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„Großherzog von Mecklenburg“

 

   Das Haus Straße des Friedens Nr. 14 hat eine lange Tradition im Gaststättengewerbe zu verzeichnen. Bereits 1758 betrieb hier Johann Radöhl einen Ausschank, um 1777 Hinrich Radöhl und ab 1798 dann Johann Joachim Christoff Radöhl (Neukalener Bürger ab 16.4.1798), der als Herbergier, Bäcker und Gastwirt genannt wird. Seine Frau, Sophia, geb. Hoffen, kümmerte sich um Hotel und Ausschank, während er hauptsächlich als Bäckermeister arbeitete. Er war auch Bäckeraltermann (1826 … 1828 genannt). 1842 verstarb Johann Radöhl. Seine Tochter, die „unbegebene“ (unverheiratete) Friederica Radöhl, erbte das Haus 1843 von den Eltern und verkaufte es an den jungen Kaufmann August Joachim Wilhelm Hermes (geb. 1.8.1824). Dieser baute das Haus zur Gaststätte mit Hotelbetrieb aus und verkaufte die Bäckereieinrichtung. Als er am 7.3.1879 an Lungenentzündung verstarb, führte seine Frau Amalie, geb. Niebour die Gaststätte und das Hotel noch drei Jahre weiter. Das Lokal wurde für Vereinsversammlungen, öffentliche Veranstaltungen, künstlerischen Vorführungen, aber z.B. auch für durchziehende Zahnärzte genutzt:

 

   Öffentl. Anzeiger Nr. 102 vom 25.12.1878:

“Concert.

Zu dem am Montag, den 30. December im Hermes´schen Locale in Neukalen stattfindenden Concert des Gesangvereins für gemischten Chor, wird hiedurch eingeladen.

Entreé für das Concert á Person 75 Pf.

Anfang 7 Uhr. Nach dem Concert Tanz.”

 

   Öffentl. Anzeiger 7.5.1880:

“Am Mittwoch, den 12. d. Mts. bin ich in Neukalen (Hermes Hotel) anwesend, und empfehle mich zum Einsetzen künstlicher Zähne und Gebisse, Plombieren ec. Specialität: Dentinagéne und Goldplomben.

Vorherige Anmeldungen nimmt Frau Hermes in Neukalen entgegen.

Malchin. Leo Loppin.

N.B. Zahn- und Mundwasser, sowie feinstes Zahnpulver halte ich zu jeder Zeit vorrätig. D.O.”

 

   Öffentl. Anz. 31.12.1880:

“Neukalen. Concert des gemischten Gesangvereins am Montag, den 3. Januar 1881, Abends 7 Uhr, im Saale der Frau Hermes. Nach dem Concert: Tanz.”

 

   1882 verkaufte Frau Hermes den Gasthof, wie der Name bis dahin war, für 19 500 Mark an Georg Carl Gustav Kähler (geb. 6.5.1857 in Waren), der die Gaststätte mit Hotelbetrieb am 1.12.1882 unter dem neuen Namen "Großherzog von Mecklenburg" eröffnete.

 

 

"Neukalener Wochenblatt" vom 2.7.1897

 

 

   Georg Kähler kam aus Sülz nach Neukalen und wird in alten Schriftstücken als Gastwirt und Hotelier bezeichnet. Sein Spitzname war "Lorbaß". Er war sehr dick. "Lorbaß führte sein Hotel gut, und die Gäste kehrten gerne bei ihm ein. Sie freuten sich über seinen Humor und über seine Küche", heißt es in einem Bericht. Kurz nach der Neueröffnung heiratete er am 8.12.1882 Albine Charlotte Maria Luise, geb. Trense (geb. 1.1.1849 in Neukalen, gest. am 7.7.1911 in Neukalen). Georg Kähler verstarb bereits am 15.5.1900 mit 43 Jahren an Schlagfluß. Seine Frau blieb bis etwa 1910 Eigentümerin des Hauses und verpachtete die Gastwirtschaft ab 1902 an Heinrich Carl Christian Theodor Pinnow (geb. 26.10.1873 in Hinrichsdorf), ab 1905 an Moritz Johannes Hermann Robert Luther und ab 1908 an Fritz Dethloff Theodor Lagemann, dem bereits eine Gaststätte an der Straße nach Malchin gehörte (s.o.).

 

Gruss aus dem Hotel

 

Gruss aus dem Hotel "Grossherzog v. Mecklenburg, Neukalen.
Ansichtskarte von 1906

 

 

"Neukalener Wochenblatt" vom 27.4.1906

 

 

"Neukalener Wochenblatt" vom 12.4.1908

 

 

   Als Lagemann starb, verkaufte Frau Kähler die Gaststätte 1910 an Paul Friedrich Franz Behrend (geb. 10.3.1881 in Brudersdorf). Er hatte am 3.12.1909 in Neukalen Martha Karla Luise Auguste Lieseberg (geb. 5.2.1882) geheiratet, deren Vater Kaufmann und Gastwirt in Parchim war, und der das junge Paar im Gaststättengewerbe unterstützte. 1914 erbaute man den Saal und ab dieser Zeit (wohl ab 22.3.1914) wurden hier Filme von durchreisenden Filmvorführern gezeigt. Als Paul Behrend 1915 bis 1918 für den Krieg eingezogen war, führte seine Frau Martha die Gaststätte alleine weiter. Der Name „Großherzog von Mecklenburg“ war nicht mehr zeitgemäß und wurde in „Hotel Behrend“ geändert. 1922 kaufte Paul Behrend das Filmvorführgerät aus dem „Deutschen Haus“ für 400 000 Mark. Seit dieser Zeit gab es im Saal Kinoveranstaltungen unter dem Namen „Lichtspiele Behrend“.

 

 

"Hotel Grossherzog von Mecklenburg"
Besitzer Paul Behrend
(Ansichtskarte vor 1915)

 

 

"Neukalener Tageblatt" vom 15.4.1920

 

 

   1929 mußte das Grundstück zwangsversteigert werden, da Behrend total verschuldet war. Das Hotel mit dem Saal für Filmvorführungen wurde von der Stadt erworben und im Sommer 1930 an Ernst Müller verpachtet, der aber bereits 1931 nach Stralsund verzog. Kaufmann Arthur Johannes Fritz Eduard Lange bewirtschaftete als Zwangsverwalter das Hotel im Auftrag der Stadt für ein halbes Jahr bis zum Frühjahr 1932. Dann pachtete ab 1.5.1932 Hans Glatz (geb. 16.7.1891 in Hamburg) das Hotel, der es aber auch nicht lange aushielt. Bereits im Frühjahr 1933 erschien der nächste Pächter: Alfred Stiewe. Es erfolgte wieder eine Umbenennung in „Hotel Stiewe“. Kinoveranstaltungen wurden hier nach wie vor durchgeführt. Vereinzelt hatte es ab 1932 auch in der Gaststätte "Zur guten Quelle" Vorführungen gegeben. Bei Stiewe kam der Unternehmer Ernst Höppner aus Dargun einmal wöchentlich, manchmal auch mehrmals und führte Filme vor. Der nächste Hotelpächter ab April 1936 bis März 1937 war Wilhelm Hornig. Er zog dann nach Bernburg.

   Endlich gab es 1937 aber einen Käufer. Walter Dahms (geb. 3.1.1902) kaufte das Hotel am 15.3.1937 von der Stadt. Der Saal wurde neu gebaut. Im „Hotel Dahms“ gab es viele Feierlichkeiten und Kinoveranstaltungen. Während des Krieges und auch danach, mußte jeder Kinobesucher oder Gast bei Tanzveranstaltungen ein Stück Holz mitbringen, damit der große eiserne Ofen geheizt werden konnte. Als Walter Dahms verstarb, führte seine Frau, Margarete Dahms, geb. Gielow (geb. 24.9.1903, gest. 23.3.1991) die Gaststätte und das Hotel weiter. Am 15.11.1961 verpachtete sie die Gaststätte und den Saal an den Konsumverband, während sie die Zimmervermietung noch bis 1973 fortführte. Der Konsumverband setzte Gaststättenleiter ein, so z.B. Frau Dietzmann, Herrn Fritz Guthnow (ab 1.9.1964), Frau und Herrn Milpitz, Herrn Rohde und Frau Heidi Wessel.

 

 

"Hotel Dahms"
(etwa 1960)

 

 

   Anfangs war der größte Saal der Stadt seinem eigentlichen Zweck entfremdet, indem hier die Konsum - Möbel - Verkaufsstelle untergebracht war. Erst ab 1963 gab es im Saal wieder Tanzveranstaltungen, Ausstellungen, Film- und Sportvorführungen, Karnevalssitzungen und Jugendweihefeiern.

   Ab 5.8.1977 übernahm Hans-Jürgen Gültzow den „Gasthof Neukalen“ und kaufte 1981 das Gebäude. Nach der Wende richtete er hier die heute allbekannte Diskothek ein.

 

 

 

Brand beim Hotelier Kähler am 6.4.1900

 

(Wörtliche Wiedergabe der Protokolle)

 

   “Neukalen, 6. April 1900

   Es erscheint

   der Hotelbesitzer Georg Kähler von hier und trägt vor:

Heute morgen gegen 3 1/4 Uhr hörte ich als ich noch im Bette lag unten in der Gaststube ein Geräusch. Ich lag noch eine kurze Zeit und hörte wie es knisterte. Ich sprang aus dem Bett lief zur Schlafstubenthür und rief, wer da sei im Hause. Ich ging darauf wieder zur Schlafstube und meinte meine Frau, das Geräusch sei auf No 2. Bevor ich nach der Schlafstube zurücktrat hatte ich schon constatirt, daß es im Fremdenzimmer No 2, welches oberhalb der großen Gaststube liegt, brannte. Ich weckte sofort meine Hausgenossen und meine Dienstboten und machte darauf Feuerlärm. Mit Hülfe des Briefträgers Peters und anderer Personen ist es mir bald gelungen, das Feuer zu löschen.

   Der Fußboden, sowie die Decke der großen Gaststube ist durchgebrannt und sind mehrere Mobilien, teils ganz teils zum Teil verbrannt.

   Das Feuer wird durch die Hängelampe welche an der Decke der Gaststube, also unterhalb des Fußbodens des Zimmer No 2 angebracht ist, entstanden sein. Ich bemerke noch, daß die Lampe um 10 Uhr gestern Abend ausgelöscht ist.

   Ich bitte verehrlicher Magistrat wolle baldigst eine Untersuchung über die Entstehungsursache des Brandes einleiten und die Taxation des Schadens veranlassen.

 

 

   Protocoll

   gehalten im Rathhause zu Neukalen am 9 April 1900 unter Leitung

des Herrn Bürgermeisters Lindemann

                   vom

                   Mitunterschriebenen

 

   Zur Untersuchung der Entstehungsursache des Schadenfeuers, welches in der Nacht vom 5/6 April d. Js. im Wohnhause No 9, dem Hotelbesitzer Georg Kähler gehörig aufgegangen ist, war auf heute Termin anberaumt und in demselben ladungsgemäß erschienen:

 

   1. der Hotelbesitzer Georg Kähler

   Derselbe gab an:

   Ich heiße wie angegeben, bin 48 Jahre alt, evang. luth. Religion, verheirathet,

   Zur Sache:

   Am Morgen des 6 April d. Js. 10 Minuten nach 3 Uhr hörte ich als ich wachend im Bette lag unten im Hause ein Clirren als wenn eine Fensterscheibe eingedrückt wäre. Ich weckte meine Frau und wir beide hörten ein fortwährendes Geräusch im Hause. Ich stand auf und sah aus dem Fenster ob vielleicht auf dem Nachbarhofe schon gearbeitet würde. Dann machte ich die Thür nach dem Flur auf und rief, ob Jemand im Hause sei. Als ich keine Antwort erhielt, zog ich mich nothdürftig an und ging, da meine Frau meinte, daß das Geräusch in dem neben unserem Schlafzimmer belegenen Fremdenzimmer No 2 sei, an die Thür desselben. Kaum hatte ich die Thür etwas geöffnet als mir schon Rauch entgegen drang und ich sah, daß der Fußboden und eine Bettstelle mit Bett brannte. Ich machte die Thür zu, weckte schnell die Hausgenossen und rief über Feuer. Wie ich unten die Gaststube öffnete brannte es auch hier und zwar an der Decke und auf dem runden Tisch, auf der die große Blitzlampe niedergefallen war. Einer der ersten, der zur Hülfe kam war der Briefträger Peters und mein Bruder, der Friseur Kähler. Peters holte sich eine Axt aus dem Stall, riß den Fußboden der Fremdenstube No 2 auf und so gelang es uns mit Hülfe der inzwischen hinzugekommenen Wächter das Feuer zu löschen.

   Meines Erachtens ist das Feuer dadurch entstanden, daß der Balken, an dem die große Blitzlampe in der unteren Gaststube befestigt ist durch die starke von der Lampe ausgeströmte Hitze allmählich entzündet ist. Die Lampe hing an einem eisernen Bolzen, der durch den Balken ging und oben im Zimmer No 2 durch ein Schraubengewinde mit Mutter befestigt war. Unmittelbar an der Decke in der Gaststube hing über der Blitzlampe ein starker Blechschirm von ca 1 Fuß Durchmesser. Dieser Schirm war an dem Bügel der Blitzlampe befestigt, und hatte also dort, wo dieser Bügel hindurch ging, eine kleine Oefnung. Unmittelbar über dem Cylinder war der übliche Blechschirm.

   Die Lampe hängt seit circa 10 Jahren an derselben Stelle. Ich habe immer geglaubt, daß genügende Sicherungsmaßregeln getroffen sei­en.

   Am Abend vor dem Brande ist die Lampe um 10 Uhr durch meinen bei mir aufhältlichen 12 Jahre alten Neffen Willy Gess mittels eines langen Lampenlöschers ausgemacht. Ich bin gleich nach 10 Uhr nach oben gegangen, aber meine Frau und Schwägerin sind erst gegen 11 Uhr zu Bett gegangen und haben mir gesagt, daß sie auch durch das vordere Gastzimmer gegangen seien und nichts verdächtiges bemerkt hätten.

   Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben

   G.   Kähler

 

   entl. ist weiter vorgetreten

 

   2. Die Ehefrau des Hotelbesitzers Georg Kähler von hier

   Zur Person:

   Ich heiße Albine Kähler geb. Trense, bin 48 Jahre alt, Ehefrau des Hotelbesitzers Georg Kähler

   Zur Sache:

   Ich wachte in der fraglichen Nacht darüber auf als mein Mann mich rief und mir sagte, es müsse Jemand unten eine Fensterscheibe eingeschlagen haben. Es war 3 1/4 Uhr. Ich hatte ein Klirren nicht gehört, wohl aber hörte ich, als ich mit meinem Mann horchte, ein Geräusch, als wenn der Fußboden unter den Tritten eines leise gehenden Menschen knackte. Mein Mann rief erst nach dem Nachbarhof, ob dort Jemand sei und dann nach dem Flur. Als sich keiner meldete und ich meinem Mann sagte, das Geräusch müsse auf Zimmer No 2 sein, ging mein Mann dorthin. Ich ging ihm nach und sah aus unserer Schlafstubenthür, daß als er das Fremdenzimmer etwas öffnete, daß dort Rauch aus dem Zimmer drang. Mein Mann rief sofort über Feuer, weckte die Hausgenossen und machte auch auf der Straße Feuerlärm. Bald kam der Briefträger Peters und mit dessen und anderer Leute Hülfe haben wir das Feuer gelöscht.

   Die Lampe in der Gaststube hat am Abend vorher mein Neffe Willy Gess mit einem Lampenlöscher ausgemacht und zwar in meiner Gegen­wart. Als ich dann mit meiner Schwester eine Stunde später zu Bett ging war die Lampe völlig ausgelöscht und in Ordnung. Allerdings roch es dunstig im Zimmer. Diesen Geruch habe ich schon mehrere Tage wahrgenommen, jedoch immer geglaubt, daß der Ofen die Ursache sei.

   Die Beschreibung, die mein Mann von der Aufstellung der Lampe gegeben hat ist richtig und genehmige ich dieselbe vollinhaltlich.

   Vorgel. genehmigt, unterschrieben

   Frau A. Kähler

 

   entl. geschlossen, ist weiter vorgetreten:

 

   3. der Hausdiener Wilhelm Schlundt, 18 Jahre alt, ev. luth. Religion, noch nicht bestraft.

   Zur Sache:

   Ich bin seit dem 1 April d. Js. in dem Kählerschen Hotel als Hausknecht bedienstet. Ich schlafe in einem auf dem Hofe belegenen und mit dem Hauptgebäude in keinem Zusammenhang stehenden Nebengebäude. Ich wachte gegen 1/2 4 Uhr durch das Rufen von Herrn Kähler “es brenne im Hause” auf, kleidete mich sehr schnell an und lief vorne ins Wohnhaus. Als ich kam war das Feuer bereits schon gelöscht. Oben im Fremdenzimmer waren mehrere Fußbodenbretter aufgerissen, auch sah ich hier einen Briefträger, dessen Namen ich nicht kenne stehen. Unten im Zimmer war die große Blitzlampe auf den Tisch gefallen. Mir ist in den Tagen, daß ich hier gewesen bin, nichts besonderes im Gastzimmer aufgefallen, insbesondere habe ich einen dunstigen Geruch nicht wahrgenommen.

   Vorgelesen genehmigt, unterschrieben

                               Wilhelm Schlundt     

   entl. geschlossen P.        Lindemann    H. Köpke

 

 

   Protocoll gehalten im Rathhause zu Neukalen am 10 April 1900 unter Leitung:

   des Herrn Bürgermeisters Lindemann

                   vom Mitunterschriebenen

 

   In der Untersuchungssache betr. den Brand im Kählerschen Hotel erschien heute ladungsgemäß:

 

   1. der Briefträger Carl Peters, 29 Jahre alt, verheirathet, ev. luth.

   Zur Sache:

   Ich hatte am Freitag morgen Frühdienst auf der Post. Ich wachte gegen Morgen und sah nach der Uhr, ob ich schon aufstehen müsse. Es war aber erst ¼ 4 Uhr und deshalb wollte ich mich noch wieder hinlegen. Da hörte ich, daß der Hotelwirth Kähler laut über Feuer rief. Ich zog mich schnell an und lief hinüber. Von der Diele aus sah ich durch die geöffnete Gaststubenthür, daß die Blitzlampe von der Decke herunter und auf den Tisch gefallen war. Ich lief nach oben und sah in der Fremdenstube das eine Bett und den Fußboden brennen. Der Balken, an dem die Lampe gehangen war bereits ganz durchgebrannt. Wir löschten zunächst das helle Feuer und erstickten namentlich die brennenden Betten. Da der ganze Fußboden sehr heiß war, habe ich auf Anordnung des anwesenden Senators Kossow den Fußboden zum Theil auf­gerissen und ist dann von hier aus das Feuer ganz erstickt.

   Kähler selbst war in großer Aufregung und hat sich zu mir in der Brandnacht über die Entstehungsursache des Feuers nicht geäußert.

   Mir ist es nicht zweifelhaft, daß das Feuer darauf zurückzuführen ist, daß die seit langer Zeit an derselben Stelle befestigte Lampe durch das Ausströmen der Hitze ganz allmälig den Balken entzündet hat. Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben

                   Peters

 

   entlassen ist weiter vorgetreten

 

   2. der Knabe Willy Gess, 12 Jahre alt,

   derselbe gab an:

   Ich wohne mit meiner Mutter bei meinem Onkel dem Hotelwirth Kähler hieselbst, dem ich häufig in der Gaststube zur Hand gehe. Ich habe am Freitag Abend gegen 10 Uhr, wie auch sonst schon häufig die große Blitzlampe vorne in der Gaststube mittels eines langen “Püsters” ausgelöscht. Die Lampe ging sofort aus und hat auch nicht mehr geglimmt. Als ich bald darauf nochmals durch die Gaststube ging, habe ich noch bemerkt, daß die Lampe völlig ausgelöscht war.

   Meine Tante sagte an diesem Abend, es röche so sehr dunstig vor­ne. Wir glaubten aber alle, daß dieses darin seinen Grund habe, daß wir gegen Abend nochmals eingeheizt hatten.

       Vorgelesen, genehmigt, entl. geschlossen         

       P. Lindemann                       Zur Beglaubigung                           

                                                         H. Köpke”

 

 

Der Brandschaden wurde mit 297,69 Mark eingeschätzt.