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20 Jahre Jagdgenossenschaft Neukalen

 

Horst Burmeister

 

(2012)

 

   Anfang März 1992 gab es eine Versammlung im Rathaussaal Neukalen­ über die bevorstehende Gründung der Jagdgenossenschaft. Horst Pflugmacher, Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde beim damaligen Landkreis Malchin, erklärte den Gästen die Aufgabe der Jagdgenossenschaft sowie die Art der Verpachtung an die Jäger.

   Am 17. März 1992 um 19.00 Uhr war es dann soweit. 27 Genossen mit einer Grundfläche von 2150 ha gründeten die Jagdgenossenschaft Neukalen. Mitglieder waren alle Besitzer land- oder forstwirtschaftlicher Flächen. Für alle Beteiligten war es Neuland, zu dem es sich laut Gesetz um eine Zwangsmitgliedschaft handelte.

   Vertreten waren nicht nur private Grundbesitzer, sondern auch die Stadt Neukalen, die Kirche Neukalen / Schorrentin, vertreten durch einen Mitarbeiter des Kirchenkreises sowie die Pflanzenbau AG Wagun.

   Erläutert wurden die Aufgaben und Ziele der Jagdgenossenschaft des Bundes und Landesjagdgesetzes. Herr Pflugmacher erläuterte auch die Satzung der Jagdgenossenschaft. Die im Vorfeld getätigten Vorschläge zur Wahl des Vorstandes wurden bestätigt. Zum Vorsitzenden seit der Gründung und bis heute erhielt der Vorstandsvorsitzende der Pflanzenbau AG Wagun, Herbert Wilke, das Vertrauen.

   Der damalige Bürgermeister, Günter Plagens, wurde als ständiger Vertreter gewählt. Reinhold Dettmann kam als Jagdgenosse dazu. Für den Bereich Karnitz / Schlakendorf wurde Günter Braß und den Bereich Warsow / Schönkamp Horst Burmeister gewählt. Die anwesenden Jäger brachten ihre Vorstellungen und Wünsche über die zukünftige Verpachtung zur Sprache, denn die Zeit drängte. Ein Jagdjahr beginnt immer am 1. April.

Günter Schäfer aus Dargun, ein gebürtiger Neukalener und Landeigentümer, brachte auch noch eine Forderung der Jagdgenossen vor. Er sagte: "Wir haben beschlossen und möchten nicht, daß jemand, der für die Staatssicherheit tätig war, bei uns zur Jagd geht." Auch dieser Hinweis wurde angenommen. Jetzt mußten sich die Jäger bei der damaligen "Gauckbehörde" ihre Entlastungsscheine besorgen oder eine eidesstattliche Versicherung abgeben. Ein Jäger war nicht ehrlich. Die Folge war, daß sein Pachtverhältnis sofort gelöst wurde. Ebenso wurde er von den Jägern aus ihrem gegründetem Jagdverein ausgeschlossen.

   Eine Pachtzeit ging also vom 1. April 1992 bis zum 31. März 2004. Danach erfolgte eine Neuverpachtung.

   Aus den Flächen der Jagdgenossenschaft wurden Flächen herausgelöst. Es entstand ein Jagdbezirk der BVVG- Treuhandnachfolgerin im Raum Schönkamp sowie eine größere Eigenjagd im Raum Schlakendorf / Karnitz.

   Für die ortsansässigen Jäger waren die Pachtpreise annehmbar, denn das Hobby Jagd ist auch eine gesellschaftliche Arbeit zur Verhinderung des Wildschadens und das bei stetigem Anwachsen der Schwarzwildpopulation.

   Im Vorstand der Jagdgenossenschaft gab es auch bald nach der Gründung eine Veränderung. Da Günter Braß nicht an der Vorstandsarbeit teilnahm, nahm Werner Seemann (1916 - 2004) als ehemaliger Neukalener Landwirt dann diese Funktion ein.

   Jährlich traf man sich zur Vorstandssitzung und alle zwei Jahre wurde eine Versammlung einberufen. Obwohl diese Versammlungen öffentlich angekündigt wurden, waren sie schlecht besucht. Dieses lag wohl an der Unkenntnis der Landeigentümer.

   In den letzten 20 Jahren haben sich auch viele Liegenschaftsänderungen ergeben. Flächen wurden vor allem von der Pflanzenbau Wagun AG und anderen Landwirtschaftsbetrieben oder dem Forstamt aufgekauft.

   Einige Höhepunkte der Jagdgenossenschaft Neukalen waren Feste, wo die Mitglieder mit ihren Partnern eingeladen wurden. Unsere Jäger spendier­ten Wildfleisch für das Abendessen. Leider wurden auch diese Veranstaltungen von den Mitgliedern schlecht angenommen. Schließlich war es so, daß der Aufwand dieser Feierlichkeiten gegenüber der mangelnden Beteiligung zu groß wurde. Am 15. Dezember 1999 jährte sich der 100. Jahrestag der Jagdübernahme durch die Stadt Neukalen. Zuvor lag die Jagd in den Händen des Großherzogs.

   Am 26.2.2000 wurde dieses Jubiläum im Bürgerhaus von Landeigentümern, Jägern und Gästen gebührend gefeiert. Jagdhornbläser umrahmten den Abend.

   Die Einnahmen der Jagdgenossenschaft bestehen aus den Pachtabgaben der Jäger. Die Bearbeitung von Pachtverträgen, Jagdkataster und allem was dazu gehört, wird von Mitarbeitern der Pflanzenbau AG Wagun ehrenamtlich durchgeführt.

   Jeder Grundstückseigentümer kann sich auch die Pacht auszahlen lassen. Jedoch sind viele Flächen auch sehr klein oder oft noch mehrere Eigentümer eingetragen, was eine genaue Berechnung zu bürokratisch macht.

   Die Jagdgenossenschaft spendete für die Feuerwehr Neukalen, für das Waldschulheim Franzensberg, für die Kirche Neukalen zur Sanierung von Orgel und Glocke, dem Kriegerdenkmal in der Bahnhofstraße sowie die beiden Gedenksteine zur Ortsgründung in Warsow. Auch andere Vereine wurden mit Spenden bedacht.

   Diese Spenden setzten sich aus den Mitteln der Jagdabgabe zusammen, die nach einer bestimmten Frist nicht von den Eigentümern angefordert wurden.

   Nachdem der ehemalige Bürgermeister Günter Plagens seine Amtszeit beendet hatte, übernahmen die jeweils amtierenden Bürgermeister: Ronald Krüger und jetzt Willi Voß die Funktion im Vorstand der Jagdgenossenschaft.

   Einige Jahre vor seinem Tod äußerte das Vorstandsmitglied Werner Seemann, daß er aus Altersgründen nicht mehr kandidieren wollte, wofür man Verständnis zeigte. Der Warsower Landwirt, Eckhard Siebken - Sontopski, nahm dann seinen Platz ein.

   Die Jagdgenossenschaft und ganz besonders der Vorstand werden auch weiterhin die Rolle als Vermittler zwischen Landwirten, Grundstückseigentümern und Jägern einbringen. Es soll ja nicht ein Gegeneinander, sondern ein Miteinander bei den Beteiligten sein. Denn die Jagdausübung sollte auch weiterhin in der Hand ortsansässiger Jäger bleiben.

 

Gemütliches Beisammensein des Jagdvorstandes in der Jagdhütte Neukalen am 20. November 1998

 

Gemütliches Beisammensein des Jagdvorstandes in der Jagdhütte Neukalen am 20. November 1998

 

 

Ansprache des Bürgermeisters Günter Plagens zur Festveranstaltung 100 Jahre Jagd in Neukalen am 26. Februar 2000

 

Ansprache des Bürgermeisters Günter Plagens
zur Festveranstaltung "100 Jahre Jagd in Neukalen"
am 26. Februar 2000