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Bodenreform in Schlakendorf

 

Karl-Heinz Päplow

 

 

   Die Bodenreform, eine Festlegung der Siegermächte des zweiten Weltkrieges, wurde als staatliche Maßnahme in der sowjetischen Besatzungszone umgesetzt. Aufteilung der Flächen von dem Staatsgut Schlakendorf in ca. 10 ha für Siedler bzw. 4 ha Handwerkersiedlung, die von Neusiedlern, ehemalige Landarbeiter vom Gut, Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf Antrag übergeben wurden. Jede Siedlungsfläche bestand aus Acker, Wiese, Weide und Wald.

   Im zweiten Halbjahr 1945 liefen die Vorbereitungen, indem beauftragte Landvermesser nach den vorgegebenen Größen die Aufteilung der Flächen des Staatsgutes und die Abgrenzung durch Einschlagen von Grenzpfählen vornahmen. Staatliche Vertreter organisierten Versammlungen mit Landarbeitern, Umsiedlern innerhalb des Ortes und informierten sie über den Inhalt und Durchführung der Bodenreform. Gleichzeitig wurde von den Anwesenden eine Bodenreformkommission gewählt, die für die Umsetzung mit verantwortlich war. Im Herbst 1945 erfaßten Vertreter des Staates mit beauftragte Dorfbewohner das tote und lebende Inventar.

   Ab Oktober 1945 hatte jeder Landarbeiter, Umsiedler, Flüchtling die Möglichkeit einen Antrag auf eine Siedlung der Bodenreform zu stellen. Alle Antragsteller wurden bei der Landzuteilung gleichberechtigt durch Verlosung behandelt. Nach der Verlosung Anfang des Jahres 1946 erfolgte die Übergabe von Besitzurkunden sowie die Eintragung beim Amtsgericht Malchin und die Aushändigung von Grundbüchern für jeden Neusiedler. Jeder Neusiedler nahm auch an der Auslosung von vorhandenen lebenden und toten Inventar des Gutes teil, das als Grundlage für die eigene zukünftige Wirtschaft dient. Dazu gehörten Pferde, Kühe, Ackerwagen, Geräte und Kleinmaschinen für den Einsatz mit Pferden.

   Die Wohn- und Stallgebäude gingen in der Mehrzahl sofort in das Eigentum der darin seit Jahrzehnten wohnenden Landarbeiter über. Gebäude und Stallanlagen vom Gute erhielten die Umsiedler anteilig als Wohn- und Stallanlage. Seine Ausstattung, bzw. den Aus- und Umbau mußte jeder Neusiedler selbst finanzieren.

   Der Grund und Boden sowie lebendes und totes Inventar wurde schuldenfrei und kostenlos an die Neubauern übergeben. Als Unkosten: Vermessungsarbeiten, Anlegen und Führen der Grundbücher waren je ha ca. 200,- Mark in zwanzig Jahresraten an den Staat zu zahlen.

   Im Jahr 1946 Kommitee für gegenseitige Bauernhilfe (VdgB) gegründet. Die VdgB organisierte Ausleihe der aus der Bodenreform übernommenen landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte, z. B. Dreschmaschinen, Mähbinder usw. Ebenfalls stellte die VdgB finanzielle Mittel. Kredite den Neubauern zum Aufbau ihrer Wirtschaften zur Verfügung.

   Im ersten Halbjahr 1946 war die erste Viehzählung, Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Geflügel von Beauftragten des Staates. Danach hat jeder Neubauer Auflagen erhalten, landwirtschaftliche Produkte an den Staat abzuliefern (Staatliches Soll).

   Veränderungen innerhalb des Ortes Schlakendorf durch die Neubauern, indem die alten Einwohner (Tagelöhner) ihre Stallanlagen umbauten, aber auch teilweise durch Neubau von Stall und Scheune erweiterten. Flüchtlinge, Umsiedler, die bereit waren, eine Siedlung zu übernehmen, wurden voll in den Umwandlungsprozeß eingeordnet.

   Familie Peter bekam eine Hälfte von dem ehemaligen Pferdestall zugewiesen, den sie als Wohnanlage und Stall ausbauten. Die andere Hälfte des Pferdestalles übernahm Familie Karge für die weitere Nutzung als Wohnraum und den Ausbau des Stalles. Später baute Karge ein Wohnhaus neben dem Pferdestall.

   Familie Hahmann blieb in den Fremdenzimmern mit Waschküche und Melkenkeller wohnen, aber durch Umbau verbesserten sie ihre Wohnverhältnisse und schafften eine Stallanlage. Später haben die Familien Peter und Hahmann Schlakendorf verlassen und sind in die Umgebung von Löcknitz gezogen, indem jeder einen Bauernhof käuflich erworben hat.

   Familie Wilke und Familie Reinke übernahm je eine Hälfte von dem ehemaligen Schweinestall, den sie als Wohnung ausbauten und den Rest als Stall nutzten.

   Walter Salow und Erna baute den Hühnerstall als Wohnraum aus und nutzten eine Hälfte des Mehrzweckgebäudes als Stall. Die andere Hälfte des Mehrzweckgebäudes übernahm Heinz Brahs, die er als Wohnraum und Stallanlage ausbaute.

   Familie Moll kaufte eine Bauernwirtschaft in Warsow - Ausbau (Flöhbarg) und verzog, indem sie mit Familie Ignatz Schnierer, die dort wohnte, durch Tauschden Wohnort wechselten. Familie Schnierer zog aber in die Wohnung von Familie Küster, Schlakendorf 5, die nicht bereit waren, eine Siedlung zu übernehmen und nach Neukalen verzogen.

   Die Wohnung von Familie Moll bezog Paul Bleck mit Ida Küster und übernahm diese Siedlung. Paul Bleck baute eine Scheune mit der Dacheindeckung aus Schindel. Sprachgebrauch im Ort: "Paulchen als Bürgermeister im Ort, der immer schwindelt, deckt sein Scheunendach mit Schindel".

   Familie Rolf Bakema zog in das alte Haus (altes Dorf) von Paul Bleck ein und baute später ein neues Einfamilienhaus auf diesem Gelände.

   Familie Strek als Gärtner bewirtschaftete den Obst- und Gemüsegarten sowie einen Teil der Parkanlage des Gutes. Stellte im Park eine Baracke auf, die sie als Wohnraum nutzten. Später übernahm die Familie Thiel die gesamte Anlage.

   Familie Hans Trautvetter, Tischler, kam von Westberlin und zog im Gutshaus, Giebelseite zum Park, ein. Er übernahm eine Handwerkersiedlung und dazu gehörte der Maschinenschuppen sowie als Stall die Giebelseite von der Haferscheune. Später zog Familie Trautvetter nach Waren/Müritz und arbeitete dort als selbständiger Handwerker im Gewerbe als Tischler.

   Die selbständigen Handwerker Stellmacher Walter Gragert und Schmied Oskar Schulz bauten ihre eigene Werkstatt an der Straße Richtung Karnitz am Anschluß von dem Schulgarten.

   Maurer Pap baute für seine Familie ein Wohnhaus auf der Fläche neben der neuen Stellmacherei von Gragert.

   Weiterer Bau von Häusern an dieser Straße hinter der Einfahrt nach Franzensberg (Düstern Sack), Werner Hilbricht baute ein Siedlungshaus aus Ziegel, Familie Karl Schmidt, Familie Matteis, Familie Turin ein Siedlungshaus mit Stallanlagen aus Lehm. Alle Wände wurden aus Lehm nach alter Baumethode hergestellt und die Dächer mit Schilf eingedeckt.

   Familie Georg Kuhl, Zimmermann, baute ein Wohnhaus aus Ziegel, ebenfalls an der Straße, aber auf dem ehemaligen Trockenplatz für Wäsche vom Gutsbesitzer.

   Der Sohn, Hans Kuhl, Zimmermann, von Georg Kuhl baute später ein Holzhaus auf dem ehemaligen Sportplatz am Ortseingang des Dorfes.

   Gustav Heller, Zimmermann, baute für seine Familie ein kleines Haus aus Holz, Barackenstil, im Park neben der Lindenallee.

   Die Handwerker Georg Kuhl, Hans Kuhl, Gustav Heller und Pap waren als Arbeiter bei der Baufirma Lange in Neukalen angestellt und haben vorrangig Bauarbeiten in Schlakendorf durchgeführt.

   Als Baumaterial nutzte jeder Bauherr teilweise aus den selbst erworbenen Abrißmaterial der alten Fachwerk gebauten und mit Schilf eingedeckten Scheunen und Ställe des Gutes.

   Für alle Neubauern stand nun die Aufgabe mit eigenen Kräften ihre Siedlung zu bewirtschaften.

 

Aus dem Dorfleben um 1950 (1)

 

 

Aus dem Dorfleben um 1950 (2)

 

 

Aus dem Dorfleben um 1950 (3)

 

 

Aus dem Dorfleben um 1950 (4)

 

 

Aus dem Dorfleben um 1950 (5)

 

Aus dem Dorfleben um 1950

 

 

Dreschplatz nördlich vom Gutshaus, etwa 1952

 

Dreschplatz nördlich vom Gutshaus, etwa 1952

 

 

Häuser in Schlakendorf

 

 

Haus Nr. 14

 

Haus Nr. 14

 

 

Haus Nr. 24

 

Haus Nr. 24 von Gustav Heller im Park, 1948

 

 

Haus Nr. 36 von Hans-Werner Brahs, Lehmbau, 1948

 

Haus Nr. 36 von Hans-Werner Brahs, Lehmbau, 1948

 

 

Haus Nr. 38

 

Haus Nr. 38

 

 

Pause beim Getreidedreschen, 1949

 

Pause beim Getreidedreschen, 1949

 

 

Dorfschmiede, Sept. 1951

 

Dorfschmiede, Sept. 1951

 

 

Dorfstraße um 1955

 

Dorfstraße um 1955