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Die Wende in Neukalen 1989 - 1990

 

   Das Ende der DDR und damit die Wende begann mit der Öffnung der Grenzen zwischen Ungarn und Österreich Ende August 1989. Zahlreiche Menschen nutzten diese Gelegenheit, um in die Bundesrepublik Deutschland zu flüchten. In Leipzig begannen die Montagsdemonstrationen; in Warschau und Prag suchten DDR - Bürger Zuflucht in den Botschaften der BRD.

   Hier in Neukalen war das politische Geschehen noch weit weg. Man verfolgte die Ereignisse interessiert über die "Westsender". Der Fernsehempfang war auf Grund der Entfernung witterungsabhängig und die Bildqualität schwankte von ausreichend bis Schneegestöber. Die "Freie Erde" berichtete SED - getreu wie immer.

   Erste Veränderungen zeichneten sich nach der Feier zum 40. Jahrestag der DDR und mit der Wahl von Egon Krenz ab. Man sprach nun von Reformen, erwartete mehr Offenheit und eine politische Umgestaltung.

   Am Nachmittag des 22.10.1989 hatten sich auf dem Marktplatz von Stavenhagen über 100 Einwohner, meist junge Leute, zu einer "spontanen Kundgebung eingefunden, um sie bewegende Fragen mit dem Vertreter der Staatsmacht im Streitgespräch zu diskutieren", wie es in der "Freien Erde" hieß.

   In den Abendstunden des 23.10.1989 brannte in Schwarzenhof eine große Scheune ab. Der Gesamtschaden belief sich auf 92.000 Mark, davon Gebäudeschaden 50.000 Mark, Weizen- und Wintergerstenstroh 42.000 Mark. Die Scheune gehörte der LPG (T) Neukalen. Das Feuer war gegen 19.30 Uhr ausgebrochen. Es wurde Brandstiftung vermutet, aber kein Täter gefaßt. Ob ein Zusammenhang mit der politischen labilen Lage bestand, war nicht erkennbar.

   Am 24.10.1989 gab es in Malchin kritische Diskussionen mit dem 1. Sekretär der Kreisleitung der SED, Ingrid Heilmann. Einige Tage später trat sie von ihrer Funktion zurück und verließ Malchin. Am 30.10.1989 gab es in der evangelischen Kirche in Malchin ein Friedensgebet mit anschließendem Schweigemarsch zur katholischen Kirche. Endlich kam es auch bei uns in der Region zu Kundgebungen, Diskussionsrunden und freien Meinungsäußerungen, die besonders die Reisefreiheit und die Pressefreiheit betrafen. Es ging aber auch um Umwelt-, Versorgungs- und Wohnungsprobleme. Immer wieder wurde dabei zur Besonnenheit in den manchmal heißen Debatten aufgerufen.

   In Neukalen gab es Friedensgebete in der Kirche, ansonsten wurde die Lage interessiert verfolgt. In den Betrieben, auf der Straße und zu Hause gab es viele Diskussionen. Niemand nahm mehr ein Blatt vor den Mund. Jeder gab seiner Unzufriedenheit freien Lauf. Die Angst war verschwunden. Auch die Tageszeitung "Freie Erde" berichtete mit einem Mal offener über Ereignisse und Themen, die man früher verschwiegen hätte. Sogar Leser mit kritischen Beiträgen kamen nun zu Wort. Auf der Tagung des Kreistages in Malchin am 9.11.1989 wurde das "Neue Forum" zugelassen.

   In Neukalen trafen sich einige Einwohner, u.a. Herbert Wilke, Hans-Jürgen Gültzow, Horst Henke in einem Nebenzimmer der Konsumgaststätte und gründeten eine Bürgerinitiative.

   Der erste öffentliche Dialog fand in Neukalen in den Abendstunden des 9.11.1989 statt. Der Bürgermeister Klaus Kohls, der in dieser Zeit die Parteihochschule der SED in Neubrandenburg besuchte, der amtierende Bürgermeister Voß, der Sekretär der SED Kreisleitung Strebelow und Vertreter des Rat des Kreises wollten oder sollten den Einwohnern auf dem Markt Rede und Antwort stehen. Ihre Reden gingen in den aufgebrachten Rufen der auf dem Marktplatz stehenden Einwohner unter. Die Wut war groß auf das herrschende System. Es fielen viele Schimpfwörter, wie "Verbrecher", "Halunken" oder "Banditen". Zahlreiche Neukalener gingen die Stufen zum Rathauseingang hinauf und beschwerten sich laut über Bürokratismus, Schlamperei, Amtsmißbrauch und besondere Privilegien. Sie versuchten, ihre Vorschläge und Ansprüche vorzutragen, waren aber leider im allgemeinen Tumult nicht immer zu verstehen. Es gab Forderungen zur Reisefreiheit, zum Rücktritt des Bürgermeisters Kohls, zur Schließung der Kiesgrube und der Mülldeponie, für eine bessere Versorgung und Bezahlung; ja man muß wohl im allgemeinen sagen, jeder wollte seinen Unmut irgendwie äußern und etwas fordern. Ein Dialog war es sicherlich nicht.

   Am besten brachte die Zahnärztin, Frau Leonore Gleichmann, die Sorgen der Einwohner zur Sprache. Sie bekam allerdings nur unzureichende Antworten und schrieb deshalb einen Artikel zur Redaktion der "Freien Erde", der am 12.12.1989 abgedruckt wurde:

 

"Öffentlich angefragt

   Am 9. November fand in Neukalen ein Bürgerforum statt, auf dem ich mich mit folgenden Fragen zu Wort meldete:

- Wie hoch sind die Kosten für den Bau des Parkplatzes in der Wilhelm - Pieck - Straße gewesen? Was würde der Ausbau von einem der verfallenen Häuser in Neukalen kosten?

- Wie wird die Abwasseraufbereitungsanlage aussehen, wenn sie fertig ist? Wird sie eventuell zur Geruchsbelästigung in der Stadt führen? Wenn sie offen bleibt - kann sie dann zu einer Infektionsquelle werden? Wie ist die Beschaffenheit des später in die Peene abzuführenden Wassers? Führt das zu einer weiteren Belastung des Kummerower Sees, der bereits die Qualitätsstufe III von VI möglichen Stufen hat?

- Wie ist die Beschaffenheit des Neukalener Trinkwassers? Kann man es noch im unabgekochten Zustand genießen?

- Was wird gegen wilde Mülldeponien unternommen (z.B. Erlenbruch am Mühlenberg)?

- Wie kann die Kontrolle des Wasserverbrauchs insbesondere in Zeiten starker Trockenheit verbessert werden?

- Weshalb ist die Zuteilung von Koks in Neukalen anders als in anderen Orten, Kreisen und Bezirken?

Da diese Fragen nicht oder nur unzureichend an dem besagten Abend beantwortet werden konnten, bin ich der Meinung, daß es mein (unser) Recht ist, im Laufe von Wochen eine Antwort in aller Öffentlichkeit zu erhalten; denn rein rhetorische Fragen wollte ich nicht stellen.

Sanitätsrat Leonore Gleichmann"

 

    Als am Abend des 9.11.1989 die Grenzen zur BRD geöffnet wurden, reisten in den folgenden Tagen natürlich auch die Neukalener in Richtung Westen, holten sich das Begrüßungsgeld, besuchten Verwandte und kauften ein. Damit war erst einmal ein Ventil geöffnet, andere Diskussionen traten in den Hintergrund. Der amtierende Bürgermeister Voß erhielt in dieser Zeit viele häßliche anonyme Anrufe, wie die Staatssicherheit verzeichnete. Am 22.11.1989 gab es wieder ein Friedensgebet in der Kirche mit anschließender stiller Prozession zur katholischen Behelfskirche. Etwa zweihundert Personen nahmen daran teil. Plakate oder Losungen gab es nicht.

   Tausende Bürger aus dem Kreis Malchin folgten am 3.12.1989 dem Aufruf zur Bildung einer Menschenkette entlang der F 104 "als Ausdruck der Entschlossenheit zur demokratischen Erneuerung". Viele Neukalener waren mit dabei und hatten sich bei Pisede aufgestellt.

 

   Am 7.12.1989 erhielten die Abgeordneten der Stadt Neukalen folgende Einladung:

 

"Einladung

   Am 20.12.1989 wird um 19.00 Uhr in der Konsumgaststätte Neukalen eine außerordentliche Stadtverordnetenversammlung durchgeführt. Dazu möchte ich Sie im Auftrag des amt. Bürgermeisters herzlich einladen.

   Tagesordnung:

1. Kaderfragen

      - Auflösung der Parteigruppe der Stadtverordnetenversammlung

      - Auflösung der OL (Ortsleitung) der SED

      - Beschlußvorlage - Abberufung der Kolln. Anders aus ihrer

        Funktion als Sekretär des Rates

      - Vertrauensfrage - Rat

2. Beratung über einen Problemkatalog

3. Beschlußvorlage - Untersuchungskommission

4. Sonstiges

      - Stellungnahme der Vors. d. Ständigen Kommission zum Weiter-

        bestehen der Kommission

                        Anders

               Sekretär des Rates"

 

 

"Freie Erde" vom 13.12.1989:

"Alle eingeladen

   Am 20. Dezember wird um 19 Uhr in der Konsumgaststätte eine öffentliche außerordentliche Stadtverordnetenversammlung durchgeführt. Auf der Tagesordnung stehen bewegende Probleme unserer Zeit. Alle Bürger des Territoriums der Stadt Neukalen sind dazu herzlich eingeladen.

Voß, amt. Bürgermeister"

 

   Am 15.12.1989 gab es den ersten "Runden Tisch" des Kreises Malchin, dann folgten auch die anderen Städte im Kreis; Neukalen folgte als letzte Stadt erst am 7.2.1990.

 

"Freie Erde" vom 16.12.1989:

"Wird geklärt!

   Bezugnehmend auf den Artikel "Öffentlich angefragt" am 12. Dezember von Frau SR L. Gleichmann, möchten wir mitteilen, daß diese Fragen auf der außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung am 20. Dezember um 19 Uhr in der Konsumgaststätte öffentlich beantwortet werden.

Rat der Stadt Neukalen"

 

   Im Saal der Konsumgaststätte (heute Diskothek) fand am 20.12.1989 die angekündigte außerordentliche Stadtverordnetenversammlung statt. Bürgermeister Klaus Kohls wurde mit 18 von 26 Stimmen abgewählt. Seine Zugehörigkeit zur SED kostete ihm das Amt. Es gab viele Diskussionen zu den ungeklärten Problemen in der Stadt. Die Bildung einer Untersuchungskommission, die sich mit den Beschwerden der Einwohner über vermuteten Amtsmißbrauch und Aufdeckung von Mißständen beschäftigen soll, wurde gefordert.

   Diese Untersuchungskommission trat am 9.1.1990 um 16.30 Uhr im Rathaussaal zum ersten Mal zusammen. Es ging um die Wahl des Vorsitzenden und die Festlegung der Aufgaben. Der Untersuchungskommission gehörten folgende Personen an:

Herbert Wilke, Vorsitzender (DBD)

Andreas Richter, stellv. Vorsitzender (PDS)

Ilona Lemke, Schriftführer (Zentraler Klubrat, parteilos)

Detleff Voß

Horst Henke (Neues Forum)

Johanna Gültzow (Kulturbund)

Heinz Wendt (PDS)

Helmuth Langer (LDPD)

Bärbel Kaiser (FDJ)

Wolfgang Schimmel (NDPD)

Günther Plagens (CDU)

Werner Schröder (PDS)

Heinz Waschk (DBD)

Walter Leonhardt

Edgar Möller (parteilos)

 

   Folgende Themen sollten behandelt werden:

- Kosten des Parkplatzes in der Wilhelm-Pieck-Straße,

  (Rechnung der Fa. Wolff über 47 543,- Mark)

- Garagenbau durch Rainer Schmidt

- Schuldfrage Milchgeschäft

- Mietspreise des Rates der Stadt

- Koksverteilung

- Klärteiche

- Wilde Mülldeponien

 

   Die Untersuchungskommission traf sich nur zwei bis drei Mal, dann stellte sie sang- und klanglos ihre Arbeit auf Grund mangelnder Beteiligung ein.

 

   Ab 18.1.1990 erschien die "Freie Erde" nicht mehr als Parteiorgan der SED, sondern als eine unabhängige Tageszeitung.

 

"Freie Erde" vom 23.1.1990:

"Die Natur muß allen gehören!

   Die Initiativgruppe Neukalen stellt im Interesse des landschaftlich wertvollen und für die Naherholung wichtigen Teils der Mecklenburgischen Schweiz um Salem den Antrag, daß der dort liegende Schießplatz nicht mehr genutzt werde und somit freigegeben werden soll. Wie uns bekannt wurde, soll dieser nur noch dreimal jährlich für Übungen der Polizei gebraucht, aber eventuell ausgebaut und damit auch von Nachbarkreisen mehrfach genutzt werden. Dagegen protestieren wir, da sich mit Sicherheit geeignetere Plätze in der Nähe militärischer Gelände finden lassen. Liebe Bürger! Wir hoffen auf Ihre Unterstützung im Interesse aller Bürger. Und denken wir doch daran: Die Erhaltung und Mehrung unserer schönen Natur sollte uns allen sehr am Herzen liegen.

   Bürgerinitiative Neukalen."

 

   Seit dem Sommer 1989 wurde die Kiesgrube im Wald bei Salem als Schießplatz benutzt. Bei jeder Schießübung war das Gelände weiträumig bis zur Straße Neukalen - Malchin abgesperrt. In der Bevölkerung kursierten allerlei Gerüchte. Der Salemer Bürgermeister, Herr Lüders, schrieb dazu: "Dann war noch dieses Problem mit dem ungenehmigten Schießplatz in der Kiesgrube, in der neben der Polizei und den Kampfgruppen auch die Stasi mit ihren verschiedenen Formationen ausgebildet wurde. Ungenehmigt, das heißt, obwohl hier alle staatlichen Gruppierungen herumballerten und auch ihre Feldlager einrichteten, war der Schießplatz offiziell nicht genehmigt, also geheim. Er war den Militärmissionen der Siegermächte des 2. Weltkrieges nicht bekannt und wurde auch nicht von ihnen überwacht. Deshalb konnte die Stasi hier auch ungehindert die Ausbildung der sogenannten Freiheitskämpfer aus den arabischen Ländern durchführen. Wenn die Stasi hier Übungen durchführte, durfte das Gebiet weitläufig nicht überflogen werden; das galt übrigens nicht nur für die zivile Luftfahrt, einschließlich der Agrarflieger, sondern auch für die Luftstreitkräfte der Volksarmee und der Roten Armee. Als eben dieser Schießplatz genehmigungsfähig gemacht werden sollte, wandten sich kirchliche Kreise aus Neukalen und ein Bürgerprotest aus Salem gegen die angeordneten Sperrmaßnahmen. Die Folge war, der Schießplatz war nicht mehr geheim und wurde stillgelegt."

 

   Am 24.1.1990 gab es am Nachmittag eine Demo auf dem Neukalener Markt. In der "Freien Erde" stand einige Tage später zu lesen:

   "Um die Lückenbebauung rund um den Marktplatz ging es am Mittwoch in der Ratssitzung der Stadtverordneten von Neukalen. Eingeladen waren zu diesem gewichtigen Tagesordnungspunkt Vertreter des Rates des Kreises, des Kreisbaubetriebes, der HAG und der HO. Nicht direkt eingeladen, aber dennoch erschienen waren Hunderte Einwohner der Kleinstadt, die mit einer Demo auf dem Marktplatz nachdrücklich unterstrichen, daß es höchste Zeit ist, endlich Aktivitäten im Baugeschehen zu entfalten und langjährige Versprechen seitens der übergeordneten Organe einzulösen. Für 1990 war der Bau einer Schulsporthalle und eines 10-WE-Neubaublocks mit Funktionsunterlagerung vorgesehen. Da die kreisliche Baubilanz wieder einmal nicht aufging, wurde die Schulsporthalle gestrichen, und auch der Neubaublock war in Frage gestellt. Die Proteste der Bürger führten zu dem Beschluß, mit dem Neubaublock in diesem Jahr zu beginnen."

 

Protestdemonstration am 24.1.1990

 

Mit einer Protestdemonstration forderten am Mittwochnachmittag (24.1.1990) hunderte Einwohner von Neukalen schnelle und klare Entscheidungen zur Lückenschließung in der Kleinstadt. Auf dem Marktplatz hatten sie sich zur Demo versammelt.

 

 

   Nachdem Klaus Kohls als Bürgermeister abgesetzt war und auch der amtierende Bürgermeister Voß nicht mehr zur Verfügung stand, wollte sich niemand für dieses Amt finden. Die Bürgerinitiative schlug dann schließlich zwei Frauen aus ihren Reihen vor, beide Rentner. Die Stadtverordneten stimmten zu, und ab 1. Februar nahmen Leonore Gleichmann und Luise Lange das Stadtzepter übergangsweise in die Hand. Nicht länger als 100 Tage sollte ihre Amtszeit dauern, zur Wahl im Mai wollten sich die beiden über 60jährigen nicht mehr stellen.

 

"Freie Erde" vom 3.2.1990:

"Aussprechen zu Problemen

   Zwei Tage nach der Veröffentlichung unseres Artikels "Die Natur muß allen gehören" am 23. Januar 1990 auf der Lokalseite der "Freien Erde" kam es zu einer Zusammenkunft zwischen dem Amtsleiter des VPKA Malchin, Herrn Bromberg, und Vertreter der Bürgerinitiative Neukalen. In einem sachlichen Gespräch erfuhren wir, daß ein Ausbau des Schießplatzes bei Salem nicht geplant und damit auch keine umfangreichere Nutzung zu befürchten ist.

   Erfreulicherweise werden ganz im Sinne der Bevölkerung vom VPKA Versuche unternommen, die Schießübungen gänzlich aus dem Landschaftsschutzgebiet zu verlegen. Neben den erfreulichen Dingen, die wir diesbezüglich in Erfahrung bringen konnten, kamen wir als Vertreter der Bürgerinitiative auch zu der Schlußfolgerung, daß es in jedem Fall sinnvoller ist, sich erst über bestehende Probleme auszusprechen, ehe man mit bestimmten Äußerungen über die Zeitung an die Öffentlichkeit tritt. Das wurde in letzter Zeit nicht nur in unserem Fall deutlich. Es ist richtig, erforderlich und seit geraumer Zeit wohl endlich auch möglich, sich für eine gute Sache einzusetzen. Daß es so manchem schwerfällt, angestauten Ärger ohne Emotionen in sachlichem und kulturellen Umgang abzubauen, ist verständlich.

Sind wir doch gerade alle erst dabei, den aufrechten Gang der Demokratie zu lernen und dabei nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.

Bürgerinitiative Neukalen"

 

"Freie Erde" vom 7.2.1990:

"Nutzung des Schießstandes wird eingestellt

   Bezugnehmend auf die Zeitungsartikel vom 23. Januar und 3. Februar 1990 auf der Lokalseite der "Freien Erde", wird mitgeteilt, daß mit sofortiger Wirkung der Schießstand im Salemer Wald nicht mehr genutzt wird. Die Nutzungsvereinbarung mit dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb wurde aufgehoben und das betreffende Waldgelände dem vorgenannten Rechtsträger übergeben."

 

   Auf Initiative der beiden Pastoren unserer Stadt, Pastor Peter Porath (katholische Gemeinde) und Propst Dieter Waack (evangelische Gemeinde) traf sich am 7.2.1990 der erste "Runde Tisch" im Rathaussaal Neukalen. Jeder Teilnehmer erhielt ein vorbereitetes Arbeitdokument mit folgendem Inhalt:

 

"RUNDER TISCH NEUKALEN

1. Sitzung 7.2.1990

Gesprächsleitung:

Pastor Porath -- Kath. Kirche

Pastor Waack --- Evangel. Kirche

 

I. 1. Vorschlag Tagesordnung 7.2.90

I. 2. Protokoll

   3. Feststellung der Teilnehmer am RT - Personen und Parteien

   4. Geschäftsordnung

   5. Bürgermeister Gleichmann

   6. Anträge der evangelischen und katholischen Gemeinde

   7. Themensammlung, was am RT besprochen werden soll.

   8. Nächster Termin

zu I. 4 Geschäftsordnung

   a) Wortmeldung

   b) Erteilung des Wortes in der festgestellten Reihenordnung

   c) Beschlußfassung bedarf der Mehrheit

       (Stimmenzahl feststellen Insgesamt:)

   d) Antrag auf Beschlußfassung kann von jedem Stimmberechtigten eingebracht werden.

        Anträge, Anfragen, Gegenargumente bitte kurz und sachlich fassen. Keine langen Monologe.

zu I. 5 Bürgermeister

zu I. 6 Anträge der evang. u. kath. Gemeinde

Wir bitten darum, der RT möge beschließen, daß die Stadt Neukalen mit der Stadt Recke die Partnerschaft eingeht.

Begründung:

   Bisher war es so, daß die Räte der Städte eine Partnerschaft vereinbarten. Der normale Bürger hatte nichts davon.

   Am Samstag, den 4.2. und Sonntag 5.2. fanden intensive Begegnungen zwischen Bürgern beider Städte statt. Samstag im Gemeinderaum der Kath. Kirche. Anwesende siehe Anlage. Sonntag in einzelnen kleinen Gruppen.

   Zum Teil wurden schon konkrete Austauschvorhaben abgesprochen, z.B. Fußballklub, Kath. Jugend, Einladung zum Gala - Abend 17.2. in Recke. (Schule, Kirchengemeinden, Sport, Kulturgruppen, Landwirtschaft - LPG (T) LPG (P), Handwerker, Männerchor, Bürgermeister, ----- weiterhin zum Karnevalverein und Feuerwehr wird es angestrebt.)

   Der Einwand, Recke mit 10.000 Einwohner sei zu groß, kann nicht stichhaltig sein. Eine größere Stadt, als Neukalen, kann die verschiedenen gewünschten Beziehungen leichter verkraften, als eine ähnlich große Stadt wie Neukalen.

   Es verteilt sich dort auf mehr Menschen und wir würden ihnen auch nicht so leicht zur Last fallen. Ansonsten könnten nur in kleinem Maß Bürger unserer Stadt die Partnerstadt besuchen. Es geht in erster Linie um Kontakte. Materielle Unterstützung darf auf keinem Fall im Vordergrund stehen, obwohl das keineswegs ausgeschlossen werden kann. Doch dazu sind erst einmal menschl. Kontakte notwendig und stehen deshalb im Vordergrund.

   Deshalb stellen wir diesen Antrag zur Abstimmung.

 

Zu I. 7. Themenkatalog für den RT

 

 

Protokoll zum Runden Tisch am 7.2.1990 im Rathaussaal:

"1. Anwesende Gruppierungen mit ff. Vertretern:

1. Bürgerinitiative (20 Mitglieder)

      1.1. Thomas Zingelmann

      1.2. Herr Henke

2. CDU (56 Mitglieder)

      2.1. Herr Greschner

      2.2. Herr Plagens

3. DBD (26 Mitglieder)

      3.1. Herr Emil Krüger

      3.2. Herr Waschk

4. Kulturbund (240 Mitglieder)

      4.1. Frau R. Schmidt

      4.2. Herr W. Schimmel

5. LDPD (25 Mitglieder)

      5.1. Herr Langer

      5.2. Herr Streibel

6. NDPD (4 Mitglieder)

      6.1. Herr Schönrock

      6.2. Herr Westphal

7. Parteilose Ratsmitglieder

      7.1. Herr Ninerza

      7.2. Willi voß

      7.3. Jürgen Brahs, Schlakendorf

8. PDS (etwa 20 Mitglieder)

      8.1. Herr K. Kohls

      8.2. noch offen

9. SPD (Mitgliederzahl noch offen)

      9.1. Gleichmann

      9.2. Th. Schmidt

10. VDGB (200 Mitglieder)

      10.1. Herr K. Dürlich

      10.2. Herr R. Schmidt

11. Katholische Kirche (500 Mitglieder)

      11.1. Herr E. Möller

      11.2. Herr Schwarz

12. Evangelische Kirche (1100 Mitglieder)

      12.1. Herr Hartwig Krüger

      12.2. Frau Lange

13. Pastor Porath, Gesprächsleiter, im Wechsel mit

14. Pastor Waack von der ev. Kirche.

 

2. Zur Geschäftsordnung:

2.1. Jedes Mitglied des Runden Tisches kann Anträge stellen, die zu einer Beschlußfassung führen können. Einfache Mehrheit genügt.

2.2. Anträge zur Änderung der Geschäftsordnung sind nur angenommen, wenn 2/3 der Anwesenden Stimmberechtigten (17) dafürstimmen.

2.3. Wenn bei Enthaltungen Stimmengleichheit zustandekommt, wird eine Vertagung des Verhandlungsgegenstandes empfohlen oder "Denkpause". Danach erfolgt erneut Abstimmung.

3. Anliegen der Bürgermeisterin, Frau Gleichmann, zum Problem Haus Thimian, Am Markt, und rechtliche Standpunktfixierung von Herrn Schade. Herrn Schade geht es um Zuweisung der nächsten freiwerdenden 4 Raumwohnung von Kummerow auf Grund eines Vertrages mit der Stadt im Zusammenhang mit Rekonstruktionsplänen am Hause, das jetzt Frau Thimian gehört. Herr Schade beansprucht die Wohnung Kummerow als demnächst freiwerdende 4 Raumwohnung. Der Rat der Stadt formuliert so: Es handelt sich um Wohnungstausch, bei dem aber keine Wohnung frei wird.

3.2. Antrag Plagens: Dies Problem nicht weiter am RT behandeln, weil uferlos. Dem Antrag wird stattgegeben.

4. Städtepartnerschaft: Zur Diskussion stehn

4.1. Appen - Neukalen

4.2. Recke - Neukalen

4.3. Appen  u n d  Recke - Neukalen

4.2. Antrag der beiden Kirchgemeinden:

Der Runde Tisch möge beschließen, der Stadtverordnetenversammlung zu empfehlen, der Partnerschaft mit Recke zuzustimmen.

4.3. Mitglieder des Rates plädieren für Appen, weil schon vom Rat Vorgespräche geführt seien mit dem Ziel einer Realisierung der Partnerschaft Appen - Neukalen. Ein Gegenbesuch der Neukalener steht an für Appen, weil aus Appen schon die CDU zweimal in Neukalen gewesen sei. Für die Partnerschaft Appen - Neukalen sprächen ähnliche Struktur- und Größenverhältnisse.

4.4. Zum Antrag der Befürworter einer Partnerschaft Recke - Neukalen wurde ff. gesagt:

4.4.1. Mitglieder der Gemeinde und des Rates der Gemeinde Recke seien mit dem Gemeindedirektor und dem Bürgermeister am Wochenende 3. u. 4.2. schon in Neukalen gewesen. Es wurden schon konkrete Vorschläge gemacht bei einer Zusammenkunft zwischen Neukalener Vertretern und Reckern einerseits im katholischen Pfarrhaus, andererseits im evangelischen Pfarrhaus. Aus Neukalen waren Vertreter der Kirchen, der Kultur, des Rates, der Handwerker, der Landwirtschaft, des Gesundheitswesens, die Schuldirektoren und des Sportes dabei. Dasselbe war der Fall für Recke.

4.4.2. Die Größe der Gemeinde Recke und die Qualität und Art, in der von dort die Beziehungen angegangen würden, wurden als für Neukalen günstig bezeichnet.

4.5. Vorschlag Gleichmann fragend: Sollte man Appen  u n d  Recke als Partner anvisieren?

4.6. Vorschlag PDS: Je eine Gruppe aus Neukalen nach Appen und Recke zur Information. Danach entscheiden, ob und wie Partnerschaft zu realisieren sei.

4.7. Weiteres Pro und Contra.

4.8. Abstimmung auf Antrag: Einfache Mehrheit genügt: 15 Stimmen pro Recke, Gegenstimmen: keine, Enthaltungen: 9.

4.9.1. Frage vom Ratsmitglied Plagens: Wer entscheidet für die Stadt verbindlich? Runder Tisch? Stadtverordnete?

4.9.2. Klarstellung der Teilnehmer des Runden Tisches: Entscheidungen des Runden Tisches sind aufzufassen als Empfehlungen für die Stadtverordneten. Also ist Abstimmungsergebnis des Rd. T. als Empfehlung an Stadtverordnetenversammlung zu verstehn.

4.9.3. Bürgermeisterin, Frau Gleichmann wird die Empfehlung des R. T. bei Stadtverordneten vorbringen.

4.9.4. Frage, wie dies Beratungsergebnis des R. T. veröffentlicht werden soll. Über die Zeitung das Protokoll veröffentlichen? Im Schaukasten allen zugänglich machen? Ergebnis: Veröffentlichung im Schaukasten, der aber an mehr sichtbarer Stelle umgesetzt werden muß. (CDU machts).

4.9.5. Was wird Appen mitgeteilt? Die Bürgermeisterin wird schlicht die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung, die hoffentlich im Sinne der Empfehlung des RT entscheidet, dem Bürgermeister von Appen mitteilen. Ebenso kann sie mitteilen, dass der Runde Tisch eine andere Partnergemeinde als Appen empfohlen hat.

5. Umsetzung des Schaukastens ist notwendig.

5.2. Einrichtung eines Sorgenbriefkastens, in den jeder Bürger seine Sorgen schriftlich hineingeben kann: Beim Rat der Stadt, in den Pfarrämtern.

5.3. Anfertigung durch Firma Möller.

6. Vorschläge für spätere Beratungspunkte für den R. T.

6.1. Vorbereitung der Wahl am 18. März und im Mai. Dabei sind für unsere Stadt die Kommunalwahlen schwieriger vorzubereiten.

6.2. Einnahmen der Stadt erhöhen: Kieskuhle, Mülldeponie.

6.3. Verbesserung der Wanderwege und Beschilderung.

6.4. Klärung des Teiches.

6.5. Bau der Umgehungsstraße zur Entlastung des Stadtinneren.

6.6. Kummerower See und Tiefflüge der Hubschrauber.

6.7. Umweltfragen.

6.8. Werterhaltung - Bilanzen.

6.9. Sauberkeit im Ort.

6.10. Wahl und Kandidaten für Bürgermeister.

6.11. Kommunalverträge besprechen. Dazu Herrn Fabienke einladen. Einladung besorgt Bürgermeisterin Frau Gleichmann. Einladung dringend machen.

6.12. Frage nach der Person des Kandidaten für das Bürgermeisteramt bei den Kommunalwahlen klären.

7. Themen für den nächsten RT am 14.2.90:

7.1. Kommunalverträge besprechen

7.2. Der Rat und Bürgermeister bereiten vor.

7.3. Fabienke soll dazu verpflichtet werden. Falls Herr Fabienke nicht kommen kann, soll es um Bilanzen gehn.

8. Die Zeitung wird durch Frau Gleichmann informiert über Ergebnisse des R.T.

9. Der Runde Tisch tagt wöchentlich, mittwochs um 19.30. Beratungsende festgelegt auf 21.30 Uhr. Ein Protokollant muß noch gewonnen werden. Herr Henke fragt Frau Göbel.

10. LDPD mahnt objektive und neutrale Gesprächsleitung durch die Pastoren an. Zusage der Pastoren erfolgt.

11. Nächster R. T. am Mittwoch, 14.2.90 um 19.30 Uhr Rathaussaal.

 

gez. Waack, Propst                             gez. Porath, Pastor

Protokollant                                          Gesprächsleiter

 

 

"Freie Erde" vom 8.2.1990:

"Forderungen der Jugend

   Nach der Demo am 24. Januar haben wir uns, die Jugend aus Neukalen, im Jugendklub Neukalen zusammengesetzt, um Probleme zu diskutieren, die uns zur Zeit sehr bewegen. Seit Jahren ist von Lückenschließung, Turnhallenbau und einem Kulturhaus die Rede, wovon bis jetzt noch nichts zu sehen ist. Die Jugendlichen Neukalens sind der Meinung, daß die Turnhalle eine Zumutung ist, wo man keinem Menschen zutrauen kann, dort überhaupt Sport zu treiben. Genauso ist es mit dem sogenannten Kino im Gasthof Neukalen. Wir können nur froh sein, daß Herr H. J. Gültzow es uns ermöglicht, wenigstens an den Wochenenden unsere Freizeit mit Disko zu verbringen. Es geht auch noch um ein anderes Problem, betreffs Badestelle. Die einzige Möglichkeit, uns im Sommer abzukühlen, ist die Tonkuhle, wo das Baden auch noch verboten ist. Wo sollen wir denn sonst baden? Deshalb fordern wir: Lückenschließung; Turnhallenbau; Kulturhausbau; Kino; Bademöglichkeit.

   Um unsere dargelegten Probleme in geraumer Zeit lösen zu können, benötigen wir einen fähigen Bürgermeister, welcher sich für alle Probleme der gesamten Bürger Neukalens einsetzt.

   Deshalb fordern wir eine öffentliche Stellungnahme vom Rat des Kreises Malchin, bzw. Rat der Stadt Neukalen. Wir wären sofort bereit, bei der Lösung der Probleme mitzuhelfen.

   Jugendliche aus Neukalen"

 

   Unbefriedigend, aber typisch für diese Zeit war, daß es viele Forderungen gab, wenig Vorschläge aber keine Verpflichtungen. Jeder suchte woanders die Fehler.

 

"Freie Erde" vom 9.2.1990:

"Müllentsorgung nur für Neukalen

   Mit Wirkung vom 1. Februar 1990 ist auf Beschluß des Rates der Stadt Neukalen vom 15. November 1989 die Mülldeponie ausschließlich für die Entsorgung des Territoriums der Stadt Neukalen festgelegt.

Gleichmann, amt. Bürgermeister"

 

   Am 14.2.1990 fand der 2. "Runder Tisch" statt:

 

"Protokoll

über die Sitzung des Runden Tisches Neukalen am 14.02.1990

Ort: Rathaussaal Neukalen        Zeit: 19.30 bis 21.45 Uhr

Teilnehmer: Name                                         Partei/Gruppe

------------------------------------------------------------------------------------------------

               Herr Henke und Herr Zingelmann           Bürgerinitiative

               Herr Greschner und Herr Plagens                   CDU

               Herr Schimmel und Frau Schmidt          Kulturbund

               Herr Krüger und Frau Lange                            ev. Kirche

               Herr Schmidt und Herr Dürlich                VdgB

               Herr Ninerza, Herr Voß, Herr Brahs        ptl. Ratsmitglieder

               Herr Kohls                                                PDS

               Herr Waschk                                            DBD

               Frau Gleichmann, Herr Schmidt              SPD

               Herr Schönrock, Herr Westphal               NDPD

               Herr Möller, Herr Schwarz                        kath. Kirche

               Herr Langer, Herr Streibel                        LDP

               Propst Waack                                          ev. Pastor / Versammlungsleiter

Gäste:    Herr Fabienke, Herr Förster                    Rat des Kreises Malchin

 

Geschäftsordnung

1. Information zum Thema: "Bilanzierung des Haushaltes und Lückenschließeung" durch die Gäste vom Rat des Kreises Malchin - Fragen zum Thema -

2. Information über vorangegangene Ratssitzung durch amt. Bürgermeister, Frau Gleichmann - kurze Diskussion -

3. Festlegung Themenvorschläge für die nächste Sitzung des RT am 21.2.90

 

zu 1. Herr Fabienke sagte zum aktuellen Stand des Baugeschehens 1990 im Kreis, daß einer Kapazität von 33,9 Mio M ein Baubedarf von 43,9 Mio M gegenübersteht. Für den Neubau 11,9 Mio M und Werterhaltung 22 Mio M. Der Baubeginn zur Lückenschließung 1990, voraussichtlich im Oktober, wird zugesichert. Der Rat der Stadt Nkl muß sich um schnellstmöglichen Vertragsabschluß durch den AG Malchin mit dem Kreisbaubetrieb bemühen, da nicht gesagt werden kann, wie lange der Kreisbaubetrieb noch planungs- und arbeitsfähig bleibt. Die endgültige Finanzierung muß erst 1990 erfolgen. Die Bauvorbereitung wird durch Werterhaltungskapazitäten gesichert.

zu 1. Die Einrichtung einer WtB - Verkaufsstelle ist durch die Kreishygieneinspektion zu genehmigen. (Lärmpegel) 1991 ist die Übergabe der Verkaufsstelle vorgesehen. Dadurch kann keine Schulsporthalle in Nkl errichtet werden. Herr Fabienke schlägt vor, einen Vertreter vom Kreisbaubetrieb zum Runden Tisch einzuladen.

 

Folgende Fragen wurden durch Vertreter des RT an Herrn Fabienke gestellt:

Warum wurden Versprechungen über Planung, Bauvorbereitung und Baubeginn 1989 durch Auftrag an (K) Bau, mit geplanten 50 TM nicht eingehalten?

Warum wurden 360 TM zum Turnhallenbau 1989 nicht realisiert?

Wird bei Planungsunfähigkeit der Betriebe der Baubeginn 1990 gesichert?

Warum wird Nkl bei Investitionsverteilung im Kreis benachteiligt?

Wie weit ist die Standortvorbereitung für die Betriebe Fischverarbeitung und KSM?

Wo sind zugesagte 50 TM für Sportlerheim?

Gibt es überhaupt einen Vertrag mit dem Kreisbaubetrieb über Lückenbebauung?

 

Antwort durch Herrn Fabienke

Fehlende Kapazitäten führten nicht nur in Nkl zu leeren Versprechungen, Bezirk setzte kurzfristig Investitionen woanders ein. Vertrag mit (K) Bau ist noch nicht existent. Rat der Stadt Nkl muß sich dringend um Vertragsabschluß durch Auftrag an HAG Malchin bemühen. Standorte für Betriebe hinter Tierproduktion in Richtung Wiesen möglich. Eigenheimstandorte gibt es z. Zt. gar nicht in Nkl. Rat der Stadt wird empfohlen, Land zu noch niedrigen Preisen zu kaufen. Jetzt auch Austausch von Staat- und Kirchenland möglich. Grundsatzentscheidung über Investitionen 1990/91 in Neukalen u. a. Lückenschließung, erfolgt am 31.3.1990.

 

Informationen zu Finanzen durch Herrn Förster

Haushaltsdefizite in Städten und Kreisen werden 1990 letztmalig durch den Bezirk und Staat gestützt und ausgeglichen, danach ist eine Kreditaufnahme unvermeidlich. Zur Finanzierung der Lückenschließung in Neukalen muß 1991 ein Kredit durch den Auftraggeber aufgenommen werden.

 

- A n t r a g  auf Ratsbericht durch Herrn Möller - Antrag abgelehnt -

 

zu 2. Frau Gleichmann informierte über eine Anfrage aus Wolffenbüttel zur Errichtung eines Feriendorfes in Neukalener Umgebung. 20 Häuser mit 100 Betten und Gaststätte, dazu sollen 1 - 2 ha Land gepachtet werden.

- A b s t i m m u n g  über den Antrag aus Wolffenbüttel: der Antrag wurde mit 22 Ja-Stimmen und 1-Stimmenenthaltung angenommen.

- bis zur nächsten Sitzung des RT setzen sich die Kommissionen Landwirtschaft / Umweltschutz / Bauwesen zusammen und machen bis zu 3 Vorschlägen, welches Land zum Angebot in Frage kommt. Dabei ist auch der Großraum Nkl., wie Karnitz, Schorrentin und Warsow, zu berücksichtigen. Telefonleitung ist erforderlich.

- Frau Gleichmann teilte weiter mit, daß wegen zu hoher Lärm- und Umweltbelastung durch den Stadtverkehr in Nkl. die Umgehungsstraße noch in diesem Jahr fertiggestellt werden sollte.

- Der Antrag von Fam. Erbut zur Übernahme Haus Federow als Blumenladen und Wohnung fand durch Rat und RT Zustimmung.

- Herr Lange möchte seine Pferde abschaffen, darüber ist noch nicht entschieden.

- Die Mülldeponie Nkl. bekommt ein zweites Tor und ist nur Mittwoch, Freitag und evtl. Sonntag geöffnet.

- Frau E. Schwarz möchte die Bahnhofsgaststätte übernehmen - Befürwortung durch den Rat.

- SPD Recke lädt SPD Neukalen zu Besuch ein.

zu 3. Am 21.2.90 geht es um die Wahlvorbereitung und um die Finanzen des Rates der Stadt Neukalen. Wie werden 471 TM Werterhaltung aufgeteilt?

 

I. Kalinowski                                         Propst Waack

Protokollant                                     Versammlungsleiter"

 

 

"Protokoll über die 3. Sitzung des Runden Tisches vom 21.2.1990 in Neukalen

Ort: Rathaussaal               Zeit: 19.30 Uhr bis 21.15 Uhr

Teilnehmer

Name                                                             Partei / Gruppe

---------------------------------------------------------------------------------------------

Herr Plagens                                                           CDU

Herr Krüger und (Herr Waschk) entschuldigt        DBD

Herr Henke und Herr Zingelmann                          Bürgerinitiative

R. Schmidt und Herr Schimmel                             Kulturbund

Frau Lange                                                              ev. Kirche

Fr. Gleichmann und Th. Schmidt                           SPD

Herr Langer und Herr Streibel                                LDPD

Herr Schönrock, Frau Schacht                              NDPD

Herr Ninerza, Herr Voß, Herr Brahs                       ptl. Ratsmitglieder

R. Schmidt, K. Dürlich                                            VdgB

E. Möller, E. Schwarz                                             kath. Kirche

Propst Waack                                                         Versammlungsleiter

 

Gäste:

Frau Fischer                                         Rat der Stadt, Abt. Finanzen

 

entschuldigt: Herr Greschner, Herr Kohls

 

Geschäftsordnung

1. Informationen über Ratssitzung durch Frau Gleichmann

2. Finanzen des Rates der Stadt Neukalen

3. Wahlvorbereitung

4. Themenvorschlag für die nächste Sitzung des RT

 

zu 1. Frau Gleichmann gab als Standortvorschlag für Wolffenbüttel den O.T. Karnitz bekannt. Allerdings wird dieser Standort Recke als Partnerstadt zuerst angeboten.

Herr Waack gab zur Kenntnis, daß sich der Bürgermeister von Recke als Sachverständiger zu Möglichkeiten der Landschaftsgestaltung um Neukalen angeboten hat. Der Runde Tisch stimmte dem folgendermaßen zu: Nach einer Rundfahrt mit PKW durch die Neukalener Umgebung findet ein Gespräch um 16.00 Uhr im Rathaussaal Neukalen am 10. März 1990 mit dem Runden Tisch, den Komm. Landwirtschaft, Umweltschutz, Baukommission und den Stadtverordneten statt. Am Abend um 19.30 Uhr werden alle Handwerker und Gewerbetreibende zu einem Gespräch eingeladen. Alle Einladungen werden vom Rat der Stadt verschickt.

Zum Partnerschaftsvorschlag mit der Stadt Recke wurde gesagt, daß dieser zwar von der Kirche ausgegangen ist, aber weiterhin über den RdSt Nkl laufen soll.

Vor der Besprechung des 1. RT-Geschäftsordnungspunktes stellte Herr Streibel die Frage, ob sich die PDS noch für die Belange der Stadt interessiert und weiterhin am RT verbleiben möchte, da statt angegebenen zwei bisher nur 1 Vertreter erschien und auch dieser sich heute entschuldigte. Frage wird vertagt.

Herr Schönrock stellte den Antrag, daß mit dem Rat der Stadt 14tägig die Kontrolle über die Durchführung der Beschlüsse des RT erfolgen soll - Antrag angenommen.

zu 2. 300 TM geplanten Einnahmen des RdSt stehen 1990 1,95 Mio geplante Ausgaben gegenüber. Einnahmen entstehen nur durch Steuern, Pachten, Mieten, Essengelder; Ausgaben dagegen auf den Gebieten       Verkehrswesen

                     Sozialwesen

                     Volksbildung

                     Wohnungswirtschaft

                     Sport

Die 471 TM Werterhaltung sind noch nicht mit Maßnahmen untersetzt. Herr Langer schlug im Zusammenhang mit seinen Ausführungen über die Finanzen vor, die Baukommission über den Einsatz des Geldes beraten zu lassen und dabei verstärkt ältere Bürger zu berücksichtigen. Im Plan sind keine Investitionen enthalten. Frau Gleichmann teilte mit, daß ein Vertreter des RdBezirkes kürzlich sagte, daß sich die Menschen auf Eigenfinanzierungen einstellen müssen, auch bei der Renovierung ihrer Häuser, die sie zur Miete bewohnen. Die Handwerker haben für 1990 nur Planvorschläge, keine bestimmenden Kennziffern erhalten.

Herr Möller stellte die Forderung die Stelle beim Bauwesen RdSt Nkl endlich kompetent zu besetzen.

Die Bilanzliste 90 vom Bauwesen soll am 28.2.90 beraten werden.

 

zu 3. Frau Gleichmann sucht zur Wahlvorbereitung kompetente Beratung. Herr Möller schlug vor, dazu den früheren Wahlvorstand heranzuziehen. Frau Gleichmann lädt diese und Vertreter der Bürgerinitiative dazu ein. Für Wahlkommissionen und Wahlvorstand soll auch der Großraum Nkl. (die Dörfer) verstärkt einbezogen werden. Die Teilnehmer des  RT stellen sich ebenfalls zur Verfügung, wie mehrere Vertreter der Bürgerinitiative.

Die Teilnehmer des RT verpflichten sich, bis Freitag, dem 23.2.90 das Wahlgesetz zu studieren und treffen sich zu einer diesbezüglichen Beratung um 18 Uhr im Rathaussaal. Dazu wird auch die Bürgerinitiative eingeladen.

 

Der Runde Tisch beanstandet das Abreißen der Plakate verschiedener Parteien in Neukalen, weil dadurch kein fairer Wahlkampf entstehen kann.

 

zu 4. Themen am 28.2.90 - Kommunalverträge und Wahlvorbereitung.

Es wird das Aufstellen von Litfaßsäulen in Nkl. vorgeschlagen.

 

               Waack"

 

 

Die 4. Sitzung des Runden Tisches fand am 28.2.1990 statt:

 

"Protokoll über die Sitzung des Runden Tisches in Neukalen am 28.2.90

Zeit: 19.30 - 21.30 Uhr               Ort: Rathaussaal

Teilnehmer:

Name:                                                   Partei/Gruppe

-----------------------------------------------------------------------------------------

Herr Henke / Herr Zingelmann            Bürgerinitiative

Th. Schmidt / Frau Gleichmann          SPD

Herr Kohls / Herr Schröder                  PDS

Herr Greschner                                    CDU

E. Schwarz / E. Möller                         kath. Kirche

Herr Schönrock / Herr Westphal          parteilos

Herr Voß                                               ptl. Ratsmitglied

Herr Krüger / Herr Waschk                  DBD

Frau Schmidt / Herr Schimmel            Kulturbund

Herr H. Krüger                                      ev. Kirche

Herr Dürlich                                          VdgB

Pastor Porath / Propst Waack            Versammlungsleiter

 

Geschäftsordnung: Wahlvorbereitung und Kommunalverträge

 

entschuldigt: Herr Langer, Herr Streibel LDP, Frau Lange, Herr Brahs, Herr Schmidt, Herr Ninerza, Herr Plagens

 

Die LDP hat keinen Vertreter an den RT entsandt - mangelndes Interesse?

Mitteilung Herr Schönrock - Die Ortsgruppe NDP in Nkl. hat sich aufgelöst, Herr Schönrock, Herr Westphal somit parteilos - Antrag auf Verbleiben am RT - Es wurde abgestimmt, mit dem Ergebnis, die Herren sollen am RT verbleiben.

 

1. Frau Gleichmann gab zur Kenntnis, daß der Nkl. Jugendclub in der Nacht vom 27. zum 28.2.90 völlig zerstört wurde und somit geschlossen ist. Es erfolgt eine Strafanzeige. Der Kripo liegen Aufnahmen vom Tatort vor. Sie übergibt wahrscheinlich an Schiedskommission der Stadt. Die Straftäter sind vorwiegend unter 18 Jahren. Voraussichtliche Strafe - völlige Wiederinstandsetzung materiell-finanziell und 6 Tage gemeinnützige Arbeit. Es wird eine Frist festgesetzt. Weiterhin wird vorgeschlagen, den Jugendclub zukünftig als Pachtgaststätte für die Jugend zu nutzen.

2. Zu den Kommunalverträgen - wegen mangelnder Kenntnisse der RT - Teilnehmer wird das Thema vertagt. Herr Kohls erhält den Auftrag, sich sachkundig zu machen.

3. Zur Wahl - lt. Wahlgesetz obliegt der Stadt nur die technische Wahlvorbereitung zum 18.3.90. Am 1.3.90 ist Bürgermeisterberatung mit voraussichtlicher Übergabe der Wahlbenachrichtigungskarten für den Wahlkreis. Im Neukalener Territorium sind 5 Wahllokale mit jeweils mind. 7 Mitgliedern im WV zu besetzen, d. h., jede Partei / Gruppe muß 10 namentliche Vorschläge für diese Funktion machen. Es können auch ptl. Symphatisanten und vertrauenswürdige Bürger mitarbeiten. Die pol. Wahlvorbereitung obliegt der WK Neubrandenburg. Die Stadt ist behilflich. Alte / kranke Bürger stellen an Rat der Stadt Antrag, mit fliegende Wahlurne aufgesucht zu werden. Wie wird das Ausbringen der Wahlbenachrichtigungen bis zum 8.3. gewährleistet? Vorschlag von Herrn Möller: RT muß als Wahlhelfer fungieren. Für 1800 Wähler werden 150 Wahlhelfer benötigt. Ehem. Wahlhelfer werden eingeladen und um neue Mitarbeit gebeten. Vorschlag Frau Gleichmann - Wahlbenachrichtigungen werden in Briefkästen verteilt. Andere Vertreter setzen sich für persönliches Übergeben ein. Vorschlag Herr Henke: Folgender Aushang - Wer beteiligt sich als Wahlhelfer an der freien Wahl?

In Abstimmung des RT wird als nächster Termin der 5.3.90 festgesetzt, zu dem Wahlhelfer, Stadtverordnete und der RT geladen werden. Zu diesem Termin muß jede Partei / Gruppe 10 namentliche Vorschläge für Wahlvorstände unterbreiten. Die LDP ist zu benachrichtigen. Der Termin kann nur eingehalten werden, wenn bis 2.3. die Wahlbenachrichtigungen beim RdSt eingegangen sind und die Einladungen dann bis 15 Uhr verschickt sind. Sonst bleibt 7.3.90 nächster Termin.

Wegen der kurzen Zeitspanne muß der RdSt wichtige Wahlvorbereitungen in der Arbeitszeit erledigen. Es wird gebeten, mit Aufstellung von Tafeln Möglichkeiten zur Wahlpropaganda zu schaffen, statt z.B. Bäume zu bekleben.

Antrag der DBD, das Thema Wahlvorbereitung für heute abzuschließen. Antrag angenommen.

Frau Gleichmann informiert noch darüber, daß die Wohnung Kummerow an Familie Kneier vergeben wurde und die Wohnung Kneier an den Zahnarzt aus Stavenhagen.

Zur nächsten Sitzung des RT bleibt das Thema: Wahlvorbereitung und Kommunalverträge.

 

I. Kalinowski                                         Pastor Porath

Protokollant                                     Versammlungsleiter"

 

 

   Die 5. Sitzung des Runden Tisches fand am 5.3.1990 statt:

 

Protokoll über die Sitzung des Runden Tisches am 05.03.90 in Neukalen

Ort: Rathaussaal                         Zeit: 19.30 - 21.00 Uhr

 

Teilnehmer:

Name                                           Partei, Gruppe

------------------------------------------------------------------------------------------

Thomas Zingelmann                             Bürgerinitiative

Pastor Porath                                       kath.Pfarrer, Versammlungsleiter

Propst Waack                                      ev. Pfarrer, Versammlungsleiter

Frau Schmidt, Herr Schimmel             Kulturbund

Herr Greschner und Herr Plagens       CDU

Herr Schröder, Herr Kohls                    PDS

Frau Gleichmann, Th. Schmidt            SPD

Herr Möller, Herr Schwarz                    kath. Kirche

Herr Waschk, Herr Krüger                    DBD

Herr Krüger                                           ev. Kirche

Herr Voß                                                ptl. Ratsmitglied

 

Geschäftsordnung: Wahlvorbereitung

Der Runde Tisch brachte sein Unverständnis über das Fehlen der Vertreter der LDP und der VdgB zum Ausdruck.

Zur Geschäftsordnung

Vorschlag von Herrn Kohls: Jede Partei nennt zuerst ihre Vorschläge, durch welche Personen die Wahllokale (5) zu besetzen sind. Am 8./9.3. kommt jeder Wahlvorstand einzeln zusammen, wählt seinen Vorsitzenden und Stellvertreter, denn am 10.3.90 findet in Dargun Schulung für WV - Vorsitzenden statt, der dann seinen Wahlvorstand zu schulen hat.

Anfrage: Tagt der Runde Tisch offen für alle Bürger?

Abstimmung mit folgendem Ergebnis: 3 Ja-Stimmen, 11 Nein-Stimmen, 1 Stimmenthaltung.

 

Wahllokal Rathaus:

K. Heinzel                 DBD

H. Leverenz              DBD

E. Schwarz               CDU

H. Greschner           CDU

Th. Schmidt              SPD

P. Beil                       PDS

F. Ullrich                    PDS

Herr Kohls                PDS

Th. Zingelmann        BI

Herr Westphal          BI

  

Wahllokal Kindergarten:

H. Wilke                    DBD

H. Schühmann         DBD

M. Peters                  DBD

H. Schelän                CDU

G. Belkow                 CDU

M. Schmidt               SPD

Frau Bohm               PDS

D. Möllhoff                PDS

H. Krüger                  BI

E. Krüger                  BI

 

Wahllokal Schlakendorf:

H. Brahs                   DBD

J. Vetter                    DBD

P. Dietzel                  CDU

H. Jähn                     SPD

Frau Schäfer            PDS

Frau Fischer             BI

1 Vertreter                LDP

 

Wahllokal Warsow:

A. Kneier                   DBD

R. Nicklas                 DBD

R. Penzlin                 CDU

E. Schwarz               CDU

Frau Galonska          SPD

H. Kasten                  PDS

H. Burmeister           BI

 

Wahllokal Schorrentin:

M. Mieckley               CDU

Frau Lange               CDU

Herr Hinrichs            SPD

H. Schuhmacher      PDS

Th. Schubert             BI

H. Waterstrat            BI

1 Vertreter                LDP

 

Fehlende WV-Mitglieder sind durch die LDP, VdgB und Bürgerinitiative zu benennen.

Anfrage Frau Gleichmann: Sollen anläßlich der Wahl Mecklenburgische Fahnen genäht werden? - Der Runde Tisch befürwortet dies, wenn die Materialfrage geklärt ist, Wahllokale sind von Fahnen jeglicher Art freizuhalten.

Herr Voß erinnert an das Verschicken der Einladungen an Handwerker zum 10.3.90 - 19.30 Uhr, will sich persönlich darum bemühen.

Am Mittwoch, dem 7.3.90 findet keine Sitzung des RT statt.

Frau Gleichmann informiert: Herr Wolff und Herr Brüdigam werden am 7.3.90 wegen mehrfacher Verstöße vor die Umweltkommission geladen. Das Ausschneiden von Bäumen erfordert in Zukunft Genehmigung durch den Rat der Stadt.

Herr Möller schlägt vor, einen kompetenten ganztägig Beschäftigten mit dem Bäume Ausschneiden zu beauftragen. Außerdem wird eine Prüfung des Projektes der Neukalener Kläranlage beantragt.

Herr Kohls teilt mit, daß nur auszugsweise Zeichnungen beim Rat der Stadt vorliegen, die Berechnungen dagegen beim Meliorationskombinat Neubrandenburg.

Wie groß ist die Umweltbelastung? Wo befindet sich eine ähnliche Anlage?

Herr Schimmel erklärt, daß die biol. Klärung, die Teiche mit 10 m2 Fläche je Bürger erfordert, für Neukalen die einzig finanziell machbare Lösung sein dürfte. Die Frage zum Projekt der Kläranlage ist noch nicht abgeschlossen.

Zum 14.3.90 bleibt folgende Geschäftsordnung bestehen:

Wahlvorbereitung zum 18. März und Kommunalverträge.

Die Einladung aller Wahlhelfer hat sich durch das Zuschicken der Wahlbenachrichtigungskarten erübrigt.

Herr Schönrock, Herr Westphal und Frau Lange fehlen entschuldigt.

 

I. Kalinowski                                         Pastor P. Porath

Protokollantin                                     Versammlungsleiter"

 

 

   Am 18.3.1990 gab es dann die ersten freien Wahlen in der DDR. In Neukalen entfielen die meisten Stimmen auf die CDU (41 %), es folgten die SPD (22 %) und die PDS (16 %).

 

 

Die 6. Sitzung des Runden Tisches fand am 20.3.1990 statt:

 

"Runder Tisch                                      Neukalen, d. 20.3.1990

Protokoll

Anwesend:      - Pastor Waak

                        - Pastor Porath

                        - Frau L. Gleichmann

                        - Frau L. Lange

                        - Frau R. Schmidt

                        - Herr E. Müller

                        - Herr Greschner

                        - Herr W. Schröder

                         - Herr K. Kohls

                        - Herr W. Voß

                        - Herr H.-G. Westphal

                        - Herr Wilfried Schwarz

                        - Herr E. Ninerza

                        - Herr R. Schmidt

                        - Herr K. Dürlich

                        - Herr H. Langer

                        - Herr W. Streibel

                        - Herr E. Krüger

                        - Herr T. Schmidt

                        - Herr H. Henke

                        - Herr H. Gruel

 

Erörterung der abgeschlossenen Kommunalverträge und deren Verwendung.

1. Die festen Verkaufsstände sollen im Gartsbruch nicht gebaut werden.

2. Für Straßenreinigung ist in jedem Fall nur der Rechtsträger verantwortlich.

3. Abbruch Erbuth ist diskutiert worden - Verhandlungen sind zu führen mit dem Ziel, daß Herr Erbuth einen Teil der Kosten übernimmt.

4. Wahlordnung zum 6. Mai 1990

Bis zum 22.3.1990 ist die Wahlkommission zu bilden, bis 23.3. ist dem Wahlbüro die Gesamtzahl der zu wählenden Abgeordneten zu melden.

Den Stadtverordneten ist zu empfehlen: 20 Abgeordnete, einstimmig.

Zur Wahlkommission:

Jede Partei und Vereinigung: 2 Kandidaten, bis Donnerstag 2 Uhr soll jede Partei 2 Personen zum Rathaus melden.

5. Jede Partei soll ihre Plakate von der Volkskammerwahl selbst wieder entfernen.

6. Die Kiesgrube ist ab 1.6.1990 frei. Das WBK hat zu dem Zeitpunkt den Vertrag aufgekündigt. Es sind Auskünfte einzuholen, zu welchen Preis die Grube eventuell zu pachten ist und auch die Maschinen (Romoth, Neubrandenburg)

7. Die Sitzungen des Runden Tisches werden in der Freien Erde publiziert durch Herrn Pastor Porath.

Nächste Sitzung: 4. April."

 

 

   Ab 2.4.1990 benannte sich die "Freie Erde" in "Nordkurier" um.

 

"Nordkurier" vom 4.4.1990:

Runder Tisch tagte in Neukalen

   Am 21. März tagte der Runde Tisch in Neukalen. Die Gesprächsleitung dieser 6. Sitzung hatten jeweils die Pastoren der evangelischen Gemeinde, Probst Waack, und der katholischen Gemeinde, Pastor Porath. Teilnehmer am Runden Tisch waren jeweils zwei Vertreter der Parteien, der Bürgerinitiativen, der evangelischen und katholischen Gemeinde, der Stadtrat und die amtierende Bürgermeisterin, Frau Gleichmann.

   Anliegen war es von vornherein, Frau Gleichmann in ihrem Amt zu unterstützen und drängende Probleme gemeinsam zu erörtern. Besprochen wurden unter anderem die Aufnahme der Partnerschaft mit einer Stadt in der Bundesrepublik, die Bilanzierung des Haushaltes und die Lückenbebauung in der Stadt. Weiterhin ging es um die Mülldeponien Neukalen, den Schießplatz Salem, die Kiesgrube Neukalen sowie um die Kommunalverträge. Über die Kiesgrube informierte Herr Gruhl. Über die weitere Nutzung soll bald entschieden werden.

   Ein wichtiger Punkt war die Vorbereitung der Wahlen. An dieser Stelle sei allen Bürgern Neukalens, die an der Vorbereitung und Durchführung der Wahl beteiligt waren und viel Zeit geopfert haben - Wahlvorstände am Sonntag als Beispiel -, einmal herzlich gedankt.

   Für die Kommunalwahl am 6. Mai 1990 sprachen sich die Vertreter am Runden Tisch für 20 Abgeordnete zum Stadtparlament aus.

   Pastor Peter Porath

 

   Am 4.4.1990 fand der 7. und letzte Runde Tisch statt. Er hatte zuletzt immer weniger Teilnehmer und löste sich somit auf. Ein Protokoll darüber wurde wohl nicht angefertigt.

 

"Nordkurier" vom 20.4.1990:

"20 Abgeordnete im Parlament

   Runder Tisch der Peenestadt tagte in Vorbereitung der Kommunalwahlen

   Die Vorbereitung der Kommunalwahlen stand bei der Beratung des Runden Tisches in der Peenestadt am 4. April auf der Tagesordnung. Die Vertreter des Runden Tisches sowie die Stadtverordneten entschieden sich für künftig 20 Abgeordnete im Parlament der Kleinstadt. Jeder Partei ist es selbst überlassen, wie sie ihre Kandidaten den Wählern vorstellt. Folgende Parteien und Organisationen werden Kandidaten benennen: SPD, CDU, Listenvereinigung Kulturbund und Bürgerinitiative, FDP, DBD, PDS, FDJ.

   Im Namen der katholischen Gemeinde wurde auf die Problematik ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes hingewiesen. Jede Partei soll selbst dafür sorgen, daß ehemalige Stasi-Mitarbeiter von einer Kandidatur absehen.

   Mit Erstaunen wurde zur Kenntnis genommen, daß der Untersuchungsausschuß zu Korruption und Amtsmißbrauch bereits aufgelöst wurde, ohne daß bekannt wurde, daß behandelte Fälle aufgedeckt wurden.

   Herr Wilke soll dazu am nächsten Runden Tisch berichten. Wünschenswert wäre, daß wieder alle Vertreter am Runden Tisch auch teilnehmen.

   Pastor Peter Porath"

 

 

"Nordkurier" vom 23.4.1990:

"Abladen von Schutt ist geregelt!

   Die Öffnungszeiten der Müllkippe sind einzuhalten

   Die Bürger der Peenestadt werden an dieser Stelle nochmals aufgerufen, mit dafür zu sorgen, daß das Abladen von Schutt auf der Müllkippe zu den festgelegten Öffnungszeiten geschieht. Um die Mülldeponie noch einige Jahre zu erhalten, soll die unkontrollierte Benutzung durch ein verschließbares Tor verhindert werden. Leider ist das wohl für einige Bürger unverständlich, denn es gab Beschädigungen des Schlosses und des Wärterhäuschens. Es ist angebracht, die Augen offenzuhalten und die Sünder anzuzeigen. Wir bitten dabei alle um Unterstützung.

   Die Müllkippe ist zu folgenden Zeiten geöffnet:

Mittwoch und Freitag von 7 bis 16 Uhr.

Samstag von 7 bis 12 Uhr.

   Gleichmann, amt. Bürgermeister"

 

 

"Nordkurier" vom 25.4.1990:

"Kandidaten für das Neukalener Stadtparlament

   Die Wahlkommission der Stadt Neukalen hat alle Kandidatenvorschläge der Parteien, Organisationen und Vereinigungen geprüft und folgende Kandidaten aufgestellt:

Listenziffer 1, Bauernverband e.V. der DDR: Zingelmann, Wolfgang.

Listenziffer 2, Bund Freier Demokraten: Langer, Helmut; Streibel, Winfried; Rettig, Ilona; Kummerow, Susanne; Schmidt, Peter; Weykenat, Gerald; Sähloff, Doris; Streibel, Peter; Voß, Wilhelm; Rohde, Hartmut; Lüders, Inge.

Listenziffer 3, CDU: Plagens, Günter; Penzlin, Reinhard; Möller, Edgar; Dietzel, Klaus-Peter; Priwitzer, Alfred; Greschner, Herbert; Schwarz, Alfred; Schwarz, Erika; Gemander, Heide-Marie; Schnürer, Franz-Helmut; Mieckley, Manfred; Päplow, Dieter.

Listenziffer 4, Burmeister, Jochen; Schümann, Hubert; März, Andrea; Helms, Andreas; Hönig, Elfi.

Listenziffer 5, FDJ: Kleine-Möllhoff, Dirk.

Listenziffer 6, Kulturbund: Neuhaus, Elfi; Henke, Horst; Wilke, Herbert; Dettmann, Reinhold; Krüger, Hartwig; Zingelmann, Thomas; Schönrock, Hans-Günter; Lange, Christine; Gültzow, Hans-Jürgen; Fischer, Anke; Bohm, Petra; Birke, Peter; Seefeldt, Heidi; Kiesow, Edith; Dettmann, Marina.

Listenziffer 7, Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS): Beil, Peter; Ulbrich, Franz; Kasten, Herbert; Bromberg, Elfi; Peters, Margot; Stäsche, Günter.

Listenziffer 8, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Hinrichs, Jens; Schmidt, Thomas; Gleichmann, Leonore.

Noch bis Freitag liegen die Wahlverzeichnisse zur Einsichtnahme für jeden Bürger im Rathaus aus.

Schwarz, Vorsitzender der Wahlkommission"

 

 

"Nordkurier" vom 26.4.1990:

"Dienst - PKW auf Abwegen

   Aus Neukalen erreichte uns ein Brief der Bürgerinitiative der Peenestadt. Sie fragt, wie es sein kann, daß der Technische Leiter der Molkerei Dargun schon seit Jahren ständig mit dem Dienstfahrzeug nach Hause fährt. Auch Fahrten mit der Familie im Dienst - Lada beobachteten Vertreter der Bürgerinitiative schon, während der eigene PKW in der Garage bleibt. Mit solch einer Vergeudung muß Schluß sein, fordern die Neukalener."

 

"Nordkurier" vom 27.4.1990:

   "Auf dem Markt in Neukalen führt die CDU am Sonnabend ab 9 Uhr eine Werbeveranstaltung mit Freibier und Imbiß durch. Abends stellen sich um 18 Uhr im Speiseraum der Schule die Kandidaten dieser Partei vor."

 

"Nordkurier" vom 3.5.1990:

“Warum wurde der Name mißbraucht?

   Am 26.4.1990 wurde ein Leserbrief zum Thema "Dienst - PKW auf Abwegen", unterzeichnet mit dem Namen der Bürgerinitiative Neukalen, veröffentlicht. Die Mitglieder der Bürgerinitiative distanzieren sich ganz entschieden von diesem Brief, denn ein anonymer Schreiber hat hier ihren Namen mißbraucht. Niemand von unserer Initiativgruppe hat diesen Artikel verfaßt. Von Anfang an haben wir immer gemeinsam beraten, was und wie etwas in die Öffentlichkeit gebracht werden soll, und wir fragen uns, wer ein Interesse daran haben könnte, die Bürgerinitiative so kurz vor den Kommunalwahlen im Mißkredit zu bringen. Wir vertreten den Standpunkt, daß es klüger und auch menschlicher ist, erst miteinander zu reden, ehe man jemand unter Beschuldigungen der Öffentlichkeit preisgibt. Und diese fordern wir unsererseits, da der Autor dieses Briefes leider seinen Namen bei der Redaktion verschwiegen hat: Schließen Sie sich unserem Standpunkt an! Reden Sie mit dem Mann, den Sie öffentlich unter falschem Namen kritisierten, und finden Sie eine Möglichkeit, auch die empörten Mitglieder der Bürgerinitiative über Ihre Beweggründe zu informieren, warum Sie deren Namen anstelle Ihres eigenen benutzten!

   Im Namen der Bürgerinitiative Neukalen

   Marina Dettmann"

 

"Nordkurier" vom 5.5.1990:

"Leonore Gleichmann, Neukalen

   Wir brauchen für unsere Stadt einen engagierten, umweltbewußten und energischen Bürgermeister, der die Neukalener Geschicke in die Hand nimmt. Wenn es auch vor kurzen noch so aussah, als ob sich niemand dafür findet, so habe ich jetzt das Gefühl, daß es doch einige Bürger in unserer Stadt gibt, die Verantwortung übernehmen wollen. Ich bin da ganz optimistisch."

 

   Am 6.5.1990 fanden Kommunalwahlen statt. Die Ergebnisse der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung in Neukalen sahen laut "Nordkurier" vom 9.5.1990 folgendermaßen aus:

   Anzahl der Wähler in Prozent: 78,29

                                          Abgegebene Stimmen       Mandate

                                           Absolut      in Prozent

CDU                                   1244          37,2                     8

DBD                                     198            5,8                     1

LDP                                      353          11,7                     2

PDS                                     160            4,9                     1

SPD                                     190            5,2                     1

Kulturbund                         1041          34,1                     7

FDJ                                        29            0,1                     -

Bauernverband e.V.              18                                       -

 

 

"Nordkurier" vom 11.5.1990:

"Drei Namen für den Bürgermeisterposten

   Bisher hat sich noch niemand entschieden

   Wohl in keiner anderen Stadt unserer Region dürfte es so schwer sein, einen Bürgermeister zu finden wie in Neukalen. Wer weiß schon, ob es diesen Posten in der kleinen Stadt in der Mecklenburger Schweiz auch künftig noch gibt. Da zögert man natürlich, seinen Beruf an den Nagel zu hängen und ins Rathaus zu ziehen.

   So geht es jedenfalls Herbert Wilke aus der LPG (P) Wagun. Über 500 Stimmen konnte er am vergangenen Sonntag für sich verbuchen, soviel wie kein anderer Neukalener. Herbert Wilke kandidierte für die Bürgerinitiative der Peenestadt, die sich zusammen mit dem Kulturbund den Wählern präsentierte. Nach der CDU kann sich die Neukalener Bürgervereinigung über den höchsten Stimmenanteil in ihrer Stadt freuen. Sechs Mandate erhält sie für die künftige Stadtverordnetenversammlung. Offenbar hatten die Wähler nicht vergessen, wer sich zum Beispiel Ende des letzten Jahres dafür einsetzte, daß ein Waldstück bei Salem nicht mehr von der VP als Schießplatz mißbraucht wird. Nur ein Beispiel dafür, wie sich die Bürgerinitiative für die Neukalener und die Einwohner der umliegenden Orte stark machte.

   Zwei weitere Namen kursieren in der Peenestadt, wenn es um den Bürgermeisterposten geht: Stellmacher Edgar Möller sowie Günter Plagens, der beim KfL Malchin beschäftigt ist. Beide kandidierten für die CDU und beide konnten nach Herbert Wilke die meisten Wähler für sich gewinnen. Allerdings liegt auch von ihnen noch keine Bereitschaft vor, die Amtsgeschäfte für die Peenestadt zu übernehmen. Es bleibt vorerst also noch vieles offen in Neukalen, auch nach den Wahlen.

 

Die künftigen Stadtverordneten

Die Wahlergebnisse vom 6. Mai 1990

   Von den 2004 Wahlberechtigten der Stadt Neukalen und der Ortsteile Warsow, Schlakendorf und Schorrentin nahmen 1569 Bürger das Wahlrecht wahr. Das sind 78,3 Prozent.

   Die 20 Mandate der künftigen Stadtverordnetenversammlung verteilen sich wie folgt:

CDU, 8 Mandate: E. Möller, G. Plagens, A. Priwitzer, Kl.-P. Dietzel, D. Päplow, A. Schwarz, R. Penzlin, H.-M. Gemander;

Kulturbund, Bürgerinitiative, 7 Mandate: H. Wilke, E. Neuhaus, P. Birke, R. Dettmann, H. Henke, H. Krüger, H.-J. Gültzow;

FDP, 2 Mandate: H. Langer, I. Rettig;

DBD, 1 Mandat: J. Burmeister;

PDS, 1 Mandat: P. Beil;

SPD, 1 Mandat: L. Gleichmann.

Der Bauernverband e.V. sowie die FDJ erhalten kein Mandat."

 

 

"Nordkurier" vom 12.5.1990:

"Wahlkommission distanziert sich

   Die Veröffentlichung der Wahlergebnisse zur Stadtverordnetenversammlung Neukalen im Nordkurier vom 9. Mai wurde nicht durch die Stadtwahlkommission bekanntgegeben. Auskünfte erteilte die amtierende Bürgermeisterin.

   Schwarz, Vorsitzende der Wahlkommission"

 

 

"Nordkurier" vom 26.5.1990:

"Rätselraten um neues Stadtoberhaupt beendet

Kandidat der Bürgerinitiative steht zur Verfügung

   Nun also doch. Herbert Wilke ist bereit, Bürgermeister von Neukalen zu werden. Der Abteilungsleiter in der LPG (P) Wagun machte allerdings zur Bedingung, seinen Beruf nicht aufgeben zu müssen. Der Bürgermeister wird also ein ehrenamtlicher Posten sein. Herbert Wilke kandidierte bei der Kommunalwahl für die Bürgerinitiative der Stadt. Seine Wahl zum Stadtoberhaupt auf der konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments wird von der Bürgerinitiative als gesichert angesehen. Außerdem soll ein Gemeindedirektor gewählt werden. Wer in dieses Amt kommt, war in dieser Woche noch nicht zu erfahren."

 

 

"Nordkurier" vom 9.6.1990:

"Bürgermeister und Stadtdirektor gewählt

Erster Beschluß der Stadtverordnung zum Verkauf von Grundstücken

   Die konstituierende Sitzung der neugewählten Stadtverordnetenversammlung gestaltete sich in der vergangenen Woche zu einem angenehmen Höhepunkt. Der absolute Wahlsieger vom 6. Mai 1990, Herbert Wilke von der Bürgerinitiative, wurde in geheimer Wahl zum neuen Bürgermeister unserer kleinen Stadt gewählt. Er wird dieses Amt ebenso wie seine beiden Stellvertreter, Alfred Priwitzer, CDU, und Horst Henke, Bürgerinitiative, ehrenamtlich ausüben. Die Arbeit des Stadtdirektors übernimmt hauptamtlich Dieter Paeplow von der CDU.

   Noch Ende Januar eine führungslose Stadt, konnten dank des Engagements der ehemaligen amtierenden Bürgermeisterin, Frau Gleichmann (SPD), und ihrer guten Stütze, Frau Lange, bis zur demokratischen, geheimen Wahl einer neuen Stadtregierung die Amtsgeschäfte aufrechterhalten werden. Den beiden Damen gilt der Dank der Abgeordneten und der Einwohner.

   Die Bürger Neukalens setzen nun große Hoffnungen in die neu gewählten Stadtvertreter und ihre Führung. Das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigten die Stadtverordneten in einer ersten Amtshandlung: Sie faßten einen für viele Betroffene wichtigen Beschluß. Der Verkauf von Grundstücken, die laut Nutzungsurkunde an Eigenheimbauer vergeben worden waren, kann noch vor dem 1. Juli 1990 über einen Vorvertrag mit dem Rat der Stadt erfolgen, obwohl der Termin zur notariellen Beglaubigung erst der 19. und 20. Juli 1990 ist. Mit keiner Gegenstimme wurde diese Entscheidung im Interesse der Bürger gefällt. Die Vorverträge sind ab sofort in Arbeit, die betroffenen Interessenten werden rechtzeitig vom Rat der Stadt informiert.

   Obwohl die konstituierende Sitzung öffentlich war, erschienen die Einwohner als Gäste recht spärlich. Die Neukalener täten gut daran, zukünftig intensiver die ihnen gebotenen Möglichkeiten zu nutzen, die Geschicke ihrer Stadt mitzulenken. Es genügt nicht, Volksvertreter zu wählen, die man dann allein läßt. Das mangelnde Interesse hilft unserem neuen Stadtparlament in dieser schwierigen Situation nicht weiter. Die Abgeordneten wünschen sich für die Arbeit die Unterstützung und die helfende Kritik aller Einwohner ihrer Stadt.

   Im Namen der Bürgerinitiative Neukalen:

   Marina Dettmann

 

 

Verfall der Altstadt Einhalt gebieten

Bürgerinitiative bleibt weiter aktiv

   Durch das hervorragende Wahlergebnis sieht sich die Neukalener Bürgerinitiative in ihrer Arbeit bestätigt. Mit dem Einzug ins Stadtparlament wird die Bürgerbewegung weiterhin ein gehöriges Wort mitzureden haben in der Stadtpolitik. Horst Henke, Mitinitiator der Bürgerinitiative, sieht als Hauptthema in seiner Stadt künftig die Sorge um Ordnung und Sicherheit. Durch geringen finanziellen Aufwand will man sich für eine schöne Stadt engagieren. Dazu gehört auch, dem weiteren Zerfall der Altstadt vorzubeugen. Ein Schwerpunkt wird die Arbeit an einer neuen Verkehrsführung durch die Peenestadt sein. Nutzfahrzeuge sollen den Stadtkern künftig meiden.

 

Sorgenbriefkasten blieb leer

Leben Neukalener ohne jede Sorge?

   In der Peenestadt ist man sorgenlos. So könnte man jedenfalls meinen. Ein Sorgenbriefkasten an der Rathaustür blieb nämlich bisher leer. Er war Ende des letzten Jahres von der Neukalener Bürgerinitiative angebracht worden. Offenbar ziehen es die Einwohner vor, ihre Sorgen über andere Wege loszuwerden. Lediglich einige unbezahlte Rechnungen, die die Post ins Rathaus brachte, fanden sich bisher in dem Klagekasten. Vielleicht vertrauen die Neukalener dem "Nordkurier" für das nächste Stadtmagazin ihre Sorgen an."

 

 

   Mit der Aufhebung der Preisbindung und Einführung der D - Mark ab 1.7.1990 gab es für die Einwohner Neukalens in der folgenden Zeit nicht nur positive Veränderungen. Die LPG löste sich auf und hinterließ ein großes Areal mit teilweise ungenutzten Stallungen und Lagerräume. Die Ziegelei verkaufte die letzten Ziegelsteine. Der Betrieb wurde eingestellt. Die Zahl der Arbeitslosen stieg. Am Markt wurde endlich die Lücke durch den Bau von Wohnungen und einem Einkaufszentrum geschlossen. Für die Schule, die bisher "Willi-Schröder-Oberschule" hieß, wurde ein neuer Name gesucht. Im August 1990 erfolgte die Eröffnung des Baumarktes an der Schlakendorfer Straße. Nach dem Rücktritt von Herbert Wilke wurde auf der Stadtverordnetenversammlung am 30.10.1990 Günter Plagens von der CDU zum Bürgermeister gewählt.