “Lichtspiele Behrend“. Das konnte so nicht gut gehen. Zum Schluss hochverschuldet musste das Grundstück 1929 zwangsversteigert werden. Die Stadt übernahm zunächst. 1930 ging es für kurze Zeit an Ernst Müller, dann an Arthur Lange. Es folgten Hans Glatz, dann ab Frühjahr 1933 Alfred Stiewe. Der hielt etwas länger im Haus aus, das hieß jetzt “Hotel Stiewe“. Erst ab 1937 kam wieder Kontinuität in die Gaststätte. Walter Dahms kaufte das Hotel am 15.3.1937 von der Stadt. Der Saal wurde neu gebaut und der uns noch bekannte Name “Hotel Dahms“ tauchte nun in die Annalen des Hauses ein. Hier gab es viele Feierlichkeiten und Kinovorstellungen. Kleine Randnotiz aus den 1940-ziger Jahren: Neben dem Eintritt mussten die Gäste auch ein Stück Holz mitbringen, damit der große, eiserne Ofen befeuert werden konnte. Als Walter Dahms verstarb, führte seine Frau Margarete Dahms die Gaststätte noch bis zum 15.11.1961 weiter, dann wurde es an die Konsumverband verpachtet. Das Hotel betrieb sie noch bis 1973. Anfangs war der größte Saal der Stadt zweckentfremdet und diente einige Jahre als Konsum-Möbel- Verkaufsstelle. Erst ab 1963 bekam er seine ursprüngliche Funktion wieder. Es fanden neben Tanzveranstaltungen auch Ausstellungen, Sportvorführungen, Jugendweihefeier und natürlich die Karnevalssitzungen statt.

Die Gaststätte hatte in der Folge viele namhafte Leiter. Da wären Frau Dietzmann, Herr Guthnow, die Eheleute Milpitz, Herr Rohde und die unvergessene Heidi Wessel.

Ab dem 5.8.1977 übernahm Hans-Jürgen Gültzow den “Gasthof Neukalen“, der somit in diesem Jahr 46 Jahre alt wird. Besonders nach der Wende hat Herr Gültzow mit viel Liebe zum Detail und den richtigen Riecher das ganze Areal neugestaltet. Aus einem Haus wurde eine Häuserkette, aus einer Diskothek eine Großraumdiskothek. Die benachbarten Häuser, Elektro-Hinzpeter ( Nr.12), Kaufmann Losehand (Nr.16) oder der Konsum (Nr.10) wurden alle irgendwie mit eingebunden. Was da das ganze Team um Herr Gültzow geleistet hat, ist aller Ehren wert.

Stück für Stück, Jahr für Jahr wurde modernisiert, erweitert, verbessert, getanzt, gefeiert, gelacht und so weiter und so fort. Viele Höhen und auch so manche Tiefe wurde gemeistert. Am 4.5.2013 war der letzte offizielle Tag von Hans-Jürgen Gültzow in seinem Lebenswerk. Seitdem führen Heiko Baum und Kay Mehling die Regie des Tanztempels Nummer Eins in der Region.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und bis die Tage.

Wir wünschen allen ganz viel Gesundheit und Spaß, sowie den Gebäuden der Diskothek noch eine ganz lange Zeit.

Herzlichen Glückwunsch für

225 Jahre Gastlichkeit, 46 Jahre Diskothek Neukalen und 10 Jahre Heiko Baum und Team.

 

Bild zur Meldung: Straße des Friedens Nummer 14

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Straße des Friedens Nummer 14 (04.11.2023)