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Schöne Jugenderinnerungen

 

Gerhard Henningsen

 

(2003)

 

 

   Neukalen, für mich eine Stätte einer schönen Jugendzeit. Fast jedes Jahr in den großen Sommerferien fuhren wir, 1935 – 1944, mein Bruder Hans – Peter, meine Eltern und ich, zu meinen Großeltern, Hermann und Luise Hauth, in der Wallstraße 33.

   Ja, ich bin sogar einige Monate in Neukalen zur Schule gegangen. Es war 1942 oder 1943. Bei zwei Lehrkräften, an die ich mich noch erinnern kann, Frl. Radöhl und Herrn Schmidt, hatte sogar meine Mutter, Anna Henningsen, geb. Hauth (geb. 27.8.1910 in Neukalen) schon Unterricht.

   Gern erinnere ich mich an die schönen Sommerabende. Nach dem Abendessen setzte man sich auf den Tritt vor die Haustür. Opa mit seiner langen Pfeife und Oma mit ihren „Strickwieren“. Mehrere Nachbarn taten das gleiche und man unterhielt sich von Tür zu Tür. Wir Kinder durften während dieser Zeit bis zum Dunkelwerden noch draußen spielen. Meist spielten wir verstecken. An Spielgefährten kann ich mich noch gut erinnern: Irma Federow und die Iben – Schwestern. Eine schöne Zeit ohne Hektik und Fernsehen. Wenn mein Großvater gut drauf war, holte er seine alte „Quetschkommode“ aus der Kammer und spielte Volkslieder.

   Je älter man wird (jetzt bin ich 71 Jahre), je mehr erinnert man sich gern an längst vergangene Szenen. Meine Eltern und auch mein Bruder sind bereits verstorben, und man kann sich nicht mehr darüber unterhalten. Aber es gibt noch viele alte Fotos.

   Die Judentannen, der Kummerower See, Salem, die alte Ziegelei, die Friedrich – Franzens – Höhe, das Gartsbruch etc. ... alles Stätten der Erinnerung von gemeinsamen Ausflügen und auch Streichen mit meinem Bruder. Auf dem Gelände der alten Ziegelei hatten wir einmal „gefährliche“ Spiele mit den abwärts fahrenden Loren getrieben. Begegnungen im Wald mit einem Wildschwein und ihren Frischlingen. Wir konnten noch schnell auf die Bäume klettern. Drei bis vier Stunden mussten wir ausharren, bis die Bache mit ihren Kindern verschwand.

   Die vielen Ausflüge an die Peene zur Badestelle, zum Gartsbruch und auch oft auf den Mühlenberg, um den Müller Harder bei seiner Arbeit zuzuschauen, haben mir viel Spaß gemacht.

   Besonders gern ging ich auch zum Schmied. Hier an der Ecke Krummestraße / Rektorstraße, verfolgte ich oft, wie die Pferde neue „Schuhe“ bekamen. Es roch besonders gut, wenn das glühende Hufeisen auf den Hornhuf angepasst wurde. Gern ließ ich mich auch von meinem Großvater zum Kauf um die Ecke schicken, um für ihn Hannewacker – Priem zu kaufen. Hier bekam ich dann meistens einen Bonbon dazu.

   Mit der Holzbrücke hinter Tübbicke´s Gaststätte verbindet mich ein besonderes Erlebnis. Damals konnte ich noch nicht schwimmen. Von Opa hatte ich, nach langem Betteln und mit guten Ratschlägen ausgestattet, seine Angel ausgeliehen. Ich wollte Fische fangen. Ich stand auf der sogenannten „Wasch“, die zur damaligen Zeit vielen Frauen noch als Waschstelle diente. Mit hohem Bogen wollte ich auch, wie ich es von den Erwachsenen gesehen hatte, die Angel mit dem Wurm daran auswerfen. Der Schwung war zu groß, und ich fiel mit ins Wasser. Der Zahnarzt Döring war zufällig auf der Brücke und holte mich wieder heraus. Mit triefendnassen Kleidern lief ich zur Wallstraße 33. Es gab einen fürchterlichen Segen.

   Mein Bruder und ich schliefen in dem kleinen Zimmer neben dem Hausflur. Jeden Morgen, zur frühen Stunde, wurden wir durch ein Klopfen gegen die geschlossenen Fensterladen geweckt. Von draußen dann der Ruf: „Hermann kumm!“ Mein Großvater stand schon immer marschbereit hinter der Haustür. Er verließ aber dann erst das Haus, wenn die Aufforderung von seinem Arbeitskollegen Kubbernuß kam. Zusammen gingen sie dann 1 ½ bis 2 Stunden, fast jeden Tag, in den Wald zum Arbeiten.

   Im Jahre 1997 konnte ich meine Mutter mit 87 Jahren noch einmal bewegen, die Stätte ihrer Kindheit zu besuchen. Sie hat diesen Ausflug in die Vergangenheit sehr genossen und konnte sich nach so vielen Jahren noch an jedes Haus und ihren damaligen Bewohner erinnern.

   Auch heute noch muß ich alle 1 bis 2 Jahre für zwei Tage nach Neukalen fahren, um durch die fast unveränderten Straßen zu gehen, um alte Jugenderinnerungen wach werden zu lassen und zu träumen – von einer unbeschwerten Jugendzeit in Neukalen.

 

Gerhard Henningsen 1943

 

Gerhard Henningsen 1943

 

Haus Wallstraße 33 (1944)

 

Haus Wallstraße 33 (1944)

 

Von links: Hermann Hauth, Erna Köppen, Anna Henningsen, Margarete Hartkopf, Luise Hauth; unten: Gerhard und Hans-Peter Henningsen

 

Von links: Hermann Hauth, Erna Köppen, Anna Henningsen, Margarete Hartkopf, Luise Hauth;
unten: Gerhard und Hans-Peter Henningsen

 

Hans-Peter und Gerhard Henningsen mit ihrer Großmutter Luise Hauth im Garten hinter dem Haus Wallstraße 33

 

Hans-Peter und Gerhard Henningsen
mit ihrer Großmutter Luise Hauth im Garten
hinter dem Haus Wallstraße 33

 

Anna Henningsen mit Sohn Gerhard beim Himbeerenpflücken in den Judentannen

 

Anna Henningsen mit Sohn Gerhard
beim Himbeerenpflücken in den Judentannen

 

Die alte

 

Die alte "Feldbrücke" mit der "Wasch" am Hafen (1963)

 

 

Peter Henningsen an der Pumpe Ecke Wall-  Rektorstraße (1965)

 

Peter Henningsen an der Pumpe
Ecke Wall- / Rektorstraße (1965)

 

 

Anna Henningsen an der Pumpe Krummestraße 11 (1965)

Anna Henningsen an der Pumpe
Krummestraße 11 (1965)

 

Frau Anna Henningsen begrüßt eine alte Bekannte, Frau Ina Krüger

 

Frau Anna Henningsen begrüßt eine alte Bekannte,
Frau Ina Krüger

 

Herr Gerhard Henningsen mit seiner Cousine Frau Liese-Lotte Hilbricht und seiner Mutter (1997)

 

Herr Gerhard Henningsen mit seiner Cousine
Frau Liese-Lotte Hilbricht und seiner Mutter (1997)